Und das nicht nur zur Weihnachtszeit
Evelyn Geller und ihr kleines Puppentheater

Evelyn Geller und ihre Hauptdarsteller. | Foto: Thomas Frey
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Drei Kitagruppen belegen an diesem Vormittag die 50 kleinen Stühle im „Theater der kleinen Form“. Sie erleben eine Aufführung der "Weihnachtsgans Auguste" von Friedrich Wolf.

Präsentiert wird die von Puppenfiguren, mit denen Evelyn Geller hantiert. Sie ist die One-Woman-Akteurin in der Spielstätte an der Gubener Straße am Comeniusplatz. An dieser Stelle ist ihr Theater inzwischen seit 2009. Davor gab es die "Kleine Form" bereits drei Jahre an der Pillauer Straße.

Aufführungen für Kinder stehen auf dem Spielplan. Erwachsene sind natürlich auch willkommen und kommen mit ihrem Nachwuchs gerne in die Vorstellungen am Wochenende. Aber ihre Puppeninszenierungen richten sich an die Altersgruppe zwischen drei und acht Jahre. Etwa Märchenklassiker, die mit Hilfe der Puppen neu erzählt werden. Hinter dem Titel "Neues aus Holledau" verbirgt sich beispielsweise "Frau Holle". Und dann ist da natürlich die Auguste. Die Gans ist ein Muss in der Vorweihnachtszeit.

Die Wochen vor dem Fest seien auch bei ihr eine besonders nachgefragte Zeit für einen Theaterbesuch, sagt Evelyn Geller. Irgendwie gehöre das für viele Familien dazu. Aber auch sonst könne sie über mangelnde Resonanz nicht klagen.

Das liegt schon an ihrer Zielgruppe. Es wachsen ja regelmäßig Kinder nach, die irgendwann das erste Mal mit einer Theateraufführung in Berührung kommen. Und das sei für die meisten noch immer genauso interessant und spannend wie bei früheren Generationen. Auch oder vielleicht gerade in Zeiten von Internet und Social Media. Eine Geschichte direkt zu erleben, sogar selbst mitzumachen, die Puppen anschauen zu können, das bleibe weiter faszinierend. Erst recht wenn, so bei Evelyn Geller, auf Anmerkungen aus dem Publikum eingegangen wird.

Nicht nur beim Spiel, sondern auch wenn sie danach erzählt, wird schnell deutlich, die Frau hat auch selbst noch immer riesigen Spaß an ihrer Arbeit. Sie mache genau das, was sie immer machen wollte, sagt Evelyn Geller.

Zu erfolgreich für eine Förderung?

Zur Puppenspielerin wurde sie einst an der Schauspielschule Ernst Busch ausgebildet. Nach Jahren mit freien Engagements und als Theaterpädagogin verwirklichte sie vor mehr als zehn Jahren den Traum eines eigenen Theaters. Und das bewusst "in kleiner Form". Damit hat sie auf der einen Seite ein weitgehendes Alleinstellungsmerkmal, andererseits aber wenig Resonanz im Bereich der organisierten Kultur. Zumindest hat Evelyn Geller diesen Eindruck. Bei öffentlicher Förderung habe sie bisher keine Chance gehabt. Was wahrscheinlich nicht zuletzt mit ihrem Erfolg zu tun hat. Oder wie sie es ausdrückt, wer in Selbstausbeutung eine solche Spielstätte am Laufen halte, stoße auf geringeres Interesse. Dazu käme eine eher ignorante Haltung der Kulturverantwortlichen gegenüber Kindertheater. Erst recht solches mit Puppen. Um sich hier etwas mehr Gehör zu verschaffen, hat sich Evelyn Geller inzwischen mit anderen Figurenbühnen vernetzt.

Sie selbst gibt dem Puppenspielernachwuchs schon lange Auftrittsmöglichkeiten in ihrem Haus oder kooperiert mit anderen Trägern. Etwa der Musikschule Tomatenklang, die einen Musicalkurs für Teilnehmer ab acht Jahren anbietet. Auch weitere Angebote zur musikalischen Früherziehung sind Teil des Begleitprogramms. Zum Theater gehört außerdem ein kleines Café, das auch außerhalb der Aufführungszeiten geöffnet hat.

In einem Moment während des Gesprächs merkt Evelyn Geller kurz an, dass sie ja so langsam auf die Rente zusteure. Was aber, wie sie ebenfalls deutlich macht, nicht als nahes Aus für ihr Theater zu deuten sei. Für 2019 hat sie bereits einige konkrete Pläne. Etwa eine Aufführung von "König Drosselbart", außerdem ein weiteres Werk, worüber sie aber noch nicht sprechen möchte. Und die Gans Auguste bleibt natürlich ebenfalls auf dem Spielplan. In den kommenden Tagen sowieso, etwa am Heiligen Abend um 11 Uhr, und natürlich auch in der nächsten Vorweihnachtszeit.

Theater der kleinen Form, Gubener Straße 45. Öffentliche Vorstellungen gibt es in der Regel am Sonnabend und Sonntag. Die Karten kosten einheitlich sechs Euro. Aufführungen für Kitagruppen oder Schulklassen finden unter der Woche statt. Alle Informationen unter www.theater-der-kleinen-form.de.

Evelyn Geller und ihre Hauptdarsteller. | Foto: Thomas Frey
Der Eingang des Theaters am Comeniusplatz. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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