Auf der Suche nach der wahren Erkenntnis
Buddhistische Gesellschaft ist offen für alle buddhistischen Richtungen
Wulffstraße 6. Der Sitz der Buddhistischen Gesellschaft Berlin (BGB) liegt etwas versteckt in der kleinen Straße hinter dem Schlosspark Theater. Nur ein Schaukasten davor weist darauf hin, dass im Souterrain des Miethauses Buddhisten und an der Buddha-Lehre Interessierte einen Ort zum Meditieren finden. Sie haben dort die Möglichkeit, durch Belehrungen, Meditationsseminare und Vorträge die Lehren des Buddhismus kennenzulernen und zu vertiefen.
Bevor man die Räume der Buddhistischen Gesellschaft betritt, muss man zunächst in riesengroße Filzpantoffel schlüpfen. Die Räume sind mit weichem Teppichboden ausgelegt und verströmen eine behagliche Atmosphäre. Hier wird meditiert und finden Seminare statt. Im größten der Räume thront eine große Buddha-Figur, die von zwei weiteren, kleineren Buddhas flankiert wird. Die unterschiedlichen Figuren stehen für die unterschiedlichen Richtungen des Buddhismus.
„Im Buddhismus gibt es verschiedene Richtungen. Das hängt von den jeweiligen Herkunftsländern ab“, erklärt Renate Noack, die gemeinsam mit ihrem Mann Rainer der BGB vorsteht. Hauptsächlich gebe es die beiden großen Richtungen des Theravada-Buddhismus in Indien, Sri Lanka und Myanmar, sowie den Mahayana-Buddhismus in China, Korea und Japan. Außerdem gibt es in Tibet eine eigene Art des Buddhismus und in den Ländern Ostasiens auch den Zen-Buddhismus. Aber: „Alle Richtungen verfolgen ein Ziel, nämlich die Befreiung vom Leid und die Entwicklung des eigenen Geistes“, sagt Rainer Noack. Der 72-jährige Doktor der Chemie ist seit 1990 Vorsitzender der BGB. Bevor er zum Buddhismus kam, gehörte der der katholischen Kirche an. Sein Interesse am Buddhismus wurde durch einen Vortrag eines Zen-Priesters geweckt.
Religion ohne Schöpfergott
Im Zentrum des Buddhismus steht die Lehre des Buddhas. Demnach kann jeder Mensch mithilfe von Meditation durch Erleuchtung zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Anders als in den anderen Religionen Christentum, Islam und Judentum gibt es im Buddhismus keinen Gott. „Buddha ist kein allmächtiger Schöpfgott. Er kann uns nicht erlösen, aber er weist uns den Weg zur Erleuchtung“, erklärt Renate Noack. Für sie selbst bedeutete die Begegnung mit dem Buddhismus eine Kehrwende in ihrem Leben. Ihr wurde klar: „Irgendwas musst du ändern“. Die Gymnasiallehrerin für Deutsch und Philosophie lernte einen Zen-Meister kennen und war von der Lehre Buddhas fasziniert. Durch den Glauben an Wiedergeburt und Karma beschäftigen sich Buddhisten viel mehr mit dem Zustand der Erde, setzen auf Mitgefühl und Hilfsbereitschaft und wollen sich von Leid bringenden Gedanken wie Gier, Wut und Hass befreien. In welche Welt sie wieder geboren werden, dafür sei jeder selbst verantwortlich. „Die Menschen säen selbst die Samen für ihr Glück oder Leid,“ erklärt die 72-Jährige, die seit 2003 auch buddhistischen Religionsunterricht an den Berliner Schulen angeboten hat. Damit war sie deutschlandweit die einzige.
Die Buddhistische Gesellschaft Berlin ist 1951 gegründet worden. Ihre Anfänge gehen bis in die 1920er Jahre zurück. 1924 wurde das „Buddhistische Haus“ in Frohnau gegründet, nach dem Krieg wurde es nicht mehr genutzt. 1985 bezog der gemeinnützige Verein, der für alle buddhistischen Richtungen offen ist, die Räume in der Wulffstraße. „Wir bieten etwa einmal im Monat ein Wochenendseminar an, bei dem die verschiedenen Schulrichtungen und Traditionen des Buddhismus ausgewogen berücksichtigt werden“, sagt Rainer Noack. Zudem gibt es die Möglichkeit zur Information über buddhistische Aktivitäten oder zur regelmäßigen Meditation. Aus einer Bibliothek mit rund 1500 Büchern können sich auch Nichtmitglieder Bücher zum Buddhismus ausleihen. Mitglied der Buddhistischen Gesellschaft kann jeder werden, der sich ernsthaft mit der buddhistischen Lehre beschäftigen möchte und die Satzung akzeptiert. Die Aufnahme erfolgt nach einem persönlichen Gespräch mit dem Vorstand.
Weitere Informationen und Kontakt unter www.buddhistische-gesellschaft-berlin.de.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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