Ehrenmord
Hatun Sürücüs Bruder Ayhan zeigt bis heute keine Reue
Vor allem online gedenkt die Weltöffentlichkeit der jungen, attraktiven und selbstbewussten Deutsch-Kurdin Hatun Sürücü. Wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen ist das offizielle Gedenken an die junge, mutige und lebenslustige Frau vorgezogen worden. Am Sonntag selber fand in der Oberlandstraße nichts offizielles statt. Das Titelfoto vom Kiez-Entdecker zeigt die Kranzniederlegung von Freitagvormittag, den 5. Februar 2021 mit Angelika Schöttler (Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg), Stefan Böltes (Bezirksverordnetenvorsteher) und Petra Koch-Knöbel (Berliner Arbeitskreis gegen Zwangsverheiratung). Hatun Sürücü wurde nur 23 Jahre alt. Ayhan Sürücü -damals wegen Mordes verurteilt, am 4. Juli 2014 aus der Haftanstalt entlassen und in die Türkei ausgeliefert- hatte sie kaltblütig und geplant mit drei Kopfschüssen an der Bushaltestelle nahe ihrer Wohnungstür in der Oberlandstraße hingerichtet. Als Motiv gab er die verletzte Familienehre und den westlichen Lebensstil seiner Schwester an. Ayhan wurde 1986 in Berlin geboren und besitzt bis heute keinen deutschen Pass. Hatun Sürücü wollte einfach nur ihr selbst,- und eigenständiges Leben leben. Ohne kurdischen Traditions-, und Kopftuchzwang. Vor auf allem an ihren damals fünfjährigen Sohn Can wollte sie diese tolle Lebensfreiheit weitervermitteln. Hatun Sürücüc gelang im September 2001 eine Ausbildung zur Elektroinstallateurin zu beginnen.
Ein Männerberuf. Mit dieser Tatsache brachte Hatun Sürücü ihren Vater Kerem und einige ihrer Brüder gegen sie auf. Auch das Kopftuch trägt Hatun längst nicht mehr. Zudem schminkt sich Hatun Sürücü und trägt modische Kleidung und raucht Zigarette. Das Verhältnis zu ihrer Familie verschlechtert sich in dem Maße, in dem es Hatun Sürücü schafft, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Im Prozess erkläret Ayhan er war Einzeltäter. Trotz Zeugenaussagen, die eine Tatbeteiligung von weiteren Familienmitgliedern nahe legten, folgte ihm das Gericht und sprach seine beiden mitangeklagten Brüder Mutlu Sürücü und Alpaslan Sürücü frei. Im August 2007 hob der Bundesgerichtshof die Freisprüche für Mutlu Sürücü und Alpaslan Sürücü wieder auf. Die beiden Beschuldigten leben mittlerweile in Istanbul und dürfen nicht ausgeliefert werden. Medienberichten zufolge wurde ihr Bruder Ayhan Sürücü nach seiner Haft (bezogen auf das Jugendstrafrecht) zu neun Jahren und drei Monaten verurteilt entlassen und sofort in die Türkei abgeschoben. Zusammengefasst soll Alpaslan Sürücü mit seinen Brüdern Mutlu Sürücü und Ayhan Sürücü den gemeinsam Mord von Hatun Sürücü beschlossen haben.
Im Jahr 2018 unterzeichnete Deutschland die Istanbul-Konvention, in der verschiedene Maßnahmen vorgesehen sind, um Gewalt gegen Frauen zu verhindern. Bis heute sind Zwangsehen katastrophaler Weise an der Tagesordnung. Die Öffentlichkeit darf hierüber nicht schweigend hinwegsehen. Die Kommentare zum Onlineartikel geben die Sicht der Leser*innen wieder, nicht die des Kiez-Entdeckers.
Autor:Sebastian Herges aus Bezirk Neukölln |
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