Karen Plate-Buchner und ihre an Alzheimer erkrankte Mutter haben gemeinsam ein Buch gestaltet

Karen liest ihrer Mutter Lisel aus dem gemeinsamen Buch „Löwe, Frosch und Honigbiene“ vor. | Foto: Ulrike Martin
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  • Karen liest ihrer Mutter Lisel aus dem gemeinsamen Buch „Löwe, Frosch und Honigbiene“ vor.
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<span class="docTextLocation">Zehlendorf. </span>Zwei Frauen sitzen eng nebeneinander in einem sonnendurchfluteten Zimmer, die jüngere liest der älteren aus einem Buch vor. Ein schönes Bild, das Harmonie und tiefe Zuneigung vermittelt.

Die beiden Frauen sind Mutter und Tochter, und das Buch ist ein Gemeinschaftswerk. Lisel Plate, vor kurzem 88 Jahre alt geworden, hat die Bilder gemalt, ihre Tochter Karen Plate-Buchner verfasste dazu kurze Gedichte. Entstanden ist der Band „Löwe, Frosch und Honigbiene“, erschienen im Dezember 2016.

Vordergründig ein Buch für Kinder, ist es gleichzeitig eine Erinnerung an eine für immer verlorene Zeit: Lisel Plate ist an Alzheimer erkrankt. 2003, nach dem Tod ihres Mannes Hans-Peter Plate, der lange Jahre das Berliner Pflanzenschutzamt leitete, kam die Diagnose. Trotzdem konnte sie noch lange in ihrer Wohnung bleiben und sich selbst versorgen. 2008 zog sie zu ihrer Tochter, in die Camphausenstraße, mit der Krankheit war es schlimmer geworden.

Seit einem Oberschenkelhalsbruch vor drei Jahren ist Lisel auf den Rollstuhl angewiesen. Größere Reisen sind nicht mehr drin. Waren es früher noch Touren an die Ostsee, ist jetzt der Ausflug in den Botanischen Garten ein Abenteuer. „Es ist jedes Mal schön, wenn wir es schaffen, wir genießen diese Umgebung sehr“, erzählt Karen.

30 Jahre lang hat sie als Studienrätin für Deutsch und Französisch unterrichtet, bevor sie sich ab 2011 ganz der Pflege ihrer Mutter widmete. Zu dieser Zeit fing sie an, Gedichte zu schreiben. „Nicht nur, aber auch über die Pflege und die Erkrankung“, erzählt sie. „Das half, meine Erfahrungen zu verarbeiten, ich konnte mir auch die Belastung von der Seele schreiben.“

Neben dem Kinderbuch gibt es zwei weitere Publikationen: „Der Prinz von Kreta – Schlichte Gedichte“ und „Schwanensee. Kein Ballett“. Die Themen sind vielfältig, drehen sich um Liebe, um Musik und Literatur, um den neuen Alltag mit Lisel. Ein Gedicht heißt „Der neue Mutterschutz“ und enthält die Zeilen: „Seit Jahren schon verhält sie sich wie ihrer Tochter Kind. Zum Glück nimmt die sich Zeit und nennt dies Mutterschutz. Sie nimmt sie an die Hand wie früher umgekehrt“(…) „Was wirklich zählt, ist doch, dass sie mich liebt. Wie umgekehrt“.

Als Lisel vor einigen Jahren an einem psychosozialen Betreuungsprojekt teilnahm, entstanden ihre Bilder für „Löwe, Frosch und Honigbiene“, niedliche, detailgetreue Aquarelle von Tieren. Hase und Igel hat sie gemalt, Möwe, Maus und Elefant, jeweils akribisch mit Entstehungsdatum und ihrem Namen versehen.

Karens Verse dazu sind lustig, erzählen zum Beispiel vom Löwen, der Medizin für seinen Hals nehmen muss, weil er so laut gebrüllt hat. „In einer Schule, in der ich sie vorgelesen habe, kamen sie sehr gut an“, erzählt sie. Ehemann Richard Buchner ergänzt: „Die Gedichte haben einen doppelten Ansatz, sie sind für Kinder geeignet, aber sie sollen auch eine Anregung und Ermunterung für Demenzkranke und Pflegende sein.“

Jetzt überlegt Karen, ein zweites Bilder-Gedichte-Buch in Angriff zu nehmen. „Es gibt noch Zeichnungen“, sagt sie. Es werden allerdings keine mehr hinzukommen, denn Lisel kann nicht mehr malen.

Während Karen über ihren Alltag erzählt, füttert sie ihre Mutter mit Kuchenstückchen. Lisel greift nach der Hand der Tochter und lächelt sie an. „Sie fühlt sich wohl, das ist wichtig. Ich könnte sie nie in ein Heim geben.“ Dass sie ein Einzelkind war, erzählt Karen noch. „Meine Mutter hat ihre ganze Liebe über mich ausgeschüttet. Das kann ich ihr jetzt zurückgeben.“ uma

<div class="docTextServiceText">Karen Plate-Buchners Gedichte sind mehrmals im Jahr bei Lesungen zu hören. Wer mehr über die Autorin und ihre Bücher wissen will, kann sie kontaktieren: <a target="_blank" rel="nofollow" href="mailto:karenplate@web.de">karenplate@web.de</a>. </div>

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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