„Wir werden nicht weichen"
Stadion-Pläne des Senats stoßen auf Kritik

Die Reiter finden auf dem Gelände am Maifeld ideale Bedingungen für ihren Sport. Auch das therapeutische Reiten hat im RSV am Maifeld einen hohen Stellenwert.  | Foto: K. Rabe
2Bilder
  • Die Reiter finden auf dem Gelände am Maifeld ideale Bedingungen für ihren Sport. Auch das therapeutische Reiten hat im RSV am Maifeld einen hohen Stellenwert.
  • Foto: K. Rabe
  • hochgeladen von Karla Rabe

Anfang April hat Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) einen neuen möglichen Standort für Herthas geplanten Stadionneubau ins Spiel gebracht. Dieser befindet sich nördlich des Maifelds. Somit ist zwar der einst von Hertha favorisierte Standort an der Rominter Allee vom Tisch, für den mehrere Mietwohnungen hätten abgerissen werden müssen, aber ganz unproblematisch ist auch das neue Gelände nicht: Hier ist seit fast 30 Jahren ein Reitsportverein ansässig.

„Wenn der Senat auf dem Gelände am Maifeld den Bau eines neuen Fußballstadions für Hertha BSC genehmigt, bedeutet dies das Aus für unseren Verein“, schildert die 1. Vorsitzende Angela Siesslack die Konsequenzen für den Reitsportverein am Maifeld. Der RSV hatte zum Ortstermin eingeladen, um die prekäre Situation deutlich zu machen. Seit 1974 ist der RSV am Maifeld zu Hause. Auf der rund vier Hektar großen Anlage wird die lange Tradition des Reitsports mit Leidenschaft und ehrenamtlichen Engagement fortgeführt. Neben den klassischen Reitangeboten, dazu gehöre auch das Vielseitigkeitsreiten, läge einer der Schwerpunkte auf der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen, so Siesslack. „Außerdem bieten wir als einer der wenigen Reitvereine in Berlin auch therapeutisches Reiten an“, sagt sie. Damit würde der RSV einen wichtigen Beitrag zur Inklusion leisten.

Reitverein fürchtet um seine Existenz

Dass nun der traditionsreiche Verein dem Bau einer neuen Fußballarena weichen solle, ist für Siesslack nicht nachvollziehbar. Zudem der Verein von den neuen Plänen völlig überrumpelt wurde. „Wir haben davon aus der Presse und den sozialen Medien erfahren. Weder Senatorin Spranger noch Hertha sind auf uns zugekommen. Auf unsere Bitte nach einem persönlichen Gespräch haben sie nicht reagiert“, ärgert sich Siesslack.

Auch Sport- und Naturschutzverbände sowie die Bezirkspolitik sprechen sich gegen den Bau eines Fußballstadions an dieser Stelle aus. Man könne Breitensport und Naturschutz nicht für kommerzielle Interessen von Hertha opfern, kritisiert etwa Anne Zetsche, sportpolitische Sprecherin der Linksfraktion in der BVV. Die Pläne seien eine Katastrophe für die Vielfalt des Breitensports, für den Denkmalschutz und nicht zuletzt für den Umwelt- und Klimaschutz, so Zetsche auf dem Ortstermin.

Gelände wichtig für den Naturschutz

Neben dem etablierten Verein mit mehr als 150 Mitgliedern würden mit der Bebauung des Geländes über 40 000 Quadratmeter naturbelassener Grünfläche verschwinden, die auch bedrohten Tierarten geschützten Lebensraum bieten. „Unter anderem finden hier Hunderte Mehlschwalben und die hochbedrohte Rauchschwalbe Nahrung“, sagt Ingrid Schönherr-Laczynski vom Nabu. Im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau müssten insgesamt knapp 500 Bäume gefällt werden, schätzt Angela Siesslack.

Braucht Hertha wirklich ein neues Stadion?

Für den RSV gibt es keine Alternative. „Solche idealen Bedingungen mitten in der Stadt finden wir nicht wieder“, sagt Sebastian Eichler, 2. Vorsitzender des RSV am Maifeld. Daher ist auch der vor zwei Jahren vom Senat vorgelegte Masterplan für das Olympiagelände nicht akzeptabel. Demnach soll der Verein auf ein benachbartes Gelände weiter südlich umziehen. Doch dieses Konzept sei nicht durchdacht, so Siesslack. Das Areal ist mit 1,5 Hektar Fläche viel kleiner und war mal ein Tanklager der britischen Streitkräfte. Die Tanks befinden sich noch im Boden. Wie dieses Gelände genutzt werden soll, ist den Reitsportlern unklar. Ebenso die Frage, warum das Olympiastadion nicht für die Hertha-Spiele weiter genutzt werden könne. Ein Stadion direkt neben ein bestehendes zu bauen, sei widersinnig.

Inzwischen war das Stadionprojekt auch Thema im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses. Hier kündigte Iris Spranger an, nach der Sommerpause eine Steuerungs- und Projektgruppe einzurichten. Die Senatorin sei davon überzeugt, dass Hertha ein Fußballstadion bekommen sollte. Angela Siesslack zeigt sich weiter kämpferisch: „Wir werden nicht weichen, denn wir gehören zu Berlin.“

Die Reiter finden auf dem Gelände am Maifeld ideale Bedingungen für ihren Sport. Auch das therapeutische Reiten hat im RSV am Maifeld einen hohen Stellenwert.  | Foto: K. Rabe
Vertreter aus Politik und Verbänden beim Ortstermin beim Reitsportverein am Maifeld. | Foto:  K. Rabe
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

32 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 167× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 943× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 606× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.100× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.988× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.