Holzhäuser fürs Bauparadies: Abenteuerspielplatz Telux bekommt moderne Gebäude
Wedding. Große Freude für die Kids vom Abenteuerspielplatz (ASP) Telux. Ende des Jahres beginnt der Bau von „Telux's Neuen Häusern“, wie die Architekten vom Berliner Büro larssonarchitekten ihren Siegerentwurf nennen.
Sägen, bohren, hämmern, bauen und einreißen: Der Abenteuerspielplatz auf dem sogenannten grünen Dreieck zwischen Tegeler Straße und Luxemburger Straße ist seit knapp 45 Jahren ein Paradies für Großstadtkinder. Was 1973 mit der Besetzung durch Eltern aus dem Kiez und einem Bauwagen begann, ist heute der älteste Abenteuerspielplatz Deutschlands. Der Telux, seit 1975 Einrichtung des Jugendamtes, ist eine Institution in einem Kiez, der schon immer sozialer Brennpunkt ist. Ganzjährig geöffnet, gibt es hier zahlreiche Angebote für Kinder von sechs bis 14 Jahren. Im Sommer kommen bis zu 200 täglich, um im Hüttendorf an einer der 16 Holzbuden zu nageln oder die anderen Angebote von Tischtennis bis Kurse in den Werkstätten zu nutzen.
Auf dem Telux kann man aber auch einfach nur abhängen, Fußball auf dem Bolzplatz spielen oder ein echtes Lagerfeuer machen. Die einzige Regel, die es hier gibt, ist, „dass auf dem Platz Verbieten verboten ist“, wie Telux-Chefin Maria Richter sagt. Sie ist Kiez-Urgestein und leitet seit 27 Jahren das Bauparadies. Obwohl hier jeder hämmern, sägen oder zündeln darf, ist noch nie was Schlimmes passiert, sagt Richter.
Zukunft ungewiss
Das einzige Damoklesschwert, das immer drohend über dem 5000 Quadratmeter großen Gelände schwebt, ist die Zukunft des Areals. Immer wieder gab es Bestrebungen, auf dem Gelände Wohnungen oder eine Schule zu bauen. Seit einigen Jahren haben die ASP-ler etwas Ruhe von den Bebauungsdiskussionen, doch dauerhaft gesichert ist das Gelände im Flächennutzungsplan bis heute nicht. Aber mit der Entscheidung des Bezirkes, zwei neue Gebäude an der Stelle des baufälligen Containers und einer maroden Hütte auf dem Telux zu bauen, ist wieder Zeit gewonnen. Denn die 870 000 Euro teuren Bauten, die bis Ende 2018 entstehen, haben mindestens zehn Jahre Bestandsschutz.
Finanziert werden die modernen Holzhäuser aus dem Städtebauförderprogramm Aktive Zentren. Maria Richter freut sich riesig, denn Neubauten sind schon lange nötig, waren aber immer wieder aus der bezirklichen Investitionsplanung gefallen.
Kinder entscheiden mit
In einem Wettbewerb konnte sich im November das Büro larssonarchitekten durchsetzen. Drei Büros hatten ihre Entwürfe eingereicht. Die Kinder hatten zwei Vertreter in der Jury. Und die wollten unbedingt den Entwurf der Architektin Jacqueline Larsson. Wie Maria Richter sagt, hatten die Erwachsenen von Bezirk und Senat in der Jury die anderen Entwürfe präferiert, doch am Ende ist die Jury dem Wunsch der Kindervertreter gefolgt.
Der größte Pluspunkt vom Büro larssonarchitekten war, dass sie ihre Neubauten exakt auf der Stelle geplant hatten, auf der die alten Hütten stehen. In den Konkurrenzentwürfen waren die Häuser zum Beispiel auf dem Bolzplatz angeordnet. „Das wollten die Kinder nicht“, sagt Richter. Architektin Jacqueline Larsson betont, dass sich ihre Bauten architektonisch bewusst unterordnen. „Sie sollen keine Konkurrenz für das sein, was die Kinder hier geschaffen haben“, sagt sie. Das, und dass das Larsson-Team als einziges vorher auf dem Platz war, um mit den Kindern über ihre Wünsche zu reden, wie Maria Richter sagt, habe wohl auch den Ausschlag für die Kinder gegeben.
„Telux's Neue Häuser“ werden mehr Platz als bisher bieten. So sind ein eigener Mädchenraum und ein großer Mehrzweckraum geplant. Die Fläche erhöht sich um 166 auf dann zusammen mit den bestehenden drei anderen Häusern auf 449 Quadratmeter.
Abriss und Neubau erfolgen bei laufendem Betrieb – der Telux ist schließlich eine immer geöffnete Dauerbaustelle. Wo es möglich ist, sollen die Kids beim Bau mithelfen dürfen. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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