Damit Briefe richtig ankommen
Wie Weißensee zu seinem Postamt kam

Nach einer Petition an den Reichstag vor 130 Jahren kam Bewegung in die postalische Versorgung von Weißensee. 1915 wurde das eigens errichtete Postamt an der Ecke Charlottenburger Straße und Tassostraße bezogen. | Foto:  Weißenseer Heimatfreunde
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  • Nach einer Petition an den Reichstag vor 130 Jahren kam Bewegung in die postalische Versorgung von Weißensee. 1915 wurde das eigens errichtete Postamt an der Ecke Charlottenburger Straße und Tassostraße bezogen.
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Im Dezember vor 130 Jahren reichten elf Gemeindeverordnete aus dem damaligen Neu-Weißensee eine Petition an den Reichstag ein. In dieser monierten sie die schlechte postalische Versorgung der immer weiter wachsenden Gemeinde.

Postzustellungen gab es freilich schon früher. So fanden sich in den Akten des Ritterguts Weißensee vergilbte Umschläge, die an die Gutsherren von Schenkendorff und Pistorius adressiert waren. Gebracht wurde die Post früher durch Landreiter.

Erst am 10. Dezember 1877 wurde in Weißensee dann zunächst eine erste Telegrafenstation in Betrieb genommen. 1880 wurde schließlich das Postamt Weißensee bei Berlin gegründet, in dem Telegrafenamt und Briefpost vereint wurden. Ein Jahr später sorgte Amtsvorsteher Heinrich Feldtmann dafür, dass im gesamten Ort Hausnummern eingeführt wurden. Damit sollte garantiert werden, dass die Adressen eindeutig sind und die Briefträger die Post auch an den Adressaten ausliefern können. Die Hausnummern waren in weißer Farbe auf blauen Emaille-Schildern anzubringen.

Das Weißenseer Postamt, das sich in einem Mietshaus an der Königschaussee (heute Berliner Allee) befand, erhielt die Hausnummer 84. Bald arbeiteten dort acht Beamte, darunter fünf Briefträger. Am 15. März 1881 wurde in der Poststelle die erste Fernsprechverbindung mit Berlin in Betrieb genommen. Ab 1885 wurde diese dann auf mehrere Anschlüsse im Ort erweitert, und 1895 gab es bereits 72 Fernsprechanschlüsse in Weißensee.

Postamt 1. Klasse

1890 stufte die Postdirektion das Weißenseer Amt in seiner Klassifizierung höher ein, weil es dort immer mehr zu tun gab. Schließlich konnten als Zweigstellen Postfilialen in Hohenschönhausen und Malchow eröffnet werden. In Neu-Weißensee, das rasant wuchs und in dem sich bereits eine größere Anzahl von Handwerksbetrieben und Läden angesiedelt hatten, häuften sich allerdings die Klagen über die Post. Die Beamten schaffte die Arbeit einfach nicht.

Deshalb reichten schließlich elf Gemeindeverordnete im Dezember vor 130 Jahren die Petition an den Reichstag ein. In deren Ergebnis wurde 1893 in der Langhansstraße 93 eine weitere Zweigstelle eröffnet. Das Postamt in der Königs-Chaussee wurde zu einem Postamt 1. Klasse aufgewertet. Die damalige Reichspost errichtete für dieses Postamt dann an der Ecke Charlottenburger Straße und Tassostraße ein neues, größeres Gebäude. In diesem nahm die Post 1915 ihren Dienst auf. In den folgenden Jahren hielt in das Postamt immer wieder modernere Technik Einzug. So wurden die Telefone von der Vermittlung von Hand auf den Selbstwählverkehr umgestellt. Und schließlich veränderte sich auch das Dienstleistungsangebot im Postamt im Laufe der Jahre weiter.

Heute ist das Unternehmen Post vor allem im Logistikbereich tätig. Durch das Internet ist der Briefverkehr stetig zurückgegangen. Das führte zu einer rigorosen Reduzierung von Briefkästen im Straßenland. Postdienstleistungen werden inzwischen von Postpartnern angeboten, wie von der Postbank, die heute ihren Sitz im einstigen Weißenseer Postamt an der Ecke Charlottenburger Straße/Tassostraße hat.

Nach einer Petition an den Reichstag vor 130 Jahren kam Bewegung in die postalische Versorgung von Weißensee. 1915 wurde das eigens errichtete Postamt an der Ecke Charlottenburger Straße und Tassostraße bezogen. | Foto:  Weißenseer Heimatfreunde
Nach einer Petition an den Reichstag von 130 Jahren kam Bewegung in die postalische Versorgung von Weißensee. 1915 wurde das eigens errichtete Postamt an der Ecke Charlottenburger und Tassostraße bezogen. Heute hat hier die Postbank ihren Sitz, die auch Dienstleistungen der Post anbietet. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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