"Ein besonderer Baum
Lenné-Akademie stellt Lenné-Eiche symbolisch unter Schutz
Die Lenné-Eiche im Tiergarten ist ein Methusalem. Sie überstand den kalten Nachkriegswinter 1945 und hat Ben Wagin als Baumpaten. Genug Gründe für die Lenné-Akademie, die Eiche unter Gartendenkmalschutz zu stellen. Zumindest symbolisch.
Knorrig, mit schütterer Krone, aber tief verwurzelt: An die 220 Jahre alt soll sie sein, die Lenné-Eiche, vielleicht auch zehn Jahre älter. Sie steht an der John-Foster-Dulles-Allee zwischen dem Haus der Kulturen der Welt und dem Carillon (Glockenspiel). Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. fuhr hier einst mit der Kutsche vorbei.
Nun sind 220 Jahre kein bemerkenswertes Alter für eine Eiche. „Und trotzdem ist sie in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Baum“, sagt Hans-Jürgen Pluta. „Lenné höchstpersönlich hat in seinem Entwurf zum Großen Tiergarten genau an dieser Stelle eine Eiche eingezeichnet.“ Pluta weiß das als Vorstand der Lenné-Akademie für Gartenbau und Gartenkultur. Außerdem überstand die Traubeneiche den eisigen Winter 1945/46, als die meisten der rund 200 000 Bäume des Tiergartens zu Brennholz wurden. Pluta ist sich sogar sicher: „Die Eiche ist heute der älteste Baum im Tiergarten.“ Für die Lenné-Akademie gehört der Baumveteran darum schon lange unter Gartendenkmalschutz gestellt. „Doch passiert ist das bis heute nicht. Die Eiche hat ja nicht mal eine gepflegte Baumscheibe“, sagt Plutas Vorstandskollegin Cornelia Oschmann. Beide sind zur Eiche gekommen, um ihr symbolisch das Gartendenkmalzeichen an den dicken Stamm zu hängen, damit der Baum wieder ins öffentliche Bewusstsein rückt, sagt Pluta. Auch Ben Wagin war dabei. Berlins bekanntester Baumschützer, Aktionskünstler und Bildhauer ist Pate der alten Lenné-Eiche. Seit Juni 2009, als das „Parlament der Bäume“ die Eiche einstimmig zu seinem „Präsidenten“ wählte.
Stecklinge gezogen
Der Tiergarten ist seit 1991 Gartendenkmal, wie der Pariser Platz oder der Schlosspark Charlottenburg. Die Lenné-Eiche aber steht nicht unter besonderem Schutz. Warum nicht, darüber können Pluta und Oschmann nur spekulieren. „Es ist offenbar schwierig, alle Behörden unter einen Hut zu bekommmen. Der Bezirk sagt, er sei nicht zuständig. Und beim Landesgartendenkmalamt sind unsere jahrelangen Versuche fruchtlos geblieben.“ Was schade sei, sagt Oschmann, denn wirklich gut sehe die Eiche nicht mehr aus. „Das Totholz müsste mal herausgeschnitten werden.“ Wenigstens konnten im August 2009 bei einer gemeinsamen Aktion mit dem Bezirk Stecklinge aus der Krone genommen werden. „Die haben wir dann veredelt und konnten so genetisch identische Nachkommen des berühmten Baumes ziehen“, erklärt Cornelia Oschmann. Die Stecklinge sind mittlerweile in verschiedenen öffentlichen Gärten zu jungen Bäumen gereift – im Charlottenhof in Potsdam zu Beispiel oder im Rosengarten Forst in der Lausitz. Damit die Lenné-Eiche nicht ausstirbt.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.