Diesterweg-Projekt vor dem Aus? Pläne zum Umbau des Schulareals stecken fest
Gesundbrunnen. Seit 2011 steht das asbestbelastete, frühere Diesterweg-Gymnasium an der Swinemünder Straße leer und kostet den Bezirk täglich etwa 1000 Euro Unterhalt. Ämterchaos verhindert derzeit die geplante Entwicklung des Areals zum Wohnstandort mit Kiez-Kulturzentrum, Kita und Gemeinschaftsgarten.
Die orangefarbene Schule wird saniert, das markante Gebäude wird zum soziokulturellen Zentrum für den gesamten Kiez. Die beiden Obergeschosse sollen zu preiswerten Mietwohnungen umgebaut werden. Außerdem plant das Non-Profit-Projekt ps wedding, das mit dem Mietshäusersyndikat und der Mieterbaugenossenschaft Selbstbau e.G. kooperiert, einen Wohnungsneubau. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo entwickelt das südliche Areal und baut dort zwei Wohnhäuser. Insgesamt sollen rund 350 preisgünstige Wohnungen im Brunnenviertel entstehen. So zumindest lautet der Plan für das frühere Schulgelände, der jetzt ins Stocken gerät.
Obwohl sich Degewo und ps wedding weitgehend einig sind und Bezirk und Senat das wichtige Wohnungsvorhaben unterstützen, hängt das Projekt in Vergabeformalitäten fest. Solange die Sporthalle (soll abgerissen und durch Neubau ersetzt werden) und die ehemaligen mobilen Unterrichtsräume auf dem Areal noch vom Bezirk genutzt werden, können die Grundstücksteile nicht an die neuen Eigentümer übergeben werden.
„Wenn keine kreative Lösung gefunden wird, wird das Vorhaben um Jahre verzögert“, sagt Sabine Horlitz von ps wedding. Und auch Architekt Christoph Rasche von der Degewo betonte im Bauausschuss, dass die Degewo „bei ungewissem Ausgang nicht planen wird“.
In den sogenannten Knochen, wie der einstige Schulerweiterungsbau auf dem Diesterweg-Areal wegen seiner Form genannt wird, ist erst im September die Musikschule Fanny Hensel eingezogen. Die Kinder sollen in dem Ausweichquartier solange bleiben, bis die Musikschule in der Ruheplatzstraße 4 saniert und der Erweiterungsbau dort fertig ist. Diese sogenannte Fachnutzung im Knochen blockiert jetzt die Grundstücksvergabe. Geplanter Rückzug: Erst Ende 2019! Die für die Musikschule und auch für die Flüchtlingssprachkurse, die ebenfalls im Knochen stattfinden, zuständige Stadträtin Sabine Weißler (Grüne) kocht vor Wut, weil ihr alle den schwarzen Peter zuschieben.
„Wir haben keinen anderen Ausweichstandort bekommen“, so Weißler. Sie betont, dass sie weder auf Bauplanungen noch Immobilienfragen Einfluss habe und ärgert sich sehr, dass sich der Sanierungsbeginn in der Ruheplatzstraße wegen amtsinterner Detailstreitereien um ein Jahr verzögert hat. „Es wäre für alle hilfreich, wenn die Ruheplatzstraße nicht erst in vier Jahren fertig ist“, so Weißler. Sie habe bei einem gemeinsamen Treffen mit Bezirksamtskollegen, Senatsvertretern, ps wedding und Degewo angeboten, eine Nutzungsvereinbarung mit definierter Restlaufzeit zu unterzeichnen, damit die Grundstücke schon jetzt an die neuen Eigentümer übertragen werden und die Planungen beginnen können. Eine solche Vertragskonstruktion sei auch für die Sporthalle im Gespräch, sagte Spallek im Bauausschuss.
Die Degewo müsste einen Weiterbetrieb garantieren, bis die neue Halle auf dem Schulhof der Vineta-Grundschule fertig ist. Erst dann kann die völlig marode Sporthalle abgerissen werden.
Diesen Deal müsste das Abgeordnetenhaus absegnen, weil in Berlin Turnhallen besonders geschützt sind. Die Sprachkurse für Flüchtlinge könnten zukünftig im dann sanierten orangenen Schulgebäude stattfinden. Ps wedding hat dem Bezirk bereits erste Mietangebote gemacht. Doch erst nach geklärten Grundstücksfragen bekommt ps wedding Kredite von der Bank für das Diesterweg-Projekt. Der BVV-Hauptausschuss beschäftigt sich jetzt mit dem verzwickten Thema. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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