Geld für Helfer? Über die Anerkennung ehrenamtlicher Tätigkeit wird heftig diskutiert
Berlin. Eine ehrenamtliche Tätigkeit soll freiwillig, gemeinnützig und unentgeltlich sein. So steht es im Abschlussbericht der Enquetekommission für bürgerschaftliches Engagement des Deutschen Bundestags von 2002 geschrieben. Die Realität sieht anders aus. Vielfältige Formen der Vergütung haben längst Einzug gehalten.
Neben der Erstattung entstandener Kosten, wie Versicherungen, Porto oder Fahrten, haben sich weitere finanzielle Aufwandsentschädigung etabliert. Gängige Vergütungen wie die Übungsleiter- und die Ehrenamtspauschale mögen da noch gerechtfertigt erscheinen. Aber wie sieht es mit der Zahlung von Stundensätzen für Ehrenamtliche und von anderen finanziellen Entschädigungen aus, die mittlerweile teilweise deutlich über den Mindestlohn hinausgehen? „Ich fordere hier klare gesetzliche Regelungen“, sagt Willi Brase (SPD), MdB, Vorsitzender des Unterausschusses Bürgerschaftliches Engagement des Deutschen Bundestages.
Grenzen verschwommen
Die Grenzen zum Arbeitsmarkt durch Kombinationsmöglichkeiten von zum Beispiel Minijob und Ehrenamtspauschale seien heutzutage verschwommener denn je. „Engagement darf nicht sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze ersetzen und Teil einer Grauzone im Beschäftigungssektor sein“, warnt Brase. „Ansonsten würde das bürgerschaftliche Engagement seinen ursprünglichen Sinn verlieren.“
Diesen Ursinn sehen Kritiker auch durch einen Gewöhnungseffekt gefährdet, der die Wahrnehmung des Ehrenamts nachhaltig verändern könnte: Wer möchte noch „umsonst“ ehrenamtlich tätig sein, wenn an vielen Stellen bereits üppig Geld fließt? Wichtige Aspekte des Ehrenamts wie die Gemeinwohlorientierung und die Freiwilligkeit könnten an Bedeutung verlieren.
Vergütung als Anreiz
Befürworter der Entlohnung sehen in dieser auch Chancen. So könnten etwa auch finanziell weniger gut gestellte Menschen ein Ehrenamt übernehmen. Zudem stelle die Vergütung ganz allgemein einen Anreiz dar.
Das Hin und Her der Debatte zeigt: Was fehlt, ist Klarheit. „Bürgerschaftliches Engagement braucht Rahmenbedingungen“, fordert deshalb Carola Schaaf-Derichs, die Geschäftsführerin der Landesfreiwilligenagentur Berlin. Dafür solle die „gute Monetarisierung“ in Form von Auslagenersatz oder pauschaler Aufwandserstattung eingesetzt werden. Eine kontraproduktive Monetarisierung sei hingegen die „Quasi-Entlohnung“ einer freiwilligen oder ehrenamtlichen Tätigkeit.
Dank, Lächeln, Respekt
Wie aber kann das Ehrenamt jenseits von Geld „entlohnt" werden? Eine empirische Studie der Landesfreiwilligenagentur von 2014 zeigt, dass die ideelle Anerkennung nach wie vor das am häufigsten gewünschte Instrument der Wertschätzung ist. Das seien der Dank der Menschen, die vom Engagement anderer profitieren, auch deren Lächeln sowie der Respekt der Mitstreiter und die öffentliche Wertschätzung durch Auszeichnungen wie Einladungen zu Dankesveranstaltungen, aber auch Orden und Ehrenzeichen, sagt Joachim Krüger, der sozialpolitische Sprecher der CDU-Fraktion in Berlin. „Das Ehrenamt bedeutet: Amt gegen Ehre, nicht gegen Geld!“ sr
Autor:Stefanie Roloff aus Friedenau |
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