Mieten in Wedding gesunken
Die meisten Vermieter müssen ab November überhöhte Mieten kürzen
„Der Mietendeckel wirkt“, sagt die für Wohnen zuständige Stadträtin der Linken, Ramona Reiser. Das von der rot-rot-grünen Koalition beschlossene Gesetz (MietenWoG Bln), auch Mietendeckel genannt, gilt seit Ende Februar.
Laut einer Immowelt-Analyse der Angebotsmieten in den Bezirken sind die vom Mietendeckel betroffenen Wohnungen binnen eines Jahres um acht Prozent günstiger geworden. Vor einem Jahr wurden für den Quadratmeter im Schnitt noch elf Euro verlangt, aktuell sind es 10,10 Euro.
Die Miete sind am stärksten in Wedding gesunken. Laut Analyse von Immowelt sind die Preise von 2019 auf 2020 um 18 Prozent zurückgegangen. „Vor einem Jahr lag die mittlere Miete noch bei zwölf Euro und damit über dem Berliner Durchschnitt“, so Reiser. Aktuell liege der Durchschnitt mit 9,80 Euro pro Quadratmeter sogar unter der Zehn-Euro-Marke.
Laut einer von Engel & Völkers Commercial und der Skjerven Group beauftragten anonymisierten Befragung unter 170 Vermietern müssen 84 Prozent der Vermieter nach den Vorgaben des Mietendeckelgesetzes ab November die Mieten absenken. Mit dem Mietendeckel wurden die Mieten für fünf Jahre auf den Stand vom 18. Juni 2019 „eingefroren“. Ab November sind Mieten verboten, die um mehr als 20 Prozent über der zulässigen Mietobergrenze liegen. Diese Mieten muss der Vermieter senken.
Auch Modernisierungsumlagen wurden mit dem Gesetz begrenzt und dürfen nicht mehr als einen Euro pro Quadratmeter die Miete erhöhen. Die Hauseigentümer argumentieren, dass sich durch ausbleibende Modernisierung und Sanierung die Wohnqualität verschlechtern wird. Laut der Umfrage wollen fast 78 Prozent der Vermieter bei Modernisierung und Sanierung sparen. Zwei Drittel der Befragten sieht Einsparpotenziale vor allem bei den Gemeinschaftsflächen.
Es gäbe auf beiden Seiten mehr Verlierer als Gewinner, heißt es in der Studie. „Die Umfrage macht deutlich, dass vor allem kleine Vermieter durch den Mietendeckel wirtschaftlich unter Druck geraten“, so Rackham F. Schröder, Geschäftsführer von Engel & Völkers Commercial Berlin. „Auf Mieterseite profitieren in weiten Teilen die Bewohner überdurchschnittlich guter Lagen, die sich die Miete ohnehin leisten können – auch ungedeckelt. Auf wirtschaftlich schwächere Mieter in durchschnittlichen bis einfachen Lagen haben die Mietabsenkungen jedoch keinen ausreichenden Effekt", so Schröder.
Für Stadträtin Ramona Reiser ist der Mietendeckel „schon jetzt ein Erfolgsprojekt“, wie sie sagt. „Nicht nur in Wedding ist es in den letzten Jahren zu massiver Verdrängung alteingesessener Mieter aus ihren Kiezen gekommen. Mit dem Mietendeckel wird dem nun einen Riegel vorgeschoben“.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.