Kultband hat sich verabschiedet
Gitarrist Fritz Puppel war seit dem ersten Konzert von "City" 1972 im ABC in Köpenick dabei

Am 30. Dezember nahmen Fritz Puppel, Georgi Gogow, Toni Krahl und Manfred Hennig (v.l.n.r.) mit einem Konzert in der Mercedes-Benz-Arena nach 50 Jahren Abschied von ihren Fans. | Foto: Christina Kratsch
6Bilder
  • Am 30. Dezember nahmen Fritz Puppel, Georgi Gogow, Toni Krahl und Manfred Hennig (v.l.n.r.) mit einem Konzert in der Mercedes-Benz-Arena nach 50 Jahren Abschied von ihren Fans.
  • Foto: Christina Kratsch
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Fünf Jahrzehnte auf der Bühne, zahlreiche Alben, Hunderte Songs und eine große Gemeinde treuer Fans, welche die Musik zum Teil das ganze Leben begleitet hat. Am 30. Dezember hat sich „City“ mit einem letzten Konzert vor 12.000 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena endgültig verabschiedet.

„Das war’s…!!! Wir sind überwältigt, traurig und unheimlich stolz. Wir danken all unseren Wegbegleitern und dem besten Publikum der Welt für 50 aufregende Jahre!“, schrieb die Band einen Tag darauf auf ihrer Instagram-Seite. Zahlreiche Fans antworteten darauf mit berührenden Worten. „Es war ein krönender Abschluss. Vielen Dank für die tollen Lieder! Eure Musik bleibt für immer!“, „Ich gönne euch von Herzen euren Abschied und eure wohlverdiente Ruhe, aber ich bin auch unendlich traurig, denn wir sind mit euch groß geworden“ oder „Ihr seid Musikgeschichte und lebt dadurch ewig in den Herzen der Menschen weiter!“ lauteten drei von vielen Kommentaren.

12.000 Fans waren beim Abschiedskonzert von "City" am 30. Dezember in der Mercedes-Benz-Arena dabei und bedankten sich bei der Band für 50 Jahre Musik. | Foto: Christina Kratsch
  • 12.000 Fans waren beim Abschiedskonzert von "City" am 30. Dezember in der Mercedes-Benz-Arena dabei und bedankten sich bei der Band für 50 Jahre Musik.
  • Foto: Christina Kratsch
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Beim Abschiedskonzert seien die Leute von Anfang an sehr emotional gewesen. Das habe er auf der Bühne gespürt, erzählt Fritz Puppel. Am Ende des Abends sei kein Auge trocken geblieben. Keiner habe nach Hause gehen wollen. Der Gitarrist, dessen Markenzeichen der Cowboyhut ist, war als einziges Bandmitglied vom Anfang bis zum Ende dabei. 1972 gründete der inzwischen 78-Jährige zusammen mit Schlagzeuger Klaus Selmke die „City Band Berlin“. Ihr erstes Konzert spielten sie im heute leerstehenden ABC (Arthur-Becker-Club) in der Nähe des S-Bahnhofs Hirschgarten in Köpenick. Damals wurden sie noch auf einem Sammelplakat mit anderen Bands angekündigt. Mit „Am Fenster“, das bis heute als größter Erfolg eines DDR-Songs im Westen Deutschlands gilt, gelang ihnen 1978 der große Durchbruch.

Am 30. Dezember nahmen Manfred Hennig, Fritz Puppel, Toni Krahl und Georgi Gogow (von links) mit einem Konzert in der Mercedes-Benz Arena nach 50 Jahren Abschied von ihren Fans. | Foto:  Christina Kratsch
  • Am 30. Dezember nahmen Manfred Hennig, Fritz Puppel, Toni Krahl und Georgi Gogow (von links) mit einem Konzert in der Mercedes-Benz Arena nach 50 Jahren Abschied von ihren Fans.
  • Foto: Christina Kratsch
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Fritz Puppel erinnert sich noch gut an die Entstehung des Songs, den er „ein Geschenk des Himmels“ nennt. Sie hätten damals einfach ein bisschen vor sich hingespielt. Das Lied habe gar keinen richtigen Refrain, keine richtige Struktur. Das lange Geigensolo und die Überlänge, damit habe die Plattenfirma überhaupt nichts anfangen können. „Was ist denn das für eine Musik?“, seien sie gefragt worden. Auch er selbst habe während der Entstehung des Songs nicht geahnt, dass genau dieser einmal derart erfolgreich sein würde. „Man hat es definitiv nicht gemerkt, dass das ein Superhit wird.“ Ein Moderator habe „Am Fenster“ damals neben anderen unveröffentlichten Songs kleiner Bands nachts in einer Radiosendung gespielt. Am nächsten Tag seien dort Tausende Zuschriften eingegangen. Auch ein Musikmanager habe das Lied gehört und dann unbedingt ein Album mit ihnen herausbringen wollen. Der „Druck des Westgeldes“ habe dafür gesorgt, dass das Musiklabel „Amiga“ sich von der Veröffentlichung überzeugen ließ. So habe die Erfolgsgeschichte ihren Anfang genommen, berichtet Fritz Puppel. „Das war die Magie des Moments, die bis heute nicht erloschen ist.“ Der Song werde einfach nicht alt. Sämtliche Versuche, daraus eine Coverversion zu machen, seien gescheitert. „Am Fenster“ sei „uncoverbar“, ist Fritz Puppel überzeugt.

Gitarrist und Komponist Fritz Puppel hat "City" 1972 gemeinsam mit Klaus Selmke gegründet. | Foto:  Philipp Hartmann
  • Gitarrist und Komponist Fritz Puppel hat "City" 1972 gemeinsam mit Klaus Selmke gegründet.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Zum Abschied hat es „City“ noch einmal richtig krachen lassen. So brachte die Band 2022 mit „Die letzte Runde“ noch einmal ein Studioalbum heraus. „Wir haben dafür viel mehr Geld ausgegeben, als wir von der Plattenfirma bekommen haben“, verrät Fritz Puppel. Dreieinhalb Monate waren sie mit dem Doppelalbum in den deutschen Album-Charts, zwischenzeitlich sogar auf Platz zwei hinter den „Red Hot Chili Peppers“. Es folgte eine letzte Tournee mit 50 Konzerten. Außerdem wurde eine Biografie veröffentlicht. „Wir wollten aufhören, wenn es am schönsten ist. Die meisten schaffen das nicht.“ Fritz Puppel und seine Bandkollegen Sänger Toni Krahl, Geiger und Bassist Georgi Gogow und Keyboarder Manfred Hennig haben sich nie zerstritten. „Es gibt nichts, was nicht ausgesprochen oder geklärt ist.“

Der schwierigste Moment für die Band war der Tod von Schlagzeuger Klaus Selmke im Mai 2020 nach einer längeren Krebserkrankung. Hundertausende Zuschriften hätten sie danach erhalten. Durch diesen Verlust sei auch die Idee aufgekommen, das Kapitel „City“ zu beenden. „Wir haben zu Klaus gesagt: Egal, was passiert, wir gehen mit dir über die Ziellinie.“ Gemeint war, das 50. Bandjubiläum zu erreichen. Das hat „City“ letztlich geschafft, doch Klaus Selmke hat das nicht mehr miterleben können.

Fritz Puppels Markenzeichen war der Cowboyhut. | Foto: Michael Petersohn
  • Fritz Puppels Markenzeichen war der Cowboyhut.
  • Foto: Michael Petersohn
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Auch in Zukunft wird sich die Band immer mal wieder treffen. „Wir sehen uns natürlich weiterhin, gehen auch gemeinsam zu Konzerten“, so Fritz Puppel. Mit Toni Krahl führt er die Firma K&P MUSIC GmbH, die hinter der Band steht und mehrere Künstler unter Vertrag hat. Privat hat sich Fritz Puppel vorgenommen, mit seiner Frau, mit der er in Karolinenhof wohnt, viele Städtereisen zu unternehmen und unter anderem seine hochbetagte Cousine in Buenos Aires zu besuchen. Außerdem will er 240-mal im Jahr joggen. Damit habe er vor 20 Jahren angefangen und sei dadurch immer fit geblieben für die zahlreichen Auftritte. „Es gibt kein Loch. Ich habe klare Vorstellungen, wie es weitergeht“, erzählt er über seine Pläne.

Einen Tag nach dem letzten Konzert kehrte Fritz Puppel noch einmal zum ABC zurück, um das Kapitel "City" für sich abzuschließen. „Man gründet eine Band mit dem Wunsch, dass es etwas Großes wird“, sagt er rückblickend. Dieser Wunsch hat sich erfüllt.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 359× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 388× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 372× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 233× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 419× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 740× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.