Weißensee. Vor etwa 140 Jahren stand auf dem heutigen Caligariplatz noch eine Gastwirtschaft. Diese war eines der bekanntesten sozialdemokratischen Vereinslokale der Region. An deren Gastwirt Carl Friedrich Wilhelm Grassnick soll mit einer Gedenkplatte erinnert werden.
Die Platte sollte eigentlich schon zum Frühlingsanfang eingeweiht werden. Der Leiter des Kulturzentrums Brotfabrik, Jörg Fügmann, hat sie auch schon in seinem Büro liegen. "Die Witterung war bisher allerdings so, dass wir sie nicht in die Erde einlassen konnten", sagt er. "Das wollen wir nachholen, wenn es die Witterung zulässt."Zu verdanken sind die heutigen Erkenntnisse zum Gastwirt Grassnick einem Forschungsprojekt. Unter Leitung von Janine Wulff erforschten fünf Schülerinnen der Weißenseer Elisabeth-Schule für Erzieherinnen das Leben und Wirken dieses Mannes. Grassnick wurde 1843 in Berlin geboren. Im Jahre 1876 kaufte er sich das "Restaurationslokal" an der Prenzlauer Promenade 1. Er stellte es Sozialdemokraten als Vereinstreffpunkt zur Verfügung.
Doch dann erließ Bismarck sein Sozialistengesetz. Das erlaubte es den Behörden, Menschen, die durch sozialistische Umtriebe aufgefallen waren, auszuweisen. Grassnick ließ sich von diesem Gesetz nicht abschrecken. Er stellte sein Lokal weiter Sozialdemokraten für Versammlungen zur Verfügung. Den Behörden war das ein Dorn im Auge. Sie machten kurzen Prozess: Der Gastwirt wurde am 24. Dezember 1878 aus Berlin und Umgebung ausgewiesen.
Jahrelang zog Grassnick dann durch Deutschland und die Schweiz. In dieser Zeit wurde er gebrechlich und verarmte. Nachdem das Sozialistengesetz 1890 nicht mehr in Kraft war, durfte er nach Berlin zurückkehren. Doch lange blieb er nicht. Grassnicks Spuren verlieren sich Ende des 19. Jahrhunderts in Lübbenau. "Wie lange er lebte und wo er beigesetzt wurde, haben wir trotz intensiver Recherchen bisher nicht herausgefunden", bedauert Janine Wulff.
Die frühere Gastwirtschaft an der Prenzlauer Promenade 1 gibt es seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Stattdessen laden hier Bänke unter einem großen Baum zum Verweilen ein. Doch nun soll zumindest eine Gedenkplatte an den Mann erinnern, der sich durch die Obrigkeit nicht einschüchtern ließ. Dass sie gerade jetzt verlegt werden soll, hat seinen Grund: In diesem Jahr feiert die SPD ihren 150. Geburtstag. Aus diesem Anlass soll auch daran erinnert werden, dass sie in ihrer Geschichte dreimal verboten worden war: das erste Mal unter Bismarck.
Bernd Wähner / BW
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