Überraschungen hinter Rabitzwänden
Kulturhaus Peter Edel wird zum Kultur- und Bildungszentrum umgebaut

Bürgermeister Sören Benn (Mitte) sieht sich im Beisein von Andreas und Ulrike Urbich sowie von Christina Lindemann und Kulturfachbereichsleiterin Tina Balla (von links)  das entdeckte und inzwischen gerahmte große Bild von Paul Woods näher an. | Foto: Bernd Wähner
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  • Bürgermeister Sören Benn (Mitte) sieht sich im Beisein von Andreas und Ulrike Urbich sowie von Christina Lindemann und Kulturfachbereichsleiterin Tina Balla (von links) das entdeckte und inzwischen gerahmte große Bild von Paul Woods näher an.
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Es heißt zwar weiterhin Peter Edel. Aber aus dem einstigen Kulturhaus ist ein Kultur- und Bildungszentrum (KBZ) geworden.

Gut zwei Drittel des früheren Kulturhaus-Gebäudekomplexes sind inzwischen frisch saniert. „Hier finden bereits unter Einhaltung der Corona-Hygieneregelungen Lehrveranstaltungen statt“, berichtet Dr. Andreas Urbich. Er ist der Geschäftsführer des Kommunalen Bildungswerks (KBW). Dieser Verein schloss vor etwa drei Jahren mit dem Bezirksamt Pankow einen Erbbaurechtsvertrag für diesen Gebäudekomplex ab, der mehrere Jahre ungenutzt leer stand. Dieser Vertrag ermöglicht dem KBW, dort kräftig zu investieren.

Beim KBW handelt es sich um einen gemeinnützigen Träger, der berufsbegleitend Fortbildungen für Mitarbeiter und Führungskräfte aus dem gesamten öffentlichen Sektor, aus Einrichtungen und Verbänden durchführt. Er baut das Kulturhaus so um, dass zum einen neue Schulungsräume entstehen. Zum anderen möchte er, dass der Gebäudekomplex den Weißenseern wieder als Ort für Kunst und Kultur zur Verfügung steht.

Überraschende Entdeckungen

Inzwischen ist ein Großteil des aus dem Jahre 1880 stammenden Bestandsgebäudes saniert und umgebaut. Dabei stießen die Bauleute auch immer wieder auf Überraschungen. Eine erste findet sich im inzwischen sanierten Eingangsbereich an der Berliner Allee 125. Dort wurde ein Teil des ursprünglichen Eingangs freigelegt, der seit den 1920er-Jahren hinter einer Verkleidung versteckt war, berichtet Architektin Dr. Christina Lindemann, die im Auftrage des KBW das Bauprojekt steuert. „In Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde haben wir alles restauriert, sodass der alte Eingang beim Betreten des Gebäudes sichtbar bleibt.“ Vorgesehen ist, dass nach Beendigung aller Bauarbeiten am neuen KBZ mit einem Schild auch auf die Geschichte dieses Gebäudekomplexes hingewiesen wird, der einst zur Sternecker-Brauerei gehörte.

Ebenfalls saniert ist bereits der kleine Saal, der 1892 gebaut wurde. Er steht heute zwar unter Denkmalschutz, wurde aber im Laufe der Jahrzehnte immer wieder umgebaut. Wiederentdeckt wurde allerdings ein Gesimsband, das restauriert wurde und erhalten bleibt. Neuer Blickfang ist vor dem kleinen Saal ein großes Wandbild. In der Phase zwischen Kulturhausschließung und Übernahme des Gebäudes durch das KBW hatte dort vorübergehend das Kunstprojekt Wallywood sein Domizil. Der Künstler Paul Woods malte auf eine Gipskartonwand im Haus ein Riesengemälde vom Weißen See mit vielen Menschen darin und darum. Dieses Bild ließ der KBW von Fachleuten aussägen und einrahmen. Der kleine Saal soll künftig als Bistro genutzt werden. In ihm können aber auch Lesungen oder Kleinkunstveranstaltungen stattfinden, sagt Ulrike Urbich, die Leiterin des neuen Bildungs- und Kulturzentrums.

Räume für Seminare und Freizeitkurse

In den weiteren bereits fertigen Bereichen des Gebäudes entstanden 21 Seminarräume sowie Räume, die für Freizeitaktivitäten wie Yoga-, Pilates- oder Kreativkurse genutzt werden können. Alle Seminarräume sind aus akustischen Gründen mit Teppichen ausgelegt, sodass man weder den Verkehr auf der Berliner Allee wahrnimmt, noch sehr laut sprechen muss, um gut verstanden zu werden. Und natürlich findet sich in allen Räumen eine moderne technische Ausstattung.

Im Hofbereich, zum Park am Weißen See hin, entsteht ein Neubau. Dort werden weitere Seminarräume und Büros eingerichtet, informiert Andres Urbich. Bestandsgebäude und Neubau werden mit eine verglasten Brücke verbunden, sodass Kursteilnehmer und Dozenten auch bei schlechtem Wetter trockenen Fußes von einem zum anderen Gebäude wechseln können.

Die größte Herausforderung beim gesamten Bauprojekt ist allerdings der große unter Denkmalschutz stehende Saal. Dieser wurde 1902 angebaut. Er ist derzeit noch eingerüstet. In ihm arbeiten Restauratoren an der Freilegung und Wiederherstellung der Originalwände. Diese waren über Jahrzehnte hinter Rabitzwänden versteckt. Erst mit Beginn der Bauarbeiten wurden sie wiederentdeckt. „Sie werden in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde freigelegt. Was an Stuck erhalten ist, wird restauriert, nicht mehr Vorhandenes wird behutsam ergänzt.“, berichtet Christina Lindemann.

Teurer als geplant

Weil die Planung zur Saalsanierung wegen der Entdeckungen und der Denkmalschutzauflagen immer wieder geändert werden musste, wird die Sanierung des gesamten Gebäudekomplexes auch teurer, als ursprünglich veranschlagt. "Die Baukosten werden die ursprünglich veranschlagten 4,5 Millionen Euro übersteigen. Dafür hielt das alte Gebäude zu viele Überraschungen bereit", so KBW-Geschäftsführer Andreas Urbich. Vorgesehen ist, dass die Arbeiten am Saal Anfang 2021 abgeschlossen werden. Deshalb werden bereits jetzt unter ¿293 35 00 sowie info@peteredel.de Buchungen entgegengenommen. Etwa 300 Plätze wird es im Saal in Kinobestuhlung geben.

Bürgermeister Sören Benn (Die Linke) freut sich über den Baufortschritt am Peter Edel. „Ich kenne das Gebäude noch aus Ost-Zeiten. Es ist inzwischen nicht mehr wiederzuerkennen“, sagt er anerkennend. Weil das Kultur- und Bildungszentrum Peter Edel auch wieder ein öffentlicher Ort für die Weißenseer werden soll, haben Bezirk und KBW vor, einen Planungsbeirat zu gründen. Dieser soll die Koordination für die Nutzung von Räumen in der Zeit übernehmen, in der sie das KBW nicht nutzt. „Wir wollen die Räume so effektiv wie möglich nutzen“, erklärt Sören Benn.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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