Bürger in absurder Bringschuld: Warum es am Bundesplatz keine Zebrastreifen gibt

Überweg für eine Stunde: Mit einem ausrollbarer Zebrastreifen zeigten die Bürger vom Bundesplatz an, was ihnen fehlt – im Frühling 2014. | Foto: Thomas Schubert
  • Überweg für eine Stunde: Mit einem ausrollbarer Zebrastreifen zeigten die Bürger vom Bundesplatz an, was ihnen fehlt – im Frühling 2014.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Wilmersdorf. Tempo 30 und Fußgängerüberwege zu beiden Seiten des Bundesplatzes schienen schon sicher. Doch nun bezweifeln Bürokraten den Bedarf. Und die Anwohner kommen in eine paradoxe Situation: Sie müssten die Straßen ohne Sicherung queren und auf riskante Art beweisen: Der Bedarf ist da.

Sie schrieben Konzepte, sie schmiedeten Bündnisse. Und sogar einen eigenen Zebrastreifen rollten die Bürger vom Bundesplatz kurzzeitig schon aus. Zwischenzeitlich schienen sie mit mit ihren Argumenten und Aktionen sogar schon am Ziel zu sein. Doch trotz jahrelangem Nachbohren und Drängen gibt es noch immer keine Möglichkeit, die beiden Spangen östlich und westlich des Bundesplatzes gefahrlos zu überqueren.

Objektiv nachprüfbar

Dabei lassen die neusten Entwicklungen sogar den Schluss zu: Die Bürger sollen sich in Gefahr begeben, um ihren Wunsch zu beweisen. Denn die bisherige Beteuerung der Initiative Bundesplatz, im Kiez gebe es den Bedarf an einer Querungsmöglichkeit, erkennen die Behördenmitarbeiter von Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) nicht an. Ohne objektiv nachprüfbaren Bedarf keine Querungshilfe. Aber ohne Querungshilfe nicht genügend Überquerer. So dreht sich die Angelegenheit seit Monaten im Kreis.

„Ich habe beim Senat mit einer schriftlichen Anfrage Druck zu machen versucht, damit es nun endlich vorangeht“, erklärt der Abgeordnete Stefan Evers (CDU). „Es kann ja wohl nicht wahr sein, dass sich der zuständige Senator noch beim Fest der Initiative Bundesplatz für die Zusage feiern lässt, an den Rändern des Platzes endlich für Tempo 30 zu sorgen und dann passiert einfach nichts mehr.“

"Gordischen Knoten zuerschlagen"

Dass trotz der Zusage einfach nichts passiert, sorgt auch in der Bezirksverordnetenversammlung für Ärger. Hier bohrte Alexander Kaas-Elias (Grüne) im Sinne der Anwohner nach. Und hörte vom ebenfalls ratlosen Baustadtrat Marc Schulte (SPD) Verblüffendes: „Das Wort des Senators drang offenbar nicht in die Tiefen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung durch“, erklärte Schulte. Auch ihn stört die Blockadehaltung der Behörde, die einen „gordischen Knoten“ geknüpft habe. Ihn müsse man durchschlagen. Denn: „Man kann die Leute nicht bei Tempo 50 über die Straße schicken.“

Zuletzt hatte neben der Initiative um den Vorsitzenden Wolfgang Severin auch die Caritas als Betreiberin eines Seniorenhauses und die Arbeitsgemeinschaft der Unternehmerinnen vom Bundesplatz die Querung gefordert. „Wir erhoffen uns von dieser Maßnahme positive Impulse. Nicht nur im eigenen, sondern auch im Interesse unserer Kunden sind wir auf eine Revitalisierung des Bundesplatzes und eine Qualifizierung seines Umfeldes angewiesen. Dafür ist die Reduzierung der Geschwindigkeit des Durchgangsverkehrs und die neue Wegeführung auf dem Platz ein erster Schritt und dringend notwendig“, heißt es in ihrem Schreiben.

Doch auch die Arbeitsgemeinschaft müsste wohl erst ihre Anhänger über die Straße jagen, um den Wunsch zu untermauern. Über dem Bundesplatz kreist die philosophische Frage nach Ursache und Wirkung. Was muss zuerst da sein? Das Huhn oder das Ei? tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 100× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 219× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 207× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 63× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 270× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 624× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.