Unterrichtsausfall in Friedrichshain-Kreuzberg

An den Schulen Friedrichshain-Kreuzberg fielen im vergangenen Schuljahr jede Woche 720 Stunden Unterricht aus, 4310 Stunden wurden vertreten. | Foto: BW
  • An den Schulen Friedrichshain-Kreuzberg fielen im vergangenen Schuljahr jede Woche 720 Stunden Unterricht aus, 4310 Stunden wurden vertreten.
  • Foto: BW
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain-Kreuzberg. Vor allem für jüngere Schüler mag er ein Spaß sein. Eltern finden ihn dagegen weniger witzig. Die Rede ist vom Unterrichtsausfall. Auch in Friedrichshain-Kreuzberg sind nicht gegebene Schulstunden ein Thema. Wenngleich der Bezirk nicht zu den negativen Berliner Spitzenreitern gehört. Nach den Zahlen der Senatsbildungsverwaltung für das Schuljahr 2012/13 sind in diesem Zeitraum hier pro Woche durchschnittlich 4310 Stunden nicht von den regulären Lehrkräften bestritten worden.

Das macht einen Anteil von 10,8 Prozent am Gesamtunterricht. Bei neun Prozent davon sprang eine Vertretung ein. Ohne Ersatz blieben 720 Stunden oder 1,8 Prozent. Damit liegt Friedrichshain-Kreuzberg im Mittelfeld. Am besten schnitt Treptow-Köpenick mit 3000 ausgefallenen Stunden ab. Das Schlusslicht ist Neukölln, wo es 6270 waren. Die Statistik ist das eine. Denn sie lasse sich, so ein häufiger Vorwurf, auch einigermaßen zurecht frisieren. Etwa, wenn aus einer Klasse, in der eigentlich zwei Lehrer unterrichten, einer abgezogen wird, weil er woanders eine Vertretung übernehmen muss. Oder wenn das Ausgeben von Unterrichtsmaterial, das Schüler ohne Aufsicht bearbeiten sollen, schon als Vertretung zählt. So zumindest der Bericht eines Friedrichshainer Lehrers in einem Internetblog. Und schließlich gibt es die Wahrnehmung vieler Eltern, die gerade an der Schule ihrer Kinder häufige Fehlzeiten ausmachen. Das mögen subjektive Wahrnehmungen sein, sie sind aber ebenfalls ein Indikator.

Das Thema sei weiter aktuell, betont deshalb auch Vera Vordenbäumen, die Vorsitzende des Bezirkselternausschuss’ (BEA) Schule in Friedrichshain-Kreuzberg. Sie kritisiert vor allem den unzureichenden Personalschlüssel der Senatsbildungsverwaltung. Der gehe von einer mindestens 100-prozentigen Ausstattung mit Lehrern an jeder Schule aus. Die werde zwar im Bezirk fast überall erreicht, "aber kein Betrieb arbeitet so." Denn die Ist-Stärke bedeute in den seltensten Fällen auch die Soll-Stärke. "Es müssen nur ein paar Lehrer krank sein oder sich auf Fortbildung befinden und schon gibt es ein Problem." Die vorhandenen Kollegen würden dann mit zusätzlichen Aufgaben belastet, was häufig dazu führe, dass weitere ausfallen.

"Wir fordern deshalb schon lange eine Personalausstattung von 105 Prozent", sagt Vera Vordenbäumen. Eine Elterninitiative verlangt sogar 110 Prozent. Nach Ansicht der BEA-Vorsitzenden sei das sicher auch im Sinne der Bildungssenatorin. "Aber der Finanzsenator legt hier ein Veto ein."

"Mehr Geld bedeutet nicht immer mehr Qualität", heißt es dagegen bei der Bildungsverwaltung. Dort wird zum einen darauf verwiesen, dass es in Friedrichshain-Kreuzberg mit die geringste Zahl an langzeiterkrankten Lehrern gibt. Kurzfristige Ausfälle können die Schulen wiederum selbst kompensieren. "Alle haben einen Etat an Honorarmitteln, mit denen sie Ersatzkräfte bis zu drei Monate bezahlen können." Eingeräumt wird allerdings, dass sich nicht in jedem Fall sofort eine Vertretung finden lässt. Manchmal werden dafür auch pensionierte Pädagogen reaktiviert.

Der Schwerpunkt des Unterrichtsausfalls liegt auch in Friedrichshain-Kreuzberg bei Mathematik und den anderen naturwissenschaftlichen Fächern.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 234× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 993× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.141× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.