Mehr als nur Tanzschritte vermitteln: Evelyn Richter und ihr Lebenswerk Step by Step

Einschließlich seiner Vorläufer gibt es Step by Step seit 30 Jahren. | Foto: Tanzteam Step by Step
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Einen Termin mit Evelyn Richter zu bekommen, ist in diesen Tagen schwierig. Die Chefin des Tanzteams Step by Step steckt mitten in den Vorbereitungen für das traditionelle Weihnachts-Märchen-Musical.

"Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen" wird in diesem Jahr singend, spielend und tanzend aufgeführt. Am 12. Dezember ist die Premiere in der Alten Feuerwache an der Marchlewskistraße.

Die Generalprobe gab es am 20. November. Sie vermittelte erneut den Eindruck, dass Step by Step zwar vieles ist, aber bestimmt keine Vereinigung, bei der gepflegtes Freizeitniveau vorherrscht. Die Darsteller agieren meist hochprofessionell. Sie umspannen eine Altersgruppe von Kitakindern bis zum nahen Ruhestand. Mädchen und Frauen machen den überwiegenden Anteil des insgesamt etwa 100-köpfigen Ensembles aus. Und mittendrin Evelyn Richter – 59 Jahre alt, Gründerin, Leiterin, treibende Kraft, guter Geist –, für die Tanzen viel mehr ist, als nur die Beine bewegen. Und das seit 30 Jahren.

1987 begann ihr beruflicher Einstieg in dieses Metier bei der Kindertanzgruppe "Die roten Sternchen", damals im Kulturhaus Mitte. Vorausgegangen war eine Ausbildung als Leiterin in "künstlerischem Volksschaffen", wie das im DDR-Jargon hieß. Die absolvierte Evelyn Richter parallel zu ihrem Studium russische und polnische Sprachvermittlung, sprich Übersetzung. In diesem Beruf hat sie, von gelegentlichen Übertragungen abgesehen, nie gearbeitet. Das Tanzen wurde ihre Profession. Das änderte sich auch nicht, als nach der Wende bisherige Strukturen wegbrachen, ihre Tanzgruppe auf neue Füße gestellt werden musste und lange Zeit immer wieder von einem Proberaum zum nächsten umzog. Erst seit einigen Jahren hat dieses Tingeln ein Ende, seitdem wird die Aula der Kreativschule in der Strausberger Straße genutzt. Spätestens seither ist das Tanzteam fest in Friedrichshain verankert. Für Evelyn Richter gilt das ohnehin. Sie lebt bereits seit Jahrzehnten im Bezirk.

Step by Step ist ein Verein mit Satzung, Vorstand und allem, was sonst dazu gehört. Mitmachen könnte jeder, betont die Chefin, auch als Replik auf die Frage, ob die Professionalität nicht vielleicht das Ergebnis eines strengen Auswahlverfahrens sei. Es komme darauf an, alle nach ihre Leistungsvermögen einzusetzen und zu integrieren. "Nur zusammen sind wir gut."

Dieses Gemeinschaftsgefühl ist etwas, was Evelyn Richter propagiert und in der heutigen Zeit eher vermisst. Auch ihren Schützlingen will sie solche Werte vermitteln. Nicht nur dabei konkurriert sie mit vielfältigen Alternativen, die gerade Heranwachsenden angeboten werden. Wobei sie bisher regelmäßig „mal mehr, mal weniger“ neue Mitglieder für Step by Step begeistern konnte. Sie bei der Stange zu halten wäre aber heute schwieriger als früher, meint Evelyn Richter. Dabei machen bei ihr noch immer Menschen mit, die bereits vor Jahrzehnten ins Ensemble gekommen sind.

Was sie zum Verbleib anhält, ist wahrscheinlich auch die Außenwirkung des Teams. Erfolge beim Bundeswettbewerb "Jugend tanzt" zum Beispiel, Trainingslager und Auftritte in Moskau, Kuba und Riga. Und die inzwischen zahlreichen Inszenierungen, bestehend aus einem Repertoire unterschiedlicher Genres und Musikstile von Folklore über Pop bis Musical.

Das alles konzentriert sich bei Evelyn Richter, wobei sie nicht zu erwähnen vergisst, dass dazu weitere Mitstreiter gehören, vom Regisseur über den Komponisten der auch aktuellen Märchen-Vertonung, der für wenig Geld den Soundtrack liefere. Ihre Familie ist mit eingespannt. Die vielen Kostüme werden in Eigenarbeit angefertigt.

Und natürlich geht es auch um die nie in Massen vorhandenen finanziellen Mittel. Für größere Reisen brauche es Sponsoren. Auch ihr Salär falle nicht besonders üppig aus. "Wenn ich mal Rentnerin bin, dann müssen mich ehemalige Schülerinnen im wöchentlichen Wechsel durchfüttern", sagt Evelyn Richter und meint das nicht nur scherzhaft. "Ein Mal im Jahr habe ich so Phasen, wo ich alles hinschmeißen möchte." Eine Stimmungslage, die aber nicht lange anhält.

Denn demgegenüber steht das Engagement und die Begeisterung, dass sie aus ihrer Berufung einen Beruf machen konnte, die Freude über eine gelungene Inszenierung ebenso wie das Gefühl, den Tanzteam-Mitgliedern mehr für ihren Lebensweg mitzugeben, als nur die perfekte Performance. Kultur in ihren vielen Facetten sei dafür ein wichtiger Bestandteil, findet Evelyn Richter. Das dass auch allgemein Konsens werde, ist eine ihrer Hoffnungen für die Zukunft. Wenn manche Einrichtungen nicht mehr das nötige Geld hätten um zu Beispiel ein Gastspiel ihrer Truppe zu buchen, wäre das der falsche Weg.

Der sich wahrscheinlich, wie so vieles, nur Schritt für Schritt verändern ließe. Darauf verweist bereit der Name ihres Lebenswerks. Step by Step heiße die Formation wegen mehrerer Songs aus den 1990er-Jahren, bei denen diese Wortkombination eine Rolle spielte. Sie bedeute auch, sich aufeinander zuzubewegen. Für Evelyn Richter gilt das nicht nur beim Tanz. Informationen über das Tanzteam finden sich unter www.tanzteamstepbystep.de.

Die Aufführungen des "Musicals von einem der auszog, das Fürchten zu lernen" am 12. und 14. Dezember um 10.30 Uhr sind bereits ausverkauft. Karten gibt es noch für die Vorstellungen an beiden Tagen um 14 Uhr sowie für den 18. Dezember um 15 Uhr. Sie finden alle in der Studiobühne der Alten Feuerwache, Marchlewskistraße 6, statt. Außerdem gastiert das Tanzteam am 16. Dezember um 18 sowie am 19. Dezember um 10.30 und 14 Uhr in der Max-Taut-Aula, Fischerstraße 38 in Lichtenberg. Die Karten kosten jeweils acht, ermäßigt sechs Euro. Gruppen ab zehn Personen bezahlen fünf Euro.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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