Der Paul-Hertz-Siedlung blüht was
Gewobag und Stiftung Naturschutz starten "Städtisch Grün"

Reinhard Schubert, Snezana Michaelis und Peter Burgfried (v.l.) zerschneiden symbolisch Blattwerk zum Start des Projekts "Städtisch Grün".  | Foto: Ulrike Kiefert
4Bilder
  • Reinhard Schubert, Snezana Michaelis und Peter Burgfried (v.l.) zerschneiden symbolisch Blattwerk zum Start des Projekts "Städtisch Grün".
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

In Zeiten des Klimawandels sollen Mieter auf blühende Landschaften und Vogelgesang vor ihrer Haustür nicht verzichten müssen. Die Gewobag hat darum zusammen mit der Stiftung Naturschutz Berlin jetzt ihr Pilotprojekt „Städtisch Grün“ gestartet. Testkiez ist die Paul-Hertz-Siedlung.

Grün ist die Paul-Hertz-Siedlung eigentlich schon. Hier wachsen die Bäume dicht und üppig, hoppeln Kaninchen durchs Gebüsch, trällern Amseln unterm Schlafzimmerfenster. Auf dem Flecken hoch im Charlottenburger Norden fühlen Mensch und Tier sich wohl – noch. Denn der Grundwasserspiegel sinkt, Hitzesommer stressen die Bäume, Blumen verduften, Insekten verschwinden. Der Klimawandel hat die Siebenmeilenstiefel an.

Grünflächen ökologisch aufwerten

Das hat auch die Gewobag erkannt. Außer 74 000 Wohnungen nennt das städtische Wohnungsunternehmen zwei Millionen Quadratmeter Grünflächen und etwa 25 000 Bäume sein Eigen. Gut für Mensch und Tier, gut fürs Stadtklima. Damit das so bleibt, hat die Gewobag jetzt mit der Stiftung Naturschutz Berlin ein Pilotprojekt gestartet. Mit „Städtisch Grün“ will die Gewobag ihre sämtlichen Grünanlagen unter die Lupe nehmen, um „sie langfristig nachhaltig weiterzuentwickeln und ökologisch aufzuwerten“, sagt Peter Burgfried, bei der Gewobag fürs Bestandsmanagement zuständig. Zusammen mit Gewobag-Vorstand Snezana Michaelis und Reinhard Schubert von der Stiftung Naturschutz stellte Burgfried das ambitionierte Projekt kürzlich den Mietern in der Paul-Hertz-Siedlung vor. Denn dort startet die dreijährige Pilotphase.

Blick in einen sommerlich grüne Hinterhof an der Teichgräberzeile in der Paul-Hertz-Siedlung. | Foto: Ulrike Kiefert
  • Blick in einen sommerlich grüne Hinterhof an der Teichgräberzeile in der Paul-Hertz-Siedlung.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Warum gerade hier? Zum einen sind die Außenbezirke noch deutlich grüner und luftiger als etwa das dicht bebaute Mitte. Am Alexanderplatz wuchsen vor 350 Jahren noch Steppengräser. „Zum anderen wollten wir in eine große Siedlung gehen“, erklärt Peter Burgfried. „Außerdem ist hier das Interesse der Mieter hoch, was nicht überall der Fall ist.“ Hinzu komme, dass die Paul-Hertz-Siedlung beispielhaft für Artenvielfalt stehe. „Was hier funktioniert, kann auch woanders funktionieren.“ Darum sieht Charlottenburg-Nord jetzt also grün.

Weniger Mahd, mehr Wildwiesen

Und gehen soll das so: Damit die Pflege des Wohnquartiers kostengünstig bleibt, wird es nicht mehr Grünflächen geben. Vielmehr soll das, was schon da ist, ökologisch aufgewertet und robuster werden, beispielsweise die Rasenflächen. Für den Piloten wurden acht der artenreichsten in der Paul-Hertz-Siedlung ausgesucht. Damit sie sich langfristig zu angepassten Wildwiesen entwickeln, will die Gewobag sie nur noch maximal zweimal im Jahr mähen lassen. So können Wildpflanzen blühen, Wildkräuter wachsen, Bienen, Falter und Vögel Nahrung finden. Auf artenarmen Rasen wiederum wird eine spezielle Saatgutmischung ausgesät. Was da künftig wächst, braucht wenig Wasser und schmeckt keinem Kaninchen. Beratend stand hier die Stiftung Naturschutz der Gewobag zur Seite. Dritte Maßnahme sind Schichtholzhecken. Zwei hat die Siedlung bereits. Diese Hecken halten das Herbstlaub zusammen, schützen und beleben so den Boden. Insekten, Käfer und Igel finden dort Unterschlupf. Im Winter werden die Hecken mit alten Ästen und abgeschnittenen Sträuchern locker aufgeschichtet.

„Wir probieren hier Verschiedenes aus“, so Snezana Michaelis. „Manches wird erfolgreich sein, anderes vielleicht nicht. Aber nur so wissen wir genau, welche Maßnahme die Artenvielfalt auf unseren Grünflächen langfristig erhält und stärkt.“ In Sachen Klimaschutz engagiere sich die Gewobag aber auch sonst. Mit Photovoltaikanlagen wie im Wohnpark Mariendorf, mit ökologischen Baustoffen, Kraft-Wärme-Kopplung, möglichst klimaneutralem Neubau oder Sanierung.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 116× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 905× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 578× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.076× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.965× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.