Netzwerk will jungen Frauen helfen
Die Zahl der Zugewanderten aus Vietnam wächst stetig

Nozomi Spennemann vom Verband für Interkulturelle Arbeit Berlin-Brandenburg engagiert sich für junge Frauen, die aus Vietnam nach Lichtenberg kommen. | Foto: Bernd Wähner
  • Nozomi Spennemann vom Verband für Interkulturelle Arbeit Berlin-Brandenburg engagiert sich für junge Frauen, die aus Vietnam nach Lichtenberg kommen.
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Im Bezirk hat sich ein Netzwerk „Integration vietnamesischer Mütter“ gegründet. Zu diesem haben sich zwanzig Projekte und Einrichtungen aus den Bereichen Flüchtlingshilfe, Migration und Integration, Familie, Frauen, Arbeit und Gesundheit zusammengeschlossen.

Alle Projekte haben mit neu zugewanderten vietnamesischen Frauen zu tun. Dass sich dieses Netzwerk gründete, hat seinen Grund. Bis Mitte dieses Jahres kamen bereits 300 Vietnamesen neu nach Lichtenberg. Etwa 90 Prozent davon sind junge Frauen, und von ihnen ist ein großer Anteil schwanger. Sie werden von ihren Familien bewusst nach Deutschland geschickt, damit ihre Kinder hier zur Welt kommen. Sie sollen unter besseren Bedingungen aufwachsen, als das in Vietnam möglich ist. In Deutschland werden sie nämlich von der vietnamesischen Community unterstützt, berichtet Nozomi Spennemann vom Verband für Interkulturelle Arbeit Berlin-Brandenburg. Die jungen Frauen wissen aber häufig nicht, welche Beratungs- und Unterstützungsangebote es außerhalb der Community für sie gibt. Deshalb möchte das neu gegründete Netzwerk sie über das Hilfssystem in Lichtenberg zum einen informieren und ihnen zum anderen Unterstützung anbieten.

Traditionell ist Lichtenberg der Berliner Bezirk, in dem die meisten Vietnamesen leben. Derzeit sind es etwa 10 000. Das hängt mit der Geschichte der Vertragsarbeiter zusammen, die zu DDR-Zeiten aus diesem asiatischen Land angeworben wurden. Ihre Unterkünfte hatten sie zum überwiegenden Teil in Ortsteilen des heutigen Bezirks Lichtenberg. Mit der Deutschen Einheit sollten sie auf Wunsch der damaligen Bundesregierungen Deutschland in Richtung Vietnam verlassen. Vietnam hatte jedoch gar kein Interesse daran, seine Staatsbürger wieder aufzunehmen und zu integrieren. Also blieben viele von ihnen. Der Kampf der vietnamesischen Community um einen anerkannten Aufenthalt in Deutschland dauerte bis weit in die 90er Jahre hinein, erklärt Nozomi Spennemann.

Selbstständig in Handel und Gewerbe

Weil sie ihre Arbeit in früheren Volkseigenen Betrieben verloren und keine neue fanden, entschlossen sich viele der in Berlin verbliebenen Vietnamesen, als Selbstständige in Handel und Gewerbe zu arbeiten, oft unter selbstausbeuterischen Bedingungen. Vor allem in den Bezirken Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf lebt eine große vietnamesische Gemeinschaft. Die wirtschaftlichen Erfolge der Familien führen bis heute dazu, dass jedes Jahr Hunderte Menschen aus Vietnam nach Berlin zuwandern. Sie kommen vor allem aus den armen und wirtschaftlich schwachen Regionen Mittelvietnams.

Viele Zugewanderte lassen sich in Lichtenberg nieder. Von 2017 bis 2020 stieg die Zahl der Vietnamesen im Bezirk von 7600 auf 10 000 Personen an. Auch wenn die vor allem weiblichen Zuwanderinnen ein festgeknüpftes und nur innerhalb der Community bekanntes finanzielles Hilfsnetzwerk in Berlin erwartet, sind ihre Lebensumstände oft weder menschen- und keinesfalls kinderfreundlich. Das stellt vor allem die Integrationsarbeit, die Kinder- und Jugendarbeit, aber auch soziale Hilfsdienste und Ämter vor große Herausforderungen, so Nozomi Spennemann.

Fachveranstaltungen
und Arbeitsgruppe

Vor diesem Hintergrund befasst sich Lichtenberg seit Jahren in Fachveranstaltungen mit Themen rund um die jungen vietnamesischen Mütter, berichtet Lichtenbergs Integrationsbeauftragte Bärbel Olhagaray. Seit Ende 2018 gibt es außerdem die Arbeitsgruppe „Vietnamesische Asylbewerberinnen“ unter Leitung der Integrationsbeauftragten. Aus dieser Arbeitsgruppe heraus wurde nun das neue Netzwerk gegründet, das von Lichtenberg ausgehend berlinweit Unterstützungsangebote verbindet und Konzepte für gezielte Unterstützung dieser Frauen entwickelt.

Die Arbeitsgruppe „Vietnamesische Asylbewerberinnen“ hat für das Netzwerk bereits eine Übersicht der bestehenden Angebote sowohl in Deutsch als auch in Vietnamesisch erstellt. Diese Übersicht soll vietnamesischen Frauen ausgehändigt werden, sobald sie eine der Netzwerk-Einrichtungen aufsuchen. Weitere Informationen gibt es bei der Integrationsbeauftragten Bärbel Olhagaray unter der Telefonnummer 902 96 39 07, E-Mail: Baerbel.Olhagaray@lichtenberg.berlin.de, sowie bei Nozomi Spennemann über den E-Mail-Kontakt Nozomi.spennemann@via-in-berlin.de.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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