Unterrichtsausfall in Friedrichshain-Kreuzberg

An den Schulen Friedrichshain-Kreuzberg fielen im vergangenen Schuljahr jede Woche 720 Stunden Unterricht aus, 4310 Stunden wurden vertreten. | Foto: BW
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Friedrichshain-Kreuzberg. Vor allem für jüngere Schüler mag er ein Spaß sein. Eltern finden ihn dagegen weniger witzig. Die Rede ist vom Unterrichtsausfall. Auch in Friedrichshain-Kreuzberg sind nicht gegebene Schulstunden ein Thema. Wenngleich der Bezirk nicht zu den negativen Berliner Spitzenreitern gehört. Nach den Zahlen der Senatsbildungsverwaltung für das Schuljahr 2012/13 sind in diesem Zeitraum hier pro Woche durchschnittlich 4310 Stunden nicht von den regulären Lehrkräften bestritten worden.

Das macht einen Anteil von 10,8 Prozent am Gesamtunterricht. Bei neun Prozent davon sprang eine Vertretung ein. Ohne Ersatz blieben 720 Stunden oder 1,8 Prozent. Damit liegt Friedrichshain-Kreuzberg im Mittelfeld. Am besten schnitt Treptow-Köpenick mit 3000 ausgefallenen Stunden ab. Das Schlusslicht ist Neukölln, wo es 6270 waren. Die Statistik ist das eine. Denn sie lasse sich, so ein häufiger Vorwurf, auch einigermaßen zurecht frisieren. Etwa, wenn aus einer Klasse, in der eigentlich zwei Lehrer unterrichten, einer abgezogen wird, weil er woanders eine Vertretung übernehmen muss. Oder wenn das Ausgeben von Unterrichtsmaterial, das Schüler ohne Aufsicht bearbeiten sollen, schon als Vertretung zählt. So zumindest der Bericht eines Friedrichshainer Lehrers in einem Internetblog. Und schließlich gibt es die Wahrnehmung vieler Eltern, die gerade an der Schule ihrer Kinder häufige Fehlzeiten ausmachen. Das mögen subjektive Wahrnehmungen sein, sie sind aber ebenfalls ein Indikator.

Das Thema sei weiter aktuell, betont deshalb auch Vera Vordenbäumen, die Vorsitzende des Bezirkselternausschuss’ (BEA) Schule in Friedrichshain-Kreuzberg. Sie kritisiert vor allem den unzureichenden Personalschlüssel der Senatsbildungsverwaltung. Der gehe von einer mindestens 100-prozentigen Ausstattung mit Lehrern an jeder Schule aus. Die werde zwar im Bezirk fast überall erreicht, "aber kein Betrieb arbeitet so." Denn die Ist-Stärke bedeute in den seltensten Fällen auch die Soll-Stärke. "Es müssen nur ein paar Lehrer krank sein oder sich auf Fortbildung befinden und schon gibt es ein Problem." Die vorhandenen Kollegen würden dann mit zusätzlichen Aufgaben belastet, was häufig dazu führe, dass weitere ausfallen.

"Wir fordern deshalb schon lange eine Personalausstattung von 105 Prozent", sagt Vera Vordenbäumen. Eine Elterninitiative verlangt sogar 110 Prozent. Nach Ansicht der BEA-Vorsitzenden sei das sicher auch im Sinne der Bildungssenatorin. "Aber der Finanzsenator legt hier ein Veto ein."

"Mehr Geld bedeutet nicht immer mehr Qualität", heißt es dagegen bei der Bildungsverwaltung. Dort wird zum einen darauf verwiesen, dass es in Friedrichshain-Kreuzberg mit die geringste Zahl an langzeiterkrankten Lehrern gibt. Kurzfristige Ausfälle können die Schulen wiederum selbst kompensieren. "Alle haben einen Etat an Honorarmitteln, mit denen sie Ersatzkräfte bis zu drei Monate bezahlen können." Eingeräumt wird allerdings, dass sich nicht in jedem Fall sofort eine Vertretung finden lässt. Manchmal werden dafür auch pensionierte Pädagogen reaktiviert.

Der Schwerpunkt des Unterrichtsausfalls liegt auch in Friedrichshain-Kreuzberg bei Mathematik und den anderen naturwissenschaftlichen Fächern.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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