Wo früher Korn gemahlen wurde, wohnt es sich heute ungewöhnlich

Blick auf die Holländische Mühle im Jahr 1935. Nur ein Jahr später begann auf der Schafwiese die Bebauung der Schlettstadter Straße. | Foto: Heimatverein Zehlendorf
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  • Blick auf die Holländische Mühle im Jahr 1935. Nur ein Jahr später begann auf der Schafwiese die Bebauung der Schlettstadter Straße.
  • Foto: Heimatverein Zehlendorf
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Acht Windmühlen gibt es in Berlin, sieben davon sind Bockwindmühlen aus Holz. Die sicherlich ungewöhnlichste steht in Zehlendorf.

Das Gebäude an der Schlettstadter Straße 110 ist eine echte Holländer-Mühle. Diese Mühlen haben einen achteckigen Grundriss. Die Zehlendorfer Mühle allerdings fällt aus der Reihe, denn sie wurde in einer seltenen Rundform aus Backsteinen errichtet. Die zweite Besonderheit: Die Mühle ist heute ein Wohnhaus.

In Zehlendorf gab es bereits 1375 die erste Bockwindmühle. Sie wurde im Landbuch Karls IV. erwähnt und stand am Südausgang des Ursprungsdorfs, das damals noch Cedelendorp hieß, etwa an der Ecke der heutige Mühlen- und Prinz-Handjery-Straße. Das Dorf war im Besitz der Zisterziensermönche vom Kloster Lehnin. Da die Mönche zu dieser Zeit im Mühlenbau führend waren, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Errichtung der ersten Zehlendorfer Mühle auf ihre Initiative zurückgeht. Erst 1875 musste die Mühle dem Bau der Eisenbahn weichen.

1881 wurde eine neue Mühle an der Sundgauer Straße gebaut – und schon 1886 wieder abgerissen. Der zweite Neubau, errichtet 1879, befand sich am Standort der heutigen Mühle. Er war aus Holz und fiel vermutlich zwei Jahre später einem Brand zum Opfer. Noch Ende 1881 beantragte der Müller Franz Radlow eine Erlaubnis zum Wiederaufbau der Mühle als Ziegelbau. Da der Wind nicht genug blies, wurde 1898 wurde auf einen Antrieb mit Petroleummotor umgestellt. 1916 wurde er durch einen Gas-, 1921 durch einen Elektromotor ersetzt.

Die Flügel blieben, obwohl sie nicht mehr nötig waren. In den Kriegsjahren 1943/44 wurden sie demontiert. Die Mühle sollte feindlichen Flugzeugen bei Luftangriffen keinen Orientierungspunkt bieten. Nach dem Krieg wurde hier noch Getreide gemahlen, ab den 1950er-Jahren dann Kunststoff für Granulat.

Danach stand die Mühle jahrzehntelang leer, für eine denkmalgerechte Sanierung fehlte das Geld. Erst 1997 übernahm ein privater Investor diese Aufgabe und baute die Mühle in Absprache mit den Denkmalschützern zu einem Wohnhaus um. Die historische Backsteinfassade und die Holzfenster blieben erhalten. Der alte Mühlenkopf wurde abgebaut und durch einen Nachbau ersetzt. Ein Schaukasten an der Schlettstadter Straße informiert über die Geschichte der Mühle. Die Schrift ist allerdings sehr verblasst und nicht gut zu lesen.

Die anderen Mühlen Berlins stehen in Mariendorf, Britz, in der Gropiusstadt, Marzahn, Gatow. Die Bohnsdorfer Bockwindmühle ist auf dem Freigelände des Technikmuseum zu finden. Dort steht auch eine kleine, achteckige Holländermühle. 

Blick auf die Holländische Mühle im Jahr 1935. Nur ein Jahr später begann auf der Schafwiese die Bebauung der Schlettstadter Straße. | Foto: Heimatverein Zehlendorf
Seit Ende der 1990er Jahre ist die Mühle ein privates Wohnhaus. | Foto: Ulrike Martin
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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