Prickelndes vom Bunkerberg
Weinbauern im Humboldthain feiern 30 Jahre Partnerschaft
Auch Berlin gehört zu den deutschen Weinanbaugebieten. Weinberge gibt es im Prenzlauer Berg und in Britz. Seit 30 Jahren werden auch im Humboldthain Reben angepflanzt.
Die Winzer vom Bunkerberg feierten gemeinsam mit den Winzern aus der badischen Gemeinde Achkarren am Kaiserstuhl am 26. Oktober den 30. Geburtstag ihrer Partnerschaft.
Vor mehr als 30 Jahren kamen Mitarbeiter des Grünflächenamtes Wedding auf die Idee, am Wiesenweg 1 c einen Weinberg anzulegen. Sie wollten damit an Berliner Traditionen des Weinbaus anknüpfen. Am Prenzlauer Berg wurde schon in der Vergangenheit Wein angebaut, daran erinnert heute noch der Straßenname „Weinbergsweg“. Die Mitarbeiter des Grünflächenamtes fanden am Humboldthain ein passendes Gelände. „800 Quadratmeter ist das Gelände groß“, erklärt Uwe Dieckow, Revierleiter vom Humboldthain. „Rund 360 Weinstöcke stehen auf dem Weinberg.“
Die Trauben, die am Humboldthain geerntet werden, gehen per Eilfracht in die Winzergenossenschaft Achkarren. Dort wird aus den Berliner Trauben Sekt gemacht. Den Sekt vom Humboldthain kann man aber nicht kaufen. Rund 200 Flaschen werden jährlich abgefüllt. Sie werden vom Bezirksamt als Gastgeschenke vergeben und als besondere Auszeichnung an Ehrenamtliche oder Jubilare.
„In diesem Jahr hatten wir ausgesprochenes Pech“, so Uwe Dieckow. „Durch den warmen Sommer hatten wir uns schon auf eine sehr gute Ernte gefreut.“ Doch eine Waschbärenfamilie machte den Winzern einen Strich durch die Rechnung. An einem Wochenende, kurz vor der geplanten Ernte, hatten die beiden Waschbären mit ihren vier Jungen alle Reben kahl gefressen. „Im nächsten Jahr wollen wir einen neuen Zaun um die Rebstöcke anlegen“, erklärt Dieckow. „Der Zaun wird auch noch oben gezogen, so dass die Waschbären keine Chancen mehr haben.“
Ende der 1980er-Jahren haben die Mitarbeiter des Grünflächenamtes ihren Kompostlagerplatz zum Weinberg umgebaut. Gärtnermeister Horst Riewendt war 1987/88 mit dabei. Er ist längst im Ruhestand, doch seine ehemaligen Kollegen halten die Verbindung und holen in zu besonderen Gelegenheiten in sein ehemaliges Revier. „Wir haben damals unser Kompostlager geopfert“, erinnert sich der Gärtner. „Wir hatten hier auch Schotter von den Straßenbahngleisen liegen, den wir für den Weinberg gut verwenden konnten.“ Doch die erste Ernte fiel ins Wasser. Es war zu nass. „Wir haben dann Drainageröhren verlegt“, erinnert sich der ehemalig Revierleiter.
Es war auch ein Abenteuer, wie die ersten Weinstöcke nach Berlin kamen. „Die Winzer aus Achkarren brachten die ersten 99 Reben als Handgepäck im Flugzeug mit“, erzählt Horst Riewendt. „Vor 30 Jahren hatten wir einen sehr aktiven Vorstand, der an einer Patenschaft mit Berlin interessiert war“, berichtet der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Achkarren Denis Kirstein.
Seit 30 Jahren werden die Trauben in Berlin geerntet, dann mit Containern über Nacht nach Achkarren gebracht. Dort übernehmen erfahrene Winzer die Verarbeitung. Zunächst wird Wein aus dem Traubensaft gemacht, der dann zu Sekt weiter verarbeitet wird. Kirstein hat drei Winzer mitgebracht. Sie sollen sich den Weinberg ansehen, denn im nächsten Jahr sollen die Reben ausgewechselt werden. „Wir werden im nächsten Jahr helfen, wenn der Weinberg neu bepflanzt wird“, sagt Kirstein. Es sollen ja Pflanzen sein, die unter den besonderen Witterungsbedingungen in Berlin reiche Ernte versprechen.
Für die Weinbauern am Humboldthain geht die Saison zu Ende. Für das kommende Jahr haben sie sich vorgenommen, mehr ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Sie wollen dann auch Besucher auf den Weinberg locken.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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