Peter und Brita Lohse: seit 50 Jahren Ehe und Wohnung
"Bis zur eigenen Wohnung lebte ich mit meiner Mutter noch in einer Ein-Zimmer-Wohnung in Prenzlauer Berg", erinnert sich Peter Lohse. Der heute 72-Jährige hatte Spitzendreher im Werkzeugmaschinenkombinat "7. Oktober" gelernt und arbeitete in Schicht. In seiner Freizeit ruderte Lose beim SC Dynamo Berlin im Achter mit. Beim "Abrudern" im Jahre 1959 lernte er seine Brita kennen. In dieser Zeit begann die noch junge Arbeiterwohnungsgenossenschaft (AWG) "7. Oktober" gerade mit Wohnungsbauprojekten in Weißensee. "Das weckte bei mit den Wunsch, endlich in eine eigene Wohnung zu ziehen", erinnert sich Peter Lohse. Deshalb wurde er Mitglied der AWG.
Der junge Genossenschaftler zahlte seinerzeit 1460 D-Mark als Genossenschaftsanteil und weitere 1030 D-Mark als finanzielle Abgelte für Arbeitsleistungen ein. Doch dann hieß es warten, bis ein Häuserblock fertig und er auf der Nachrückerliste dran war. In dieser Zeit lernte er Brita näher kennen und lieben.
Am 11. April 1963 heirateten sie. Bevor es zum Standesamt ging, erwartete das Paar aber noch eine Überraschung: "Unmittelbar vor der Trauung konnte ich den Wohnungsschlüssel abholen", berichtet Peter Lohse. "Wir bekamen eine Zweieinhalb-Zimmerwohnung im neuen Q3A-Block an der Piesporter Straße 8. Die Miete betrug damals 43,05 D-Mark."
Die Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung war fortan der Lebensmittelpunkt von Peter und Brita Lohse. Hier kamen ihre Töchter Sylke (47 Jahre alt) und Ilka (43 Jahre alt) zur Welt. Hier saß Peter Lohse auch nächtelang, um sich beruflich zu qualifizieren. Der Spitzendreher wurde nämlich zum Lehrmeister berufen. Danach folgten ein Fernstudium zum Ingenieurpädagogen sowie ein weiteres zum Diplom-Pädagogen. Sein Arbeitsleben lang war er dann in der Berufsausbildung im Werkzeugmaschinenkombinat sowie nach 1990 in der Niles Aus- und Weiterbildung gGmbH beschäftigt.
Auch wenn die Wohnung für die vierköpfige Familie manchmal zu klein schien: "Wir haben uns immer hier wohlgefühlt", so die Lohses. Mit anderen Mietern aus dem Block gab es über die Jahre viele schöne Erlebnisse. "Hier zogen vor 50 Jahren vor allem junge Familien ein", so Peter Lohse. "In den ersten Jahren hatten wir im Block 59 Kinder. Für die organisierten wir jedes Jahr einen Kinderfasching."
Außerdem gab es am Haus einen Spielplatz. Der wurde für die Familien zum Treffpunkt. Mieter verabredeten sich außerdem immer wieder zu gemeinsamen Reisen. Auch die Nachbarschaftshilfe wurde großgeschrieben. Gemeinsam wurden auch Außenanlagen gepflegt, und man hielt die Häuser so gut es ging in Schuss. .
Nach 1990 wurde aus der AWG, die die Wohnungen verwaltete, die Wohnungsgenossenschaft Weißensee eG. Diese sanierte die Häuser inzwischen nach modernem Standard. Viele Mieter blieben der Genossenschaft treu. "Von den 48 Mietparteien, die vor 50 Jahren in den Block zogen, wohnen immer noch 23 hier", so Peter Lohse, der die Interessen der Mieter heute in der Vertreterversammlung der Genossenschaft vertritt.
Damit das Jubiläum 50 Jahre Erstbezug Piesporter Straße 7-8B nicht sang- und klanglos vorbeigeht, hat sich das Ehepaar Lohse bereit erklärt, in Eigeninitiative mit anderen Erstmietern eine Festveranstaltung zu organisieren. Diese findet am 18. April im Begegnungszentrum Altes Waschhaus der Genossenschaft statt. An diesem Tag werden die Erstmieter sicher in Erinnerungen schwelgen und sich so manche Anekdote zu erzählen haben.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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