Anwohnerinitiative erinnert berühmten Bewohner der Hufeisensiedlung
Gedenken an einen, der im NS-Regime für Demokratie einstand

Ganz in der Nähe seines ehemaligen Wohnhauses, an der Dörchläuchtingstraße 50, steht ein Gedenkstein für Erich Mühsam. | Foto: pv
  • Ganz in der Nähe seines ehemaligen Wohnhauses, an der Dörchläuchtingstraße 50, steht ein Gedenkstein für Erich Mühsam.
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  • hochgeladen von Susanne Schilp

Die Initiative Hufeisern gegen Rechts erinnert am Sonnabend, 10. August, an einen der prominenten Bewohner der Hufeisensiedlung. Der Dichter, Anarchist und Nazigegner Erich Mühsam lebte von 1927 bis 1933 im Haus Dörchläuchtingstraße 48.

Während dieser Zeit hat Erich Kurt Mühsam, 1878 in Lübeck geboren, nicht nur eine Vielzahl von Gedichten und Theaterstücken geschrieben, sondern auch seine Prosasammlung „Unpolitische Erinnerungen“ in der Vossischen Zeitung veröffentlicht. Seine programmatische Schrift „Die Befreiung von Gesellschaft und Staat“ ist ebenfalls in der Hufeisensiedlung entstanden.

Viel früher als andere Künstler und Politiker hat Mühsam die Gefahr erkannt, die von den Nationalsozialisten ausging. Immer wieder ist er in dieser Zeit als Publizist und Redner in Berlin gegen SA und NSDAP öffentlich aufgetreten. Seine Einschätzung des deutschen Faschismus hat er 1929 in dem Aufsatz „Das Ende der Demokratie“ zusammengefasst.

In ihm attackiert er die konservativen Eliten der Weimarer Republik, die die Hitlerpartei duldeten oder sogar förderten. So ist es nicht verwunderlich, dass er schnell zum Hassobjekt der Nazis wurde. Im Dezember 1932 forderte Josef Goebbels öffentlich: „Das rote Judenaas muss weg.“

Als einer der ersten Bewohner der Hufeisensiedlung wurde Mühsam am 28. Februar 1933 von den Nazis verhaftet und in den folgenden 14 Monaten durch Gefängnisse und Konzentrationslager geschleppt. Er hatte etliche Folterungen zu erleiden, bis er schließlich in der Nacht zum 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg erhängt wurde.

"Einer der Gutmütigsten" schrieb mit Witz und Ernst

Wenige Monate später verbrannten NS-Studenten seine Bücher auf dem Bebelplatz, der seinerzeit noch Kaiser-Franz-Joseph-Platz hieß – zusammen mit den als „artfremd“ denunzierten Werken vieler anderer Autoren. Der Schriftsteller Ernst Jünger, der politisch weit von Mühsam entfernt war, schrieb 1949 über ihn: „Er war einer der besten und gutmütigsten Menschen, denen ich begegnet bin.“

Die Gedenkfeier für Mühsam beginnt um 15 Uhr an der Treppe zum Hufeisenteich, Fritz-Reuter-Allee 46. Mit dabei ist das Weber-Herzog-Musiktheater, das Lieder und Gedichte von Mühsam präsentiert. Die Palette reicht von Liebeslyrik und Naturgedichten über philosophische Betrachtungen und sozialkritische Balladen bis zu tagespolitischen Pamphleten. Von Weltschmerz bis Witz, von Satire bis Poesie.

Teil des Programms ist auch Mühsams Schilderung der Berliner Wohnlandschaft. So klingt es recht aktuell, wenn es im Stück „Im Westen“ heißt: „Die Stadt Berlin, die baut nicht mehr (…) Mag Kranken-, Schuldienst und Verkehr verdrecken und verrecken.“

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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