Bewohner der Fechnerstraße 7 bangen weiter um ihre Bleibe
Alles in der Schwebe

Der SPD-Bezirksverordnete Wolfgang Tillinger (Bildmitte) sprach Alexandra Elgert (Bildmitte rechts) und ihren Mitstreitern Mut zu, der rbb sammelte weiteres Material für einen Dokumentarfilm über die Mieterverdrängung in Berlin.  | Foto: Matthias Vogel
  • Der SPD-Bezirksverordnete Wolfgang Tillinger (Bildmitte) sprach Alexandra Elgert (Bildmitte rechts) und ihren Mitstreitern Mut zu, der rbb sammelte weiteres Material für einen Dokumentarfilm über die Mieterverdrängung in Berlin.
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Die sieben verbliebenen Bewohner der Fechnerstraße 7 kämpfen weiter um ihre Bleibe. Mit einer Demonstration machten sie kürzlich erneut auf ihre drohende Verdrängung und den jahrelangen Leerstand in ihrem Mietshaus aufmerksam.

Im Januar hatte das Immobilienunternehmen Krieger + Schramm dem Bauausschuss der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf seine Planungen für das von der Berliner Straße, der Uhlandstraße und der Fechnerstraße eingefassten Areals präsentiert. Sie sahen den Abriss der existierenden Mietshäuser und der Reihe von Schnellimbiss-Läden sowie den Neubau eines zusammenhängenden siebengeschossigen Wohnkomplexes mit 103 Einheiten vor. Der Ausschuss fand damals an der Idee der Stadtreparatur an dieser Stelle gefallen, kritisierte aber vor allem den Umgang mit den Bestandsmietern, sie seien „hart entmietet“ worden, monierte etwa Linke-Fraktionschef Niklas Schenker. Zum anderen fürchtete der Ausschuss einen Präzedenzfall, weil der Investor den Bürgersteig an der Uhlandstraße überbauen wollte, um bereits ab dem ersten Stock die nötige Tiefe für Wohnungsbau zu erzielen.

Zwei Entwürfe sind Pflicht

Der SPD-Verordnete Wolfgang Tillinger war es, der einen städtebaulichen Wettbewerb für die Fläche ins Spiel brachte. Die Idee wurde in den weiteren Bauausschusssitzungen weitergedreht, aktuell tüftelt die Verwaltung an der Formulierung der Ausschreibung. Fest steht, dass die teilnehmenden Planer jeweils zwei Entwürfe präsentieren müssen. „Einen ohne den Abriss der Fechnerstraße 7 und einen mit“, erklärte Grünen-Baustadtrat Oliver Schruoffeneger.

„Durch den Wettbewerb haben wir zwar Zeit gewonnen, so ein Verfahren dauert wohl ein bis zwei Jahre“, sagte Alexandra Elgert, Bewohnerin des betroffenen Hauses aus den 1960er Jahren und Kopf der Mieterinitiative „Freundeskreis Fechnerstraße 7“, „aber natürlich wissen wir dadurch auch nicht, was mit uns am Ende passiert. Alles hängt in der Schwebe.“ Immerhin hat die Initiative mit ihrer Präsenz in den Ausschusssitzungen erwirkt, dass ein von ihr vorgeschlagener Architekt am städtebaulichen Wettbewerb teilnehmen darf.

Greift das Zweckentfremdungsverbot nicht?

Die Mini-Demo, für die auch die Betreiber der Imbiss-Läden ins Boot geholt wurden, war für Elgert ein voller Erfolg. Viele gute Gespräche seien geführt, viele Nachbarn erstmals über die Situation informiert worden. „Als nächsten Schritt wollen wir mit Stadtrat Arne Herz über den Leerstand sprechen, der nach dem Zweckentfremdungsverbots ja nicht sein dürfte.“ Um auf den großen Bedarf an Wohnungen im Kiez hinzuweisen, ließ sich die Initiative fiktive Bewerbungen ausfüllen.

Das große Ziel der Bewohner ist es, dass das Mietshaus stehen bleibt, weil es noch „vollkommen in Ordnung“ und schlichtweg ihre Heimat sei, wie Elgert sagt. Dazu sagte Mirko Fiedler, Leiter der Berliner Krieger + Schramm-Niederlassung, auf Nachfrage der Berliner Woche: „Im Rahmen des Architekturwettbewerbs wird diese Möglichkeit ja geprüft. Angesichts der nicht mehr zeitgemäßen Energieeffizienz und Isolierung des Bestandsgebäudes sowie der Gesundheit gefährdenden Schadstoffbelastung, ist aber aus Sicht von Architekten, Planern und Gutachtern eine Sanierung wirtschaftlich nicht darstellbar.“ Fiedler, der damals den Vorwurf der „harten Entmietung“ zurückgewiesen hatte, sagte nun: „Unser Wunsch ist, dass wir eine Lösung finden, mit der alle Beteiligten gut leben können."

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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