SEZ-Betreiber scheitert vor Gericht: Klage gegen Bund der Steuerzahler wurde abgewiesen

Ob Spaßbad oder Hallenbad. Beides gibt es nicht. | Foto: Thomas Frey
  • Ob Spaßbad oder Hallenbad. Beides gibt es nicht.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Ende vergangenen Jahres hatte Rainer Löhnitz, Betreiber des SEZ, Personen und Institutionen mit Klageandrohungen überzogen. In einem Fall ist es inzwischen zu einem Verfahren gekommen, das für Löhnitz aber nicht den erhofften Ausgang genommen hat.

Das Landgericht Berlin hat seine Klage gegen den Bund der Steuerzahler (BdS) abgewiesen. Streitpunkt waren dessen Ausführungen zum 2003 erfolgten Verkauf des Landes Berlin für den symbolischen Preis von einem Euro an Löhnitz. Der Deal war mehrfach Thema in den sogenannten Schwarzbüchern des Steuerzahlerbundes. So auch 2014, wo es vor allem um den eigentlich vereinbarten Betrieb eines Hallenbades spätestens fünf Jahre nach dem Kauf ging. In diesem Zusammenhang gebrauchte der BdS die Begriffe „modernes, familienfreundliches Spaßbad“.

An dieser Definition hing sich die Klage von Rainer Löhnitz auf. Es habe nie die Bedingung gegeben, das SEZ zu einem Spaßbad umzubauen, argumentierte er. Deshalb unterstelle ihm der BdS, vertragsbrüchig zu sein, was als Verletzung seines Persönlichkeitsrechts zu werten sei. Gefordert wurde von ihm, solche Aussagen zu unterlassen. Sollte das nicht passieren, verlangte der Kläger ein Ordnungsgeld von bis zu 250 000 Euro oder ersatzweise Ordnungshaft, die an Alexander Kraus, Vorsitzender des Steuerzahlerbundes Berlin, zu vollziehen sei.

Dazu wird es nicht kommen. Das Gericht stellte zunächst fest, dass Löhnitz von den Ausführungen individuell gar nicht betroffen sei. Vielmehr hätte sich der Schwarzbuch-Text mit dem Verhalten der Senatsverwaltung beschäftigt. Außerdem mache es nach Ansicht der Richter für das Ansehen des Klägers keinen Unterschied, ob er die vereinbarte Bedingung, ein Hallenbad zu betreiben, nicht eingehalten habe, oder ob sich das auf ein Spaßbad beziehe. „Unstreitig war als Bedingung aber vereinbart, dass er einen Hallenbadbetrieb wiederaufnimmt; die weitergehenden Bedingungen beziehen sich nur auf den Zeitpunkt der Aufnahme des Betriebs, nicht auf das ,Ob‘“, heißt es wörtlich im Urteil.

Zudem leistete das Gericht sogar noch eine Defintionshilfe des Begriffs Hallenbad, der ja in der SEZ-Debatte der vergangenen Jahre eine nicht unerhebliche Rolle spielte. Unter einer solchen Einrichtung könne „nach der Auslegung dem Wortlaut nach, aber auch unter Berücksichtigung der weiteren Vertragsklauseln nur der Betrieb eines größeren Schwimmbeckens verstanden werden, in dem tatsächlich regelmäßig geschwommen werden kann“. Ein solches Becken gebe es aber auch nach dem Vortrag des Klägers bis heute nicht. Ihm sei das aber gar nicht vorgeworfen worden, vielmehr dem Senat, der mit der ausgebliebenen Wiederaufnahme des Hallenbads einverstanden gewesen sei und Löhnitz keinen Vertragsbruch zur Last gelegt habe.

Was schließlich die Vokabel Spaßbad betrifft, tauche die in den Pressemitteilungen von Senatskanzlei und Liegenschaftsfonds anlässlich des SEZ-Verkaufs auf. Darauf bezog sich auch der Steuerzahlerbund. Gegen den Begriff sei Löhnitz damals aber nicht vorgegangen.

Trotzdem hatte der Bund der Steuerzahler bereits in der mündlichen Verhandlung angekündigt, in Zukunft auf die Bezeichnung Spaßbad zu verzichten und sie aus seiner Online-Veröffentlichung zu entfernen. Vielmehr beziehe er sich jetzt auf die Formulierung aus dem Kaufvertrag über die Wiederaufnahme des Hallenbadbetriebs. Am Tenor des Textes ändert das nichts. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 787× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 791× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 482× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 960× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.869× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.