Abstrakte Formen und leuchtende Farben
Ausstellung im Bröhan-Museum widmet sich visionärem Keramik-Unternehmen

Abstrakte Formen und expressive Dekore sind typisch für die Haël-Keramiken. Das Mokkaservice entstand um 1930.  | Foto:   Martin Adam
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  • Abstrakte Formen und expressive Dekore sind typisch für die Haël-Keramiken. Das Mokkaservice entstand um 1930.
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Vor genau einhundert Jahren eröffnete vor den Toren der Kunstmetropole Berlin ein visionäres Designunternehmen: die Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik. Das Bröhan-Museum widmet dem Kermikhersteller jetzt eine Ausstellung.

Gegründet wurden die Haël-Werkstätten von der ehemaligen Bauhaus-Schülerin Margarete Heymann-Loebenstein (1899–1990). Unter ihrer Führung entwickelte sich die Firma zu einem der künstlerisch fortschrittlichsten und stilistisch wie technisch anspruchsvollsten Keramikhersteller Deutschlands. Markenzeichen waren die abstrakten Formen, leuchtenden Glasuren und expressiven Dekore. Haël-Keramiken wurden weltweit erfolgreich vertrieben.

Die Entwürfe für das junge Unternehmen lieferte allesamt Heymann-Loebenstein. Ihr ausgeprägtes Gespür für Formen, Farben und Trends trug schnell zum Erfolg der Firma bei. Innerhalb weniger Jahre konnten sich die Werkstätten am Markt etablieren. 1927 waren dort schon 90 Mitarbeiter beschäftigt. Wichtigster Bezugspunkt war die zeitgenössische Kunst. 1925 waren Haël-Keramiken sogar in Herwarth Waldens Galerie „Der Sturm“ zu sehen. Dort wurden sie Seite an Seite mit Werken von Wassily Kandinsky, Kurt Schwitters und László Moholy-Nagy präsentiert.

Margarete Heymann-Loebenstein um 1925. | Foto:  Frances Marks, London
  • Margarete Heymann-Loebenstein um 1925.
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Nach dem Unfalltod ihres Mannes und ihres Schwagers, mit denen sie das Unternehmen gemeinsam geführt hatte, übernahm Margarete Heymann-Loebenstein ab 1928 die alleinige Leitung und steuerte die Werkstätten durch die Weltwirtschaftskrise. Erst mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus geriet das Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage. Als jüdische Unternehmerin hatte Heymann-Loebenstein zunehmend unter rassistischen Anfeindungen zu leiden. Sie wurde von Nationalsozialisten in ihrer Belegschaft denunziert und bedroht. 1934 sah sie sich daher gezwungen, die Haël-Werkstätten weit unter Wert an den NS-Wirtschaftsfunktionär Heinrich Schild zu verkaufen. Die junge Keramikerin Hedwig Bollhagen eröffnete dort die bis heute erfolgreichen HB-Werkstätten. Margarete Heymann-Loebenstein emigrierte nach Großbritannien, wo sie weiterhin als Künstlerin und Designerin tätig war. An den Erfolg der Haël-Werkstätten konnte sie jedoch nicht mehr anknüpfen.

In der Ausstellung im Bröhan-Museum werden etwa 250 Keramiken gezeigt, die zu einem großen Teil aus dem Besitz des Sammlers Erhard Gerwien stammen. Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Kuratorinnenführungen am 13. August und am 3. September sowie Workshops für Schulklassen zu verschiedenen Themen. Unter anderem werden ausgefallene Dekors aus buntem Klebeband ganz im Sinne der Tape Art hergestellt oder Formen und Muster entworfen und die Motive mit Airbrush-Pistolen auf Papier gesprüht. An jedem dritten Sonntag im Monat gibt es zudem einen kostenlosen Familiensonntag. Für alle Angebote muss man sich anmelden. Die Informationen dazu gibt es telefonisch unter 3269 06 25, per E-Mail an vermittlung@broehan-museuem.de oder auf www.broehan-museum.de.

HAËL. Margarete Heymann-Loebenstein und ihre Werkstätten für künstlerische Keramik 1923–1934, Ausstellung vom 6. Juli bis 29. Oktober im Bröhan-Museum, Schloßstraße 1 a. Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, der Eintritt kostet acht Euro, ermäßigt fünf Euro.

Abstrakte Formen und expressive Dekore sind typisch für die Haël-Keramiken. Das Mokkaservice entstand um 1930.  | Foto:   Martin Adam
Margarete Heymann-Loebenstein um 1925. | Foto:  Frances Marks, London
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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