Neuer Name für den Nettelbeckplatz
Heimatverein will „Unbesungene Heldinnen“ ehren

Der Nettebeckplatz soll umbenannt werden. Der Heimatverein schlägt den Namen „Platz der unbesungenen Heldinnen“ vor. | Foto:  Dirk Jericho
  • Der Nettebeckplatz soll umbenannt werden. Der Heimatverein schlägt den Namen „Platz der unbesungenen Heldinnen“ vor.
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Dass der Nettelbeckplatz umbenannt wird, steht nach einem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vom August 2021 fest. Der Weddinger Heimatverein hat eine Anregung: „Platz der unbesungenen Heldinnen“.

Bernd Schimmler, Vorsitzender des Heimatvereins, begründet den Vorschlag: „Als ein Zeichen für die Zivilcourage im Kleinen ehren wir die Weddinger Frauen, die im Nazireich jüdischen Mitbürgern das Leben gerettet haben.“ In Yad Yashem in Israel seinen diese Frauen bereits als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet worden.

In der Kellerwohnung versteckt

Geehrt werden sollen Franziska Bereit, Marie „Mieze“ Burde und Stepanie „Fanny“ Hüllenhagen. Franziska Bereit (1893-1958), ein Kindermädchen, versteckte eine Familie in ihrer Zweizimmerwohnung in der Malplaquetstraße 38. Marie Burde (1892–1963) war Zeitungsverkäuferin und Lumpensammlerin. Sie bot drei Brüdern Unterschlupf in ihrer Kellerwohnung in der Tegeler Straße 13. Als das Haus zerbombt wurde, zog sie mit ihren Schützlingen in ihre Gartenlaube in Schönow. Die Näherin Stephanie Hüllenhagen (1893–1967) versteckte in ihrer Einzimmerwohnung in der Bellermannstraße 14 ihre jüdische Bekannte Dr. Helene Leroi (1894–1950). An den jeweiligen Wohnhäusern der Frauen hängen Gedenktafeln.

Bernd Schimmler hält den Vorschlag auch deshalb für sinnvoll, weil die Benennung von Straßen und Plätzen nach Frauen auf der Prioritätenliste der BVV stehe. Und nicht nur dort: Da Frauennamen auf Straßenschildern unterrepräsentiert sind, ist es in den meisten Bezirken Konsens, deren Anteil zu erhöhen.

Der Beschluss zur Umbenennung geht auf einen Antrag der SPD-Fraktion in der BVV zurück. Begründung: „Der Platz ist heute noch nach Joachim Nettelbeck benannt, der aktiv im Versklavungshandel tätig war und Koloniallobbyismus betrieb.“ Nettelbeck (1738–1824) war mehrmals als Seemann in der Karibik, davon zweimal auf niederländischen Versklavungsschiffen. Später ging er in seine Geburtsstadt Kolberg (damals Westpommern, heute Polen) zurück und war als Bürgerrepräsentant 1807 entscheidend an der Verteidigung der Stadt gegen die Belagerung durch napoleonische Truppen beteiligt. Lange galt seine Person als Musterbeispiel eines Patrioten und wurde unter den Nationalsozialisten für Propagandazwecke benutzt.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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