Der Zeit weit voraus
Das Spandauer Volksblatt und der Frauenfußball
Anlässlich der Frauenfußball-Europameisterschaft und des Endspiels zwischen England und Deutschland veröffentlichte die "Süddeutsche Zeitung" am 29. Juli das hier abgebildete Foto, samt kurzem Text.
Das Bild entstand 1957 bei einer inoffiziellen Frauenfußball-EM, die im Berliner Poststadion ausgetragen wurde. Auch damals hieß das Endspiel England gegen Deutschland, die Engländerinnen gewannen mit 4:0.
Das Turnier habe unter "keinem guten Stern" gestanden, formulierte die Süddeutsche. Denn insgesamt hätten nur vier Teams teilgenommen, neben den beiden Finalistinnen noch die Niederlande und Österreich.
Sehr erbost über die Veranstaltung sei vor allem der Deutsche Fußball Bund (DFB) gewesen. Der hatte 1955 Fußball der Frauen aus "grundsätzlichen und ästhetischen Gründen" verboten. Anlässlich der EM im Poststadion drohte der DFB Berlin, keine Länderspiele der Männer mehr in die Stadt zu vergeben, wenn sie sich jetzt auf Spiele der Frauen konzentrieren wolle.
Ganz anders war der Tenor damals dagegen in einem Bericht des "Spandauer Volksblatts", aus dem in dem Text zitiert wird. "Es ist an der Zeit, sich mit dem Fußball der Damen zu beschäftigen", hieß es dort "weitsichtig" anno 1957.
Trotz solcher Fürsprache brauchte es dafür noch einen langen Weg. Erst 1970 erlaubte der DFB offiziell den Frauenfußball. Danach dauerte es weitere mehr als zehn Jahre, ehe das erste anerkannte Länderspiel stattfand.
Seither hat das deutsche Team zahlreiche Titel gewonnen, wurde Welt- und Europameister und 2016 Olympiasieger. Auch die EM in England in diesem Jahr war eine Erfolgsgeschichte. Trotz der Niederlage im Finale am 31. Juli. Und mit dem "Fußball der Damen" haben sich gerade in den vergangenen Wochen viele Menschen beschäftigt.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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