Gesundheitsausschuss lehnt Drogenkonsumraum ab

Am U-Bahnhof Kottbusser Tor hängt einer der 18 Berliner Spritzenautomaten. Demnächst könnte ein Automat nahe dem Rathaus Steglitz angebracht werden. | Foto: Ulrike Martin
  • Am U-Bahnhof Kottbusser Tor hängt einer der 18 Berliner Spritzenautomaten. Demnächst könnte ein Automat nahe dem Rathaus Steglitz angebracht werden.
  • Foto: Ulrike Martin
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Steglitz-Zehlendorf. Einen Drogenkonsumraum wird es in naher Zukunft im Bezirk nicht geben. Den entsprechenden Antrag der Piraten-Fraktion lehnte jetzt der Ausschuss für Gesundheit und Gleichstellung ab.

In der Sitzung erläuterte die Geschäftsführerin des Vereins Fixpunkt, Astrid Leicht, dass es in Neukölln weitaus mehr Drogenkonsumenten gebe als in Steglitz-Zehlendorf. Laut der Berliner Suchthilfestatistik gab es 2013 in Steglitz-Zehlendorf 410 Fälle, in denen es um illegale Drogen ging. Die Zahl liegt deutlich unter der in Neukölln, wo es 1316 von berlinweit 10 765 Fälle gab. Daher sei in Neukölln die Einrichtung eines Konsumraums viel notwendiger. Für den Südwesten schlug sie stattdessen das Aufstellen eines Spritzenautomaten vor. 18 davon gibt es bereits in Berlin. Sie stehen in Charlottenburg, Schöneberg, Neukölln, Kreuzberg, Mitte, Friedrichshain, Spandau, Wedding, Marzahn und Hellersdorf.

Der Fixpunkt, der vom Land Berlin, dem Bund und die EU finanziert wird, betreibt bisher zwei Drogenkonsumräume in Berlin, in Moabit und in Kreuzberg. In den Drogenkomsumräumen erhalten Abhängige die Möglichkeit, ihre Drogen unter medizinischer Aufsicht zu nehmen, es gibt Soforthilfe bei Überdosierung sowie Beratungen und die Vermittlung weiterführender Hilfen. Ein vom Senat finanzierter Drogenkonsumraum kostet rund 250 000 Euro im Jahr, ein Spritzenautomat 2500 Euro. Aufstellung und Betrieb der Automaten amortisierten sich durch den Spritzbesteck-Verkauf von 50 Cent bis ein Euro je Schachtel, erklärte Leicht auf Nachfrage der Berliner Woche.

Die Piraten-Fraktion möchte nun eine Spritzenbox in der Nähe des S- und U-Bahnhofs Steglitz aufstellen. In den Toiletten im Rathaus Steglitz wurde im Frühjahr mit Drogen gehandelt. Die SPD-Fraktion unterstützt den Vorschlag.

Pirat Georg von Boroviczény plädiert trotzdem dafür, weiterhin zu prüfen, ob im Bezirk ein Konsumraum eingerichtet werden kann. „Der ganze Süden Berlins ist in dieser Hinsicht unterversorgt.“ In Steglitz-Zehlendorf werde unterschätzt beziehungsweise sei gar nicht bekannt, wie hoch der Drogenkonsum sei und wo er stattfinde. Es gebe einschlägig bekannte Orte: Rund ums Rathaus Steglitz, am S-Bahnhof Schlachtensee, auch Ecken in Lankwitz und Lichterfelde-Süd. „Aber was ist mit den Kids in den finanziell besser gestellten Vierteln?“, fragt Boroviczény. Die hätten mehr Geld für Drogen als Altersgenossen in anderen Wohngegenden. Wie viel konsumiert wird, sei nicht zu überprüfen.

Astrid Leicht von Fixpunkt bestätigt: „Gerade in Steglitz-Zehlendorf muss man von jüngeren Konsumenten ausgehen, die noch zu Hause wohnen, sozial integriert sind und ihren Drogenverbrauch verbergen können.“ uma

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

18 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 264× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 91× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.