Werden Straßen umbenannt?
Dossier gibt in vier Fällen im Bezirk entsprechende Empfehlungen ab

Drei Straßen und ein Platz in Treptow-Köpenick sollen den Empfehlungen einer 2021 durchgeführten Studie zufolge umbenannt werden.

Mitte Dezember hatte der Politikwissenschaftler Dr. Felix Sassmannshausen im Auftrag des Ansprechpartners des Landes Berlin zu Antisemitismus, Prof. Dr. Samuel Salzborn, ein Dossier zu Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin vorgestellt. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass in Berlin 290 Straßennamen antisemitische Bezüge aufweisen. Den Bezirk Treptow-Köpenick betreffend tauchten 16 Straßen und drei Plätze in dem Dossier auf.

In manchen Fällen, zum Beispiel bei der Fichte-, Fontane- und Nieberstraße, wird eine Kontextualisierung empfohlen. Bei anderen Fällen, zum Beispiel bei der Friedrich-List-, Goethe-, Igo-Etrich-, Karl-Ziegler-, Pestalozzi-, Roedern- und Schmollerstraße sowie dem Schmoller- und Steinplatz, werden eine weitere Recherche oder Forschung vorgeschlagen. In vier Fällen allerdings regt das Dossier direkt die Umbenennung an. Es handelt sich um die Lutherstraße in Rahnsdorf, die Bodelschwinghstraße in Baumschulenweg, die Arndtstraße sowie den Arndtplatz in Adlershof.

Die Arndtstraße und der Arndtplatz sind benannt nach dem Historiker und Dichter Ernst Moritz Arndt. „Ernst Moritz Arndt war Vertreter eines aggressiven Nationalismus, den er mit antifranzösischen Ressentiments begründete. In dem Kontext äußerte er sich auch offen frühantisemitisch. Dies lag in seinem nationalistischen Weltbild begründet“, heißt es im Dossier. Die Bodelschwinghstraße wurde benannt nach dem Theologen und evangelischen Geistlichen Friedrich Christian Carl Bodelschwingh, der ein antisemitisches Weltbild vertrat. Der Theologieprofessor Martin Luther, Namensgeber der Lutherstraße, verfasste wiederum antijüdische Schriften, die prägend für die Verbreitung von Antijudaismus waren.

Ob Straßennamen wegen antisemitischer Bezüge umbenannt oder lediglich durch Erläuterungen, beispielsweise an Straßenschildern, ergänzt werden sollten, ist politisch umstritten.

Über Straßenumbenennungen entscheidet in der Regel die Bezirksverordnetenversammlung. Bisher gab es dazu aber noch keine auf das Dossier bezugnehmenden Anträge der Parteien.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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