Kranzler-Konzept mit „Licht und Schatten“: Umbau-Vorhaben erntet keinen Applaus

Früher spielte an dieser Ecke das gesellschaftliche Leben. Nun hat das Kranzler seinen Glanz verloren. Zeit für den Neustart. | Foto: Thomas Schubert
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Charlottenburg. Ein Eck im Umbruch: Dem Café Kranzler steht mitsamt des dahinterliegenden Geschäftskomplexes eine Auffrischung bevor. Der Schwerpunkt rückt hin zur Gastronomie. Wird das Kranzler also wieder zum Sinnstifter des Westens?
Zurücklehnen mit einem Heißgetränk, das war einmal die stilvollste Art, den Westen Berlins auf sich Wirken zu lassen. Das publikumswirksame Sitzen, das Sehen und Gesehenwerden an der Kreuzung Kurfürstendamm und Joachimsthaler Straße war in dieser Form nur möglich im Café Kranzler. Dass dieser Magneteffekt längst nicht mehr funktioniert, liegt auch an der großen Umgestaltung im Jahre 2000, als das ganze Areal, genannt „Neues Kranzler Eck“, einen stark veränderten Charakter erhielt.
Jetzt aber laufen etliche Mietverträge im Büro- und Gewerbekomplex, der dem Norwegischen Staatsfonds und der Versicherung Axa gehört, aus. Und mit dem Auszug der Modekette „Gerry Weber“ sehen die Eigner den Punkt gekommen, eine weitere Änderung des Ecks in die Wege zu leiten.
Nach vorne in die Vergangenheit. So lässt sich jenes Konzept umschreiben, dass Projektleiter Matthias Böning im Stadtentwicklungsausschuss präsentierte. Das Neue Kranzler Eck sei „erkennbar nicht mehr neu, sondern müsse in einem Umfeld, das sich positiv ändert, wettbewerbsfähiger werden“, erklärte er vorweg.
Das Café Kranzler soll deshalb sein Profil schärfen und 2016 von den gläsernen Vorbauten der 80er und 90er befreit werden. Der Aufstieg in die Rotunde des Cafés erfolgt wie früher über eine Freitreppe. Und an die Stelle von „Gerry Weber“ rückt ein neuer Flagshipstore der Modemarke „Superdry“, die ihren Auftritt in der Londoner Regent Street nun am Ku'damm wiederholen will.
Doch der Schwerpunkt liegt nach dem Umbau des Komplexes weniger beim Einkaufen als beim genussvollen Verweilen. 500 Quadratmeter Gastronomie-Fläche kommen beim Neustart hinzu – ein Drittel mehr als bisher. Trotz der Rückbesinnung wird das Kranzler aber nicht zu seiner einstigen Dominanz zurückfinden. „Die ganzes Ecke als Café ist nicht mehr realistisch“, sagte Böning – zum Bedauern vieler Zuhörer.
Ob sich das herausgeputzte Café Kranzler mit vielen konkurrierenden gastronomischen Angeboten im Innenbereich verträgt? Daran hegt die SPD, vor allem aber der Ausschussvorsitzende Stefan Häntsch (CDU), beträchtliche Zweifel.

Im neuen Konzept der Eigentümer erkennt er „Licht und Schatten“, wobei ihm vor allem die Situation im Hofbereich Sorgen macht. „Er hat keinen so einladenden Charakter, dass man sagt, da setze ich mich draußen hin. Man weiß: Da fliegen einem fast die Kinder aus dem Kinderwagen, so zugig ist es dort.“

In der Tat sieht auch Matthias Böning die windige Lage als problematisch an. Er verweist aber zugleich auf den „enormen Bedarf in verschiedenen Bürogebäuden, sich ab der Mittagszeit zu versorgen“. Der Blick auf die Vogelvolièren wird dabei erhalten bleiben. Sie gelten inzwischen als gesichert, auch wenn es durch Anbauten von Geschäftsflächen im Hofbereich enger wird.

Zuspruch kam von allen Seiten für die Idee, das Kranzler von den nachträglich angebrachten „Bausünden“ zu befreien. Doch insgesamt schien den Ausschussmitgliedern das Konzept nicht so ausgereift, dass man es durchwinken könnte. Sie geben ihr Votum erst bei der nächsten Sitzung im November ab. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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