Museumsreif und doch verkäuflich: Abdullah Demir sammelt mit großer Leidenschaft Brillen

Abdullah Demir mit seiner verrücktesten Brille (links), einer Mikli-Nasenbrille, und seiner derzeitigen Lieblingsbrille, einer Steampunk-Sonnenbrille von Matsuda. | Foto: KEN
  • Abdullah Demir mit seiner verrücktesten Brille (links), einer Mikli-Nasenbrille, und seiner derzeitigen Lieblingsbrille, einer Steampunk-Sonnenbrille von Matsuda.
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Tiergarten. Etwas versteckt in der Potsdamer Straße wartet ein wahrer Schatz auf Entdeckung. Abdullah Demir hat originale Designer-Brillen der 70er- bis 90er-Jahre zusammengetragen. Im ehemaligen Pförtnerhaus des Tagesspiegels sind sie zu bestaunen – und zu kaufen.

Für sein ungewöhnliches Angebot macht der Kreuzberger, der ganz bescheiden mit dem Fahrrad zu seinem Geschäft fährt, nicht groß Werbung. In der Durchfahrt zu den heutigen Mercator-Höfen, Potsdamer Straße 79, lockt eine lebensgroße Grace-Jones-Figur – natürlich extravagant bebrillt und von einer Kerze erhellt – in den Ausstellungs- und Verkaufsraum. Auch der ist so ungewöhnlich, wie es die 2000 von 10.000 Brillen sind, die der 46-Jährige dort versammelt hat. Das Museum und Geschäft gleicht dem Inneren eines U-Boots.

Neulich sei Jean-Paul Gaultier hier gewesen, erzählt Demir nicht ohne Stolz. Der französische Modeschöpfer habe eine Brille gekauft, die er 1969 für Pierre Cardin kreiert habe. Um Brillengestelle solcher Art handelt es sich also bei den Stücken des „Brillenschatzes“. Anzumerken ist, dass die Preise für die Unikate nicht durch die Decke gehen. „Normale“ Brillenoptiker haben ein vergleichbares Preisniveau.

Die Siebziger, Achtziger und Neunziger seien die schönsten Brillen-Jahrzehnte gewesen, meint Abdullah Demir. „Es gab viele Formen. Sie waren sehr bunt und poppig.“ 80 Prozent seines Sammlungsbestandes stammen aus dieser Zeit. Aber der Sammler hat auch eine kleine Auswahl an Brillen der 20er- bis 50er-Jahren.

Abdullah Demir, der, wie er erzählt, in einer strengen türkischen Familie aufgewachsen ist, hat zuerst Musik gemacht. Für türkische Jazzmusik griff er in die Tasten. Doch er erkrankte schwer. Nach seiner Genesung, so Demir, habe er sich „wie neu geboren“ gefühlt. Wie er zu den Brillen und seiner Sammlerleidenschaft gekommen ist? „Beim Nachdenken darüber, wie ich in dieser Gesellschaft funktionieren und glücklich sein kann“.

Und durch Zufall. Vor 15 Jahren begegnete er auf dem Trödel- und Kunstmarkt an der Straße des 17. Juni einem Händler, der alte Brillen verkaufte. Abdullah Demir tat es ihm gleich, verlegte sich aber auf ausgefallene und hochwertige Modelle. „Ich habe Glück gehabt. So wie damals ist es heute nicht mehr möglich.“

In den Jahren hat er seine Quellen für die außergewöhnlichen Designer-Brillen gefunden. Aber wie ein Pilzsammler, der seine Fundstellen nicht verrät, hüllt sich Demir auf die Frage charmant in Schweigen, wo er alle diese von Porsche, Alpina, Ray Ban, Jean-Paul Gaultier, Casanova oder Alain Mikli kreierten Schönheiten finde. Nur soviel: Bestände aus aufgelösten Optikergeschäften sind auch dabei.

Abdullah Demirs derzeitige Lieblingsbrille ist eine Matsuda-Sonnenbrille von 1989 im Steampunk-Design. „Die Schauspielerin Linda Hamilton trug sie 1991 in Terminator II.“ Die Verrückteste unter seinen Brillen aber ist eine 1988 von Mikli entworfene „Nasenbrille“. Lady Gaga und Elton John tragen diese Brillen gerne. „Sie ist für mich ein Museumsstück“, so Demir. KEN

Mehr zum Brillenschatz von Abdullah Demir ist im Internet auf www.brillenschatz.de zu erfahren.
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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