Modellbauer setzen Geschichte en miniature in Szene

Sie bauten ein Modell, das das Umfeld des Brandenburger Tores im August 1961 darstellt: Norbert Krebs und Andreas Niese. | Foto: BW
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Weißensee. Etwas Ungewöhnliches ist derzeit im "Kunstquell" in der Pistoriusstraße 88 zu sehen. Norbert Krebs und Andreas Niese zeigen ihre "Miniaturausstellung DDR". Zu sehen sind drei Modelle, die sich mit der Berliner Mauer beschäftigen. Außerdem spiegeln kleinere Modelle ein Stück Lebenswelt der 80er-Jahre wider.

Dass sich die beiden Modellbauer intensiv diesen beiden Schwerpunkten widmen, hat eine Vorgeschichte. Der 55-jährige Norbert Krebs, von Hause aus Koch, wurde 1989 von der Staatssicherheit verhaftet und saß in Hohenschönhausen ein. Nach seiner Haft siedelte der für einige Zeit nach Westdeutschland über. Seit 20 Jahren lebt er aber wieder in Berlin und arbeitet seitdem als freier Referent und Zeitzeuge in der Gedenkstätte Hohenschönhausen. Andreas Niese, Jahrgang 1974, arbeitet seit 1996 als Briefzusteller bei der Post. Beide lernten sich 1997 kennen. Sie bekamen mit, dass sie ein gemeinsames Interesse haben: die jüngere deutsche Geschichte. Über diese tauschen sie sich regelmäßig aus und befreundeten sich. Mit der jüngeren Geschichte hat Norbert Krebs natürlich auch beruflich zu tun. Vor allem, wenn er Schulklassen durch das frühere Gefängnis Hohenschönhausen führt, stellt er fest: "Kinder und Jugendliche können sich viele Sachen nicht vorstellen. Wenn sie Texte lesen oder sich Fotos anschauen, bleibt nicht viel hängen. Erst wenn sie etwas richtig sehen, bekommen sie eine Vorstellung davon."

Als er sich mit Andreas Niese darüber unterhielt, stimmte dieser ihm zu. "So entstand vor drei Jahren am Biertisch die Idee: Wir bauen Modelle, mit denen wir ein Stück Geschichte darstellen", sagt Norbert Krebs. Zuerst begannen umfangreiche Recherchen. Sie besichtigten Originalschauplätze, um ein Gefühl für Größenordnungen und Maßstäbe zu bekommen. Außerdem sprachen sie mit Zeitzeugen und beschafften sich Dokumente und für den Modellbau geeignete Materialien.

"Bevor wir die großen Modelle in Angriff nahmen, versuchten wir uns an einem kleinen Modell von einer Grenzanlage aus den 80er-Jahren", berichtet Norbert Krebs. Als das fertig war, gab es von Fachleuten noch wertvolle Hinweise zum Modellbau. Danach begannen die beiden mit zwei richtig großen Modellen. Das größte zeigt die Grenze in der Zeit vom 13. bis 21. August 1961. Im Maßstab 1:87 ist es drei mal zwei Meter groß. Es beeindruckt vor allem durch seine Details und belegbare Detailtreue. Ein weiteres Modell zeigt den Checkpoint Charlie im Oktober 1961. Außerdem sind Modelle von einer Kaufhalle, einer Schule und einer Lagerhalle zu besichtigen.

Geöffnet ist die "Miniaturausstellung DDR" bis zum 2. September montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr. Die Modellbauer Norbert Krebs und Andreas Niese sind bereit, ihre Modelle sowie dazugehörige Informationstafeln nach der Ausstellung auch Schulen für Bildungszwecke zur Verfügung zu stellen. Schulen, die Interesse daran haben, können sich bei Norbert Krebs per E-Mail melden: norbert-krebs@berlin-weissensee.de.
Bernd Wähner / BW
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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