Pantomime gegen Lärm: Pilotprojekt soll Nachtschwärmer zu rücksichtsvollerem Verhalten animieren

Hoffen auf mehr Nachtruhe durch Pantomime (von links): Burkhard Kieker, Peter Beckers, Malena Medam, Lutz Leichsenring, Vorstand Club Commission, und Thomas Lengfelder, Geschäftsführer der Dehoga. | Foto: Frey
  • Hoffen auf mehr Nachtruhe durch Pantomime (von links): Burkhard Kieker, Peter Beckers, Malena Medam, Lutz Leichsenring, Vorstand Club Commission, und Thomas Lengfelder, Geschäftsführer der Dehoga.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain-Kreuzberg. Berlin hat im vergangenen Jahr erneut eine Rekordzahl an Touristen verbucht. Knapp zwölf Millionen Gäste kamen in die Stadt, 28,7 Millionen Übernachtungen wurden registriert.

Der anhaltende Boom hat aber auch Schattenseiten, die gerade in Friedrichshain-Kreuzberg zu beobachten sind. Mit einem Pilotprojekt soll jetzt gegen den Lärm der Nachtschwärmer angegangen werden. Und zwar - durch Pantomimen.

Sie werden an 15 Wochenendnächten zwischen dem 8. Mai und dem 11. Juli in den Ausgehvierteln im Bezirk unterwegs sein und versuchen, durch ihre Performance eine beruhigende Wirkung zu erzielen. Begleitet werden sie von Mediatoren, die den Wunsch nach mehr Rücksicht vermittelnd unterstützen.

Das Projekt läuft insgesamt vier Monate und kostet 105 000 Euro. Die Hälfte davon kommt aus dem Europäischen Regionalentwicklungsfonds EFRE. Den Rest steuern Akteure mit direktem Bezug zum Tourismus bei, zum Beispiel der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga, die Club Commission und nicht zuletzt die Städtewerber von visitBerlin über ihr Netzwerk Service in the City. Mit ihnen zusammen wird es von der bezirklichen Wirtschaftsförderung umgesetzt.

Ärger wegen nächtlicher Ruhestörung und anderen unliebsamen Begleiterscheinungen massenhafter Besucher gebe es in Friedrichshain-Kreuzberg inzwischen an vielen Stellen, erinnerte Wirtschaftsstadtrat Dr. Peter Beckers (SPD). Auf verschiedene Weise versuche der Bezirk dagegen anzugehen. Etwa durch Mediationsverfahren wie an der Admiralbrücke, über das Verbot in bestimmten Quartieren weitere Gaststätten einzurichten, bis zu einem derzeit diskutierten Maßnahmenpaket für die gesamte Gegend zwischen Görlitzer Park und dem RAW-Gelände, Stichwort Nachtbürgermeister. Jetzt kommt dazu noch die Pantomime.

Für sie in Verbindung mit den Vermittlern entschied sich das Projekt, nachdem es zuvor Aktivitäten gegen lautes nächtliches Feierpublikum in anderen Großstädten unter die Lupe genommen hatte. Da gebe es bereits eine Menge interessanter Ideen, sagt Leiterin Malena Medam von der Club Commission. Manche seien allerdings als nicht zielführend erachtet worden oder bräuchten eine längere Vorbereitung. Etwa ein Beispiel aus Paris, wo Jugendliche aus den Randgebieten zu nächtlichen Ruhepatrouillen ausgebildet werden. Die Pantomimen gibt es wiederum unter anderem bereits in Brüssel.

Erhofft wird sich vom Auftreten der Künstler zunächst eine andere Stimmung. Im besten Fall könnte sich das herumsprechen und nicht nur den Geräuschpegel reduzieren, sondern die Situation insgesamt entspannen.

Dass damit aber alle Konflikte verschwinden, davon gehen auch die Initiatoren nicht aus. Aber es sei zumindest ein Beginn, meinte visitBerlin-Geschäftsführer Burkhard Kieker, dem möglichst weitere folgen sollen, denn gehofft wird, dass das Projekt nach der Pilotphase mit weiteren Ideen fortgesetzt werden kann.

Kieker sieht gleichzeitig - trotz Ärger an manchen Stellen - keinen Touristenfrust in Berlin. Laut der jüngsten Umfrage von visitBerlin würden sich 85 Prozent der Bevölkerung von den Besuchern weder eingeschränkt noch gestört fühlen, sagte er. 88 Prozent seien sogar stolz, dass so viele Menschen die Stadt besuchen. Und wo es Probleme gebe, werde nach Lösungen gesucht.

Abgesehen davon handelt es sich bei den Nachtschwärmern im Bezirk nicht allein um Gäste aus dem Ausland, sondern ebenso um Publikum aus Berlin und dem Umland. Ob vor allem sie durch die Pantomime zu besserem Benehmen animiert werden sollen, war deshalb auch eine Vermutung bei der Präsentation des Projekts am 12. März.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 124× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 67× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 143× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.482× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.