Statt Buffet nur spärliche Beilage: Was vom veganen Bürgerbegehren übrig blieb

Die Kreuzberger Rathauskantine, die Ende Juni vor einem Pächterwechsel steht, zeigte gerade in den vergangenen Tagen noch einmal, was sie von einem "veganen Diktat" auf ihrer Speisekarte gehalten hätte. | Foto: Thomas Frey
  • Die Kreuzberger Rathauskantine, die Ende Juni vor einem Pächterwechsel steht, zeigte gerade in den vergangenen Tagen noch einmal, was sie von einem "veganen Diktat" auf ihrer Speisekarte gehalten hätte.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain-Kreuzberg. In allen Kantinen, die in der Verantwortung des Bezirks stehen, soll täglich ein veganes Menü angeboten werden.

Das war die Forderung eines entsprechenden Bürgerbegehrens, das immerhin mehr als 9500 Unterstützer fand und damit klar über den nötigen etwa 6000 lag. Einen Bürgerentscheid wird es darüber aber nicht geben. Vielmehr hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) mit den Initiatoren einen Kompromiss erzielt. Der bleibt allerdings ziemlich hinter den ursprünglichen Ansprüchen zurück. Um es im entsprechenden Bild auszudrücken: Verlangt wurde ein opulentes veganes Buffet, herausgekommen sind einige, eher spärliche Beilagen.

Statt flächendeckend alle Schulmensen von Montag bis Freitag auf eine Kost frei von allen tierischen Zutaten festzulegen, wird jetzt lediglich an bis zu zwei Schulen an einem, eventuell auch an zwei Tagen pro Woche das vegetarische Angebot durch ein veganes ersetzt. Dazu soll bezirkliches Küchenpersonal in der Essenszubereitung dieser Art geschult werden. Das Bezirksamt wird beauftragt, eine Einmalzahlung von 4000 Euro bereitstellen, verlangt die entsprechende Beschlussempfehlung, die in der BVV am 14. Juni verabschiedet wurde. Darüber hinaus ist das Modellprojekt kostenneutral zu halten.

Ein weiteres Zugeständnis gibt es in Form einer Begleitung durch die Organisatoren des Bürgerbegehrens, zu denen die "Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt", Sentience Politics und der Vegetarierbund Deutschland gehören. Sie dürfen zum Beispiel die Schulen mit Informationsmaterial versorgen oder gegebenenfalls Veranstaltungen durchführen.

Schließlich wird sich auch der Ausschuss für Schule und Sport regelmäßig mit den veganen Aktivitäten beschäftigen. Findet sie Anklang, soll diese Art der Nahrungsaufnahme bei künftigen Catering-Verträgen berücksichtigt werden.

Mit dem Ergebnis werden Politik und Verwaltung ganz gut leben können. Denn bei einem Erfolg des Bürgerbegehrens hätten nach manchen Schätzungen Mehrkosten von rund 300 000 Euro im Jahr gedroht. Eine Summe, die von der Veganerfront allerdings bestritten wurde.

Stattdessen müssen sich die meisten Schulverköstigungsstätten keine Gedanken mehr machen, wie sie jeden Tag ein Gericht frei nicht nur von Fleisch, sondern auch Fisch, Milch oder Eiern anbieten können. Gleiches gilt für das Casino im Rathaus Kreuzberg, der einzigen öffentlichen Kantine des Bezirks, die von dem veganen Vorstoß deshalb ebenfalls betroffen gewesen wäre. In der ausgehandelten Vereinbarung wird sie nicht einmal mehr erwähnt.

Für die Initiatoren ist der Kompromiss aber nur auf den ersten Blick so mager, wie er zunächst erscheint. Immerhin konnten sie sich mit ihrem Anliegen einigermaßen bekannt machen. Und ob die vegane Offensive bei einem Bürgerentscheid wirklich die nötige Zustimmung gefunden hätte, war, trotz der guten Unterschriftenausbeute, zumindest nicht ausgemacht. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 205× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 164× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 62× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 207× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.542× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.