Vom Revolutionär zum US-Innenminister
Carl Schurz mal historisch, mal literarisch

Literarisch und historisch: Die Beschäftigung mit Carl Schurz ist doppelt möglich. | Foto: Christian Schindler
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Carl Schurz hat der wichtigsten Straße der Altstadt seinen Namen gegeben. Wer in den Ferien Zeit zum Lesen hat, kann sich mit ihm zweifach beschäftigen – historisch und literarisch.

Die meisten Spandauer kennen die Geschichte. 1850 befreite der ehemaligen Student seinen Professorenfreund Gottfried Kinkel aus dem Spandauer Gefängnis. Die Freunde von Westernfilmen kennen Carl Schurz auch: Wenn es mal wieder ein Gemetzel gab zwischen weißen Siedlern und Indianern, dann taucht ab und zu ein weiser weißer Mann auf, der Frieden bringt und auch den Indianern ihre Rechte garantieren will. Da ist Schurz Innenminister der Vereinigten Staaten von Amerika unter dem Präsidenten Rutherford B. Hayes.

1829 in der Nähe von Köln geboren und aufgewachsen, studierte Schurz Philologie und Geschichte in Bonn, wo er sich mit Kinkel anfreundete. Beide nahmen an der März-Revolution teil. 1852 kam Schurz in die USA, wo er sich in der Republikanischen Partei engagierte. Präsident Abraham Lincoln wurde schnell auf den Mann aufmerksam, der großen Einfluss auf die Deutschamerikaner hatte, und machte ihn zum Botschafter in Spanien.

1862 war Schurz wieder zurück in Amerika und brachte es während des Bürgerkriegs bis zum General der Unionstruppen. Danach ging es weiter mit seiner politischen Karriere. Er wurde Senator, dann Innenminister. Dabei sorgte er für einen Wandel in der Indianerpolitik. Nicht mehr das Kriegsministerium war zuständig, sondern die zivile Verwaltung.

Carl Schurz, der 1906 starb, hat seine Lebenserinnerungen aufgeschrieben. Aktuell sind sie in einer sorgsam erstellten zweibändigen Ausgabe im Wallstein-Verlag erhältlich. Der Schriftsteller Uwe Timm hat dazu einen klugen Essay über den „überzeugten Demokraten“ geschrieben, der auch immer „etwas Sperriges“ hatte und deshalb lange aus dem politischen Gedächtnis Deutschlands verschwunden war.

Der Revolutionär und Politiker hat nicht nur die Fantasie von Western-Regisseuren beflügelt. Auch Schriftsteller widmeten sich wiederholt Carl Schurz. Jetzt hat der in Hamburg lebende Andreas Kollender den Roman „Libertys Lächeln“ vorgelegt. Darin fragt sich der Auswanderer nicht nur, ob ihn die Freiheitstatue angelächelt habe. Kollender schildert den Gesprächspartner von Lincoln und Mark Twain als Zweifler, der sich im Bürgerkrieg angesichts eines gefallenen Trommlerjungen fragt, ob man in bestimmten Situationen hassen muss. Denn eigentlich wollte Schurz nicht hassen. Und darin war er modern wie auch in der Frage des Familienlebens. Er half seiner Frau Margarethe bei der Arbeit im von ihr gegründeten Kindergarten.

Die „Lebenserinnerungen“ von Carl Schurz sind in zwei Bänden erschienen im Wallstein Verlag und kosten 39 Euro. ISBN 978-3-8353-1582-2. Andreas Kollenders Roman „Libertys Lächeln“ ist erschienen im Pendragon Verlag und kostet 24 Euro. ISBN 978-3-86532-642-3.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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