Bezirk gibt Stolperstein-Projekt volle Rückendeckung
Charlottenburg-Wilmersdorf. Wo Stolpersteine liegen, da sollen sie auch bleiben - darin besteht Einvernehmen in allen politische Lagern der BVV. Doch diese Resolution erwirkten die Verordneten nicht ohne Grund: Zuvor hatte ein Hauseigentümer gefordert, das Andenken zu entfernen.
Sie gehören zum Straßenbild, genießen die Achtung von Anwohnern und Passanten, erinnern daran, dass Charlottenburg-Wilmersdorf einst ein Zentrum jüdischen Lebens war. Nun erklärte der Bezirk Stolpersteine im Gedenken an Holocaustopfer auch offiziell zum Ausdruck einer Gedenkkultur und unterstrich dies mit einer einstimmigen Resolution der BVV. In Anbetracht der Vorgeschichte halten es die Politiker für "unbegreiflich, wenn Eigentümer von Immobilien die Entfernung beziehungsweise Versetzung von Stolpersteinen fordern".
Mehr als 2600 Messingtafeln stecken bislang im Pflaster des Bezirks, und nie gab es nennenswerten Widerstand seitens der Hausbesitzer oder Bewohner. Bis zu dem Tag, als der Eigentümer des Hauses Dahlmannstraße 1 im November 2014 eine Versetzung von sieben Exemplaren auf einem Teil des Gehwegs verlangte, der zu seinem Grundstück gehört. Wegen der Stolpergefahr, so seine Begründung. Nach einer hitzigen Debatte ließ er augenscheinlich wieder davon ab - doch ein Grundproblem war offenkundig.
"Wir haben in diesem Fall an den Eigentümer einen Brief geschrieben und ihn gebeten, die Stolpersteine zu dulden", erklärt dazu Helmut Lölhöffel als Koordinator der Initiative im Bezirk. Man wolle sich in Streitfragen möglichst gütlich einigen: "Wir möchten keinen Konflikt austragen auf dem Rücken von Nazi-Opfern." Und was sagt der Urheber? Gunter Demnig, ein rheinländischer Künstler, der das Stolperstein-Projekt erst auf eigene Faust, dann mit öffentlicher Unterstützung in Deutschland und 16 anderen europäischen Ländern in Gang brachte, spricht sich dafür aus, solche Fälle nicht unnötig zu dramatisieren. Im Zweifelsfall sei gegen eine Versetzung von Stolpersteinen auf öffentliche Gehwegbereiche nichts einzuwenden, teilte er mit. Das sieht die BVV mit ihrer Resolution freilich anders. In dem Punkt sind die Politiker strikter als der Künstler selbst.
Thomas Schubert / tsc
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