Die Schulen sind zu - Homeoffice einer Lehrerin, Teil 1
Heute ist ein Arbeitstag in der Schule. Die schon erledigten Aufgaben der Schüler werden zum Korrigieren abgeholt und neue Aufgaben verteilt, die nicht auf der Homepage stehen.
Zunächst habe ich ausgeschlafen, geduscht und Kaffee getrunken. Zu diesem Zeitpunkt wäre ich sonst schon 30 Minuten im Dienst. Danach habe ich meine Planung für die Schule und einen Einkaufszettel gemacht.
Gegen 9 Uhr fuhr ich los zu dm. Das Geschäft hatte noch zu und ich hörte, wie eine junge Frau in ihr Telefon heulte, dass sie nun alles nicht mehr aushalten würde.
Ich, über 60, schwerbehindert und Raucherin halte mich an die Regeln und durch.
Vor der Schule begegnete ich den ersten Schülergruppen, die sich abklatschten, umarmten und sehr fröhlich waren. Andere Kollegen und ich wiesen sie auf die Sicherheitsvorschriften hin. Antwort: „Ich habe mir heute Morgen die Hände gewaschen“. Na, dann ist ja jede Ansteckung gebannt.
In der Schule begegnete ich nur wenigen Kollegen. Alle waren damit beschäftigt, die Unterlagen für die Schüler einzutüten und führten noch Gespräche wegen anstehender Präsentationsprüfungen.
Ich heftete die Meldung, dass keine Beratungen für den Übergang in die OSZs bis Ostern stattfinden würden und dass alle Schüler Zuhause ihre Unterlagen für die Anmeldungen zusammenstellen sollten, an den Beratungsraum. Dann verteilte ich die Unterlagen für die Schüler an ihre Plätze, schrieb meine Schulmailadresse für Ratsuchende auf und wartete auf die Schüler, die in einem Zeitfenster von 1 Stunde kommen sollten.
Nach und nach trafen 70 Prozent der Schüler ein. Dass ich sie nicht persönlich begrüßen wollte, fanden die Jugendlichen komisch. „Haben Sie Angst?“ „Ja!“
Die Hälfte gab gemachte Aufgaben ab. Die anderen nahmen schnell die neuen Aufgaben und verschwanden.
Danach fuhr ich wieder zu dm. Eine Gruppe von Menschen nahm mich, ohne irgendeinen Abstand zu wahren, mit in die hintere Region des Ladens. Toilettenpapier war geliefert worden. Ein hoher Stapel, an den die ausgestreckten, bittenden Hände vieler Menschen nicht heran kamen. So verteilte ich eine Weile Toilettenpapier.
Da mal schon was da war, nahm ich mir dann selbst ein Paket, holte meine wenigen Sachen und verließ nach dem Bezahlen mit vorschriftsmäßigen Abstand an der Kasse den Laden.
Das war viel Aufregung für einen Tag. Morgen ist wieder Homeoffice angesagt.
Autor:Christiane Zoschke-Hansen aus Bezirk Reinickendorf |
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