Warum der Journalist Abdulrahman seine Heimat verließ

Abdulrahman findet Berlin faszinierend. Er hofft, dass er bald wieder journalistisch arbeiten darf. | Foto: Angelika Ludwig
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Wedding. Flüchtlinge sind Menschen, die ihr Zuhause verlassen mussten, um ihr Leben zu retten. Doch wie geht es weiter - hier in Berlin? Die Berliner Woche schaut hinter die Türen der Flüchtlingsheime und stellt einige der neuen Nachbarn vor.

Abdulrahman, der von Freunden Abudi genannt wird, trinkt mit entspannter Miene Kaffee in einem türkischen Imbiss in Wedding, wo er seit einigen Wochen in einer alten Schule als Asylbewerber wohnt. Die Atmosphäre dort erinnert ihn an seinen kurzen Aufenthalt in der Türkei, wo er vor Monaten seine Odyssee durch diverse europäische Städte, Flüchtlingscamps und Gefängnisse startete.

Abdulrahman ist ein 35-jähriger Syrer mit viel Humor, ab und zu auch mit Galgenhumor. "Vielleicht gebe ich mal einen Bericht mit einem Rating der Knäste in Europa heraus, denn die Qualitätsunterschiede sind sehr groß", schlägt er mit verschmitzter Miene vor, hinter der aber auch viel Trauer steckt. Angefangen hat alles mit großer Hoffnung auf ein modernes Syrien, als er Anfang 2000 sein Studium der Journalistik in Damaskus begann.

Doch nach drei Monaten im Job stellte er fest, dass eine kritische Berichterstattung nicht möglich war. Er ging in die Arabischen Emirate und arbeitete dort sieben Jahre als Journalist bei Magazinen und im TV. Sein Traumjob endete und er verlor den Aufenthaltsstatus in den Emiraten. Es gab aber auch kein Zurück nach Syrien. Abduhlraman hatte den Ruf, kritisch über Assad und über den IS zu berichten. Der einzige Ausweg war die Flucht zum Bruder, der in Berlin wohnt.

Nach all den Strapazen gibt es jetzt wieder Hoffnung. Augenzwinkernd erwähnt er ein Buchprojekt, das ihm in den letzten Tagen eingefallenen ist. Der Titel lautet "Wie viele Jahre braucht die arabische Welt noch, um so zu werden wie Deutschland?" Denn was der junge Damaszener bisher in Deutschland, speziell in Berlin, erlebt und gesehen hat findet er bewundernswert. Die Menschen, die Stadt, die schönen und gepflegten Gebäude, die in die Stadt integrierte Naturlandschaft.

"Kaum einer in der arabischen Welt kennt wirklich die deutsche Kultur", sagt er. Man rede über die Qualität der deutschen Produkte, doch über die Menschen und ihr Leben hier wisse man nichts. Man orientiere sich stärker an der amerikanischen Kultur. Wenn Abdulrahman in Deutschland bleiben darf, möchte er unbedingt wieder journalistisch arbeiten und genau dieses Thema aufgreifen.

Vielleicht trifft man ihn auch einmal in einem Club, wo er arabische Folksongs vorträgt. Denn singen und Karikaturen zeichnen sind seine Hobbys, die er irgendwann wieder einmal pflegen möchte.

Angelika Ludwig / Angelika Ludwig
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Lokalredaktion aus Mitte

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