Dickes Lob für couragiertes Trio: Ordnungsamtsmitarbeiter fassen Messerstecher

Martin Hikel (2.v.l.) freut sich über die Einsatzbereitschaft und das Engagement des Teams. | Foto: Schilp
  • Martin Hikel (2.v.l.) freut sich über die Einsatzbereitschaft und das Engagement des Teams.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Für ihr mutiges und umsichtiges Eingreifen hat Bürgermeister Martin Hikel (SPD) sich bei drei Mitarbeitern des Ordnungsamtes bedankt. Sie waren am 16. April im Wutzky Center einer niedergestochenen Frau zu Hilfe geeilt, außerdem hielten sie den Täter bis zum Eintreffen der Polizei fest.

Die drei möchten ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, nennen wir sie Heidi Lehmann, Bernd Schulze und Frank Sichter. Heidi Lehmann, normalerweise im Innendienst, hatte an diesem Tag die Aufgabe, einen Laden im Einkaufcenter zu schließen. „Es ist ja nie klar, wie ein Betreiber die schlechte Nachricht aufnimmt, deshalb habe ich zur Sicherheit zwei uniformierte Kollegen mitgenommen“, erzählt sie.

Plötzlich sah sich das Team mit einer schlimmen Situation konfrontiert. Eine Frau lag auf dem Boden, blutete aus Bauchwunden. Viele Schaulustige standen herum, der Messerstecher sei noch ganz in der Nähe, sagten sie. „Eine Dame, die Erste Hilfe leistete, haben wir gebeten, die Wunden mit einem Tuch zuzupressen“, so Lehmann. Ihr Kollege Frank Sichter ergänzt: „Wir sperrten den Ort ab, fanden den Täter schnell, isolierten ihn und hielten ihn fest.“ Doch weder das Messer war aufgetaucht, noch wussten die drei, ob es einen Komplizen gab. Während die beiden Männer sich einen Überblick verschafften, hielt ihnen die unauffälligere, nicht uniformierte Heidi Lehmann den Rücken frei, bis die Polizei eintraf.

Wie sich später herausstellte, war es der eigene Vater gewesen, der seine 47-jährige Tochter niedergestochen hatte. Die Frau wurde im Krankenhaus notoperiert und überlebte.„Ich selbst bin glücklicherweise noch nie in eine solche Situation gekommen“, sagt Bürgermeister Martin Hikel und lobt die Mitarbeiter für ihr besonnenes Verhalten. „Sie haben ein Gefühl dafür, wo Sie anpacken müssen und einen Blick für den Bezirk.“

Was das Trio getan hat, geht über ihre eigentlichen Aufgaben hinaus. „Aber der Grat zwischen Ordnungswidrigkeiten und Straftaten ist oft schmal“, sagt Sichter. „Und schließlich tragen wir den Berliner Bären am Ärmel. Was sollen denn die Bürger von uns denken, wenn wir bei solchen Dingen wegschauen?“ Ihm sei es in seinen acht Jahren beim Ordnungsamt immerhin fünf Mal passiert, dass er einen Täter festhalten musste. „Es wäre gut, wenn wir nicht nur Reizgas und einen Schlagstock, sondern auch Handfesseln dabei haben dürften“, sagt er.

Mit der Unterstützung vonseiten des Bezirks ist er zufrieden, die Vorgesetzten hätten immer offene Türen, man kümmere sich um die Ausbildung. Alle zwei Wochen gebe es etwa ein Einsatztraining, bei dem es um Selbstverteidigung, Eigensicherung, Umgang mit aggressiven Menschen und Deeskalation geht.

„Viele Menschen denken: Naja, Ordnungsamt – das bedeutet, ein Auge auf parkende Autos, unangeleinte Hunde und Müll zu haben, aber die Mitarbeiter haben oft auch mit ganz anderen Dingen zu tun“, so Hikel. Als kleines Dankeschön übergab er drei Präsentkörbe mit Neuköllner Produkten – von Marzipan, über Kaffee bis zur Currywurstsauce. Prämien dürften nicht gezahlt werden, bedauerte er.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 220× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 983× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 645× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.134× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.022× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.