Theater am Kurfürstendamm zeigt Bühnenfassung von „Er ist wieder da“
Charlottenburg. Was wäre, wenn Adolf Hitler unter die Deutschen der 2010er-Jahre geriete? Der Bestseller „Er ist wieder da“ von Timur Vermes gibt eine schreiend komische Antwort. Jetzt sieht man erstmals in Berlin auf einer Bühne, wie der Führer an seinen „Voksgenossen“ verzweifelt.
Hitler brüllt. Hitler staunt. Hitler wird ein Fernsehheld. Kristian Bader verkörpert detailverliebt den Führer, lässt ihn straucheln, schreien, erniedrigt ihn zum Alltagstyrannen von nebenan. Die Zeit war reif, dass man den Bestseller „Er ist wieder da“ ins Theater holt. Nachdem Timur Vermes' Roman Hitler in die Jetztzeit versetzte, ist dies die zweite Übertragungsleistung. Besucher des Theaters am Kurfürstendamm können nun unter Regisseur Axel Schneider ganz ungefiltert erleben, wie die schrecklichste Figur der deutschen Geschichte an ihrem Alltag scheitert.
Es beginnt damit, dass der Führer an einem Kiosk erwacht und im Ständer türkische Zeitungen findet – neben einer großen einheimischen Boulevardzeitung mit derart großen Überschriften, dass sie auch alte Leute noch erkennen. „Das ist dem Goebbels nicht eingefallen“, poltert Hitler.
Führer im Fernsehen
Mit seinem schneidigen Gebell erregt der Zeitreisende rasch Aufsehen – und bekommt schon bald seine eigene Fernsehshow. Gerade weil man ihn nur für einen Irren hält, der den Führer perfekt verkörpert. „Das ist doch der, wo immer die Nazi-Sachen macht“, stottert da ein Autogrammjäger in einem Deutsch, das den Führer ausrasten lässt.
Dafür verehrt die Medienunternehmerin Bellini (Kerstin Hilbig) Hitler, "weil Sie das Publikum nicht vermariobarthisieren“. Ja, der Herr mit dem Bartstummel liegt im Jahre 2016 bei der Popularität irgendwo zwischen Mario Barth und Stromberg. Und ja, der Diktator wirkt schreiend komisch in seinem tierischen Ernst. Wenn er im „Internetz“ bei „Goggel“ mit dem „Mausgerät“ Informationen über den Flop seiner Ideologie einholt. Oder wenn er über die heutigen Deutschen bemerkt: „Sie trennen ihren Müll sorgfältiger als die Rassen.“ Mag das Volk einst den Verführungen eines verrückten Führers erlegen sein – hier macht das Volk den Führer zum lächerlichen Irren. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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