Trauerbegleitung für Kinder und Familien
Verein TrauerZeit mit der Helene-Medaille 2021 geehrt

Die TrauerZeit-Vorstandsmitglieder Franziska Homfeld (links) und Jürgen Herfert (rechts) sowie Zentrumsleiterin Simone Rönick freuen sich, dass ihnen Thomas Höhn, Geschäftsführer der Stiftung Oskar-Helene-Heim, die Helene-Medaille 2021 überreicht. | Foto:  Bernd Wähner
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  • Die TrauerZeit-Vorstandsmitglieder Franziska Homfeld (links) und Jürgen Herfert (rechts) sowie Zentrumsleiterin Simone Rönick freuen sich, dass ihnen Thomas Höhn, Geschäftsführer der Stiftung Oskar-Helene-Heim, die Helene-Medaille 2021 überreicht.
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Menschen zu helfen, einen großen Verlust zu verarbeiten, dieser Aufgabe hat sich der gemeinnützige Verein TrauerZeit – Zentrum für trauernde Kinder und Familien Berlin Brandenburg verschieben.

Seine Räumlichkeiten hat TrauerZeit im Haus 30a auf dem Areal des Ludwig-Hoffmann-Quartiers an der Wiltbergstraße 90. Wer die Räumlichkeiten im liebevoll sanierten Haus auf dem früheren Klinikgelände betritt, spürt zunächst nichts von Trauer. Da hängen im Flur viele Farbfotos von Aktionen mit Kindern. Und schon schleicht dem Besucher Labradorhündin Luna um die Beine herum. Im sich vom Eingang her öffnenden Bereich sind bunte Matten, Sitzkissen, Trommeln, ein Bäumchen mit Lichterkette und anderes zu entdecken, was Gemütlichkeit und angenehme Atmosphäre verheißt.

In einem weiteren Raum steht ein großer Tisch, und in Regalen befindet sich allerhand Material für kreative Beschäftigungen. Auf dem Tisch liegen bemalte Masken. „Die sind von unseren Kindern für das Mexikanische Totenfest angefertigt worden“, sagt Simone Rönick. Sie ist die Gründerin und Leiterin von TrauerZeit, des Zentrums für Trauende Kinder. Das Mexikanische Totenfest wird bei TrauerZeit in jedem Jahr gefeiert. Dann erinnern sich dort Kinder an verstorbene Familienangehörige, allerdings nicht in Form einer traurigen Feier. Es wird ein Fest in dem Glauben gefeiert, dass die Verstorbenen noch einmal im Geiste zurückkommen und bei diesem Fest mit dabei sind.

Kaum Angebote für jung Verwitwete

„Man stirbt erst, wenn man alt ist?“ So dachten auch die Gründerinnen von TrauerZeit. Aber dann riss der Tod plötzlich ein tiefes Loch in das bisher so normale Leben ihrer Familien. Dabei stellten sie kurz nach Beginn des neuen Jahrtausends fest, dass so gut wie keine Hilfsangebote für junge Menschen in dieser Lebenskrise zu finden waren. Dabei ist die Zahl der Menschen, die jung verwitwet sind, gar nicht so gering. Hinzukommen die Kinder der Familien. Allein in Berlin und Brandenburg leben mindestens 20 000 Kinder und Jugendliche, die Mutter, Vater oder ein Geschwisterkind verloren haben oder sogar Vollwaise sind. Für sie ist nach dem schmerzlichen Verlust, vor allem wenn er plötzlich kommt, vieles nicht mehr so, wie es vorher war.

Aber wie mit der Trauer umgehen? Wenn Trauer keinen Raum bekommt, macht sie krank, seelisch und körperlich. Angebote für Eltern und Kinder bei Trennung und Scheidung oder auch Schwierigkeiten in der Erziehung sind seit Jahrzehnten im Sozialstaat selbstverständlich. Doch wie sieht's beim Thema Tod und Trauer aus? Weil sie kein adäquates Angebot fanden, trafen sich Betroffene zu Beginn des Jahrtausends zunächst in Prenzlauer Berg in Sonntagsgruppen für trauernde junge Familien mit Kindern und angeleiteten Gruppen für junge Verwitwete. Aus diesen Treffen heraus entstand die Idee, den Verein TrauerZeit zu gründen. Nach Vereinsgründung 2005 wandten sich immer mehr Menschen mit Bitte um Rat und Hilfe an den Verein. Die Zahl der Anfragen nahm so zu, dass sich der Verein entschied, eigene Räume in Prenzlauer Berg anzumieten. 2014 erfolgte dann der Umzug in noch schönere und hellere Räume nach Buch.

Dort macht das Zentrum seitdem unterschiedliche Angebote für trauernde Kinder und Familien. Diesen steht ein Team professioneller und gut ausgebildeter Trauerbegleiter zur Verfügung. Unter anderem treffen sich unter dem Dach von TrauerZeit drei Kindertrauergruppen und eine angeleitete Trauergruppe für Jugendliche. Doch beim Zentrum für trauernde Kinder und Familien soll es nicht bleiben. Der Verein lässt derzeit auf dem Gelände des Ludwig-Hoffmann-Quartiers ein Waisenhaus errichten. „Kinder, die beide Elternteile vorzeitig verloren haben, also Vollwaisen, drohen in den üblichen Einrichtungen der stationären Jugendhilfe mit ihrem besonderen Betreuungsbedarf zur Verarbeitung ihrer Trauer oft unterzugehen“, erklärt Simone Rönick. Das neue Waisenhaus MyHome soll Vollwaisen deshalb ein familienersetzendes, liebevolles, neues Zuhause bieten. TrauerZeit wird MyHome als vollstationäre Einrichtung betreiben.

Auf Spenden angewiesen

Bevor jedoch ein Teil der Leistungen staatlich refinanziert werden kann, muss TrauerZeit noch erhebliche Erstinvestitionen zur Einrichtung der Wohngruppen sowie in die Fortbildung und Einstellung des hochqualifizierten Therapeuten- und Pädagogenteams leisten. Er ist deshalb in der Vorbereitungsphase bis zur Eröffnung des Waisenhauses ebenso auf umfangreiche Spenden angewiesen wie für seine Arbeit mit den Kinder- und Jugendtrauergruppen.

Umso mehr freuten sind Simone Rönick und ihr Team, dass ihnen die Stiftung Oskar-Helene-Heim (www.stiftung-ohh.de/) in diesem Jahr die Helene-Medaille verliehen hat. Diese Medaille ist mit 10 000 Euro dotiert, die der Verein TrauerZeit sehr gut gebrauchen kann. Mit der Helene-Medaille würdigt die Stiftung Oskar-Helene-Heim in jedem Jahr hervorragende Leistungen, die die Betreuungssituation kranker und bedürftiger Menschen verbessert. Das Steuerungsgremium zur Vergabe der Medaille hat sich in diesem Jahr auf Vorschlag zwei seiner Mitglieder einstimmig für die Vergabe an den Verein TrauerZeit ausgesprochen, berichtet Thomas Höhn, Geschäftsführer der Stiftung Oskar-Helene-Heim.

Mehr zum Verein Trauerzeit und sein Waisenhaus-Projekt ist auf www.trauerzeit-berlin.de zu erfahren.

Die TrauerZeit-Vorstandsmitglieder Franziska Homfeld (links) und Jürgen Herfert (rechts) sowie Zentrumsleiterin Simone Rönick freuen sich, dass ihnen Thomas Höhn, Geschäftsführer der Stiftung Oskar-Helene-Heim, die Helene-Medaille 2021 überreicht. | Foto:  Bernd Wähner
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Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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