Staatliche Museen erinnern mit Gedenktafel an einstigen Direktor Curt Glaser

Michael Eissenhauer und Hermann Parzinger mit den Nachfahren Curt Glasers, Valerie Sattler und Paul Livant. | Foto: KEN
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Tiergarten. In einer kleinen Feierstunde haben die Staatlichen Museen zu Berlin eine Gedenktafel zur Erinnerung an ihren einstigen Direktor der Kunstbibliothek, Curt Glaser, enthüllt.

Zwischen Windfang und Garderobe hängt nun im Foyer der Bibliothek am Kulturforum die Tafel aus Edelstahl. Gegenüber erzählen Exponate in Schaukästen noch bis zum 5. Juni von Glasers Leben, seiner Tätigkeit als Publizist und Sammler sowie von seiner Laufbahn als Museumswissenschaftler und Direktor der Kunstbibliothek seit 1924, die nur zwei Monate nach der nationalsozialistischen Machtübertragung Ende Januar 1933 wegen seiner jüdischen Wurzeln abrupt endete.

„Wir bitten ihn und seine Familie um Entschuldigung“, sagte Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen, zu Glasers Nachfahren, die zur Gedenktafelenthüllung aus den USA gekommen waren. Curt Glaser habe die Staatlichen Museen gefördert, gedankt worden sei es ihm mit Unrecht und der Zerstörung seiner Existenz, so Eissenhauer.

Der 1879 geborene Curt Glaser war nicht nur von seinem Amt suspendiert, im September 1933 endgültig entlassen und zur Emigration gezwungen worden, in zwei Auktionen kurz vor und nach den Bücherverbrennungen im Mai 1933 hatte er große Teile seiner umfangreichen Kunst- und Grafiksammlung und seiner Wohnungseinrichtung versteigern lassen, – unter Wert versteht sich. Das Kupferstichkabinett selbst, dem Glaser wenige Wochen zuvor noch vorstand, hatte auf einer dieser Auktionen vier wertvolle grafische Werke von Edvard Munch und Ernst Ludwig Kirchner aus Curt Glasers Besitz erworben.

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) hat sich 2012 auf die Rückgabe dieser vier Werke an die Erben geeinigt. Fünf weitere Werke aus Glasers Sammlung im Kupferstichkabinett und in der Kunstbibliothek sind mit Zustimmung der Familie im Besitz der Staatlichen Museen geblieben. Zu Beginn dieses Jahres gab es eine weitere Übereinkuft zwischen SPK und den Erben Curt Glasers, als bei Provinienzforschungen weitere Werke als aus dem Besitz Glasers stammend identifiziert worden waren.

SPK-Präsident Hermann Parzinger betonte in seiner Rede, dass Curt Glaser die entscheidenden Fundamente der Kunstbibliothek für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gelegt habe. „Er war einer der universellsten Kunsthistoriker der Weimarer Zeit und ein eifriger Publizist“, so Parzinger weiter. Er habe das gesellschaftliche Leben Berlins geprägt und die Kunstbibliothek zu einem Zentralinstitut der kunstwissenschaftlichen Forschung ausgebaut. Die Gedenktafel sei ein Stück Aufarbeitung der unseligen Vergangenheit.

Moritz Wullen, heutiger Direktor der Kunstbibliothek, mutmaßte, er arbeite an dem Schreibtisch, an dem schon Curt Glaser saß und womöglich den verhängnisvollen Brief entgegennahm. „Seine Arbeitsnormalität ist in einen Albtraum gekippt“, sagte Wullen.

Curt Glaser ging über Frankreich, die Schweiz, Italien und Kuba ins US-amerikanische Exil. Beruflich wie persönlich hat er nie mehr Fuß gefasst. Er starb 1943 in Lake Placid im Bundesstaat New York. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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