Stadtspaziergang
Den Kietz von Köpenick entdecken

Im Kietz fühlt man sich in vergangene Zeiten zurückversetzt. | Foto: Bernd S. Meyer
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  • Im Kietz fühlt man sich in vergangene Zeiten zurückversetzt.
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Ich lade Sie diesmal in den Kietz ein, Köpenicks uralte Dienstleute-Siedlung. Nach wenigen Schritten kommt man vom Schloßplatz zu einem Sträßchen unter Bäumen, an dem sich zu beiden Seiten ein- und mehrstöckige Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert aneinanderschmiegen.

Fast fühlt man sich in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt. 31 Häuser – 31 Fischer, informiert ungefragt eine Anwohnerin, der man den Stolz auf ihre idyllische Wohnlage anhört. An diesem Ort gab es eine der ersten planmäßig angelegten Siedlungen auf dem heutigen Gebiet Berlins – gleich mit Wassergrundstücken am Ostufer der Bucht unweit der Mündung der breiten Dahme in die schmalere Spree. Entstanden ist sie nach Überlieferung vor rund 800 Jahren und hat zudem eine längere Vorgeschichte. Denn als die Germanen mit der Völkerwanderung weiter nach Süden und Westen zogen, rückten die Slawen Richtung Elbe nach, gründeten dort auf der vorletzten Dahme-Insel eine Siedlung, später Burg, wo der bisher älteste verbaute Holzfund auf das Jahr 849 datiert worden ist.

Foto: Bernd S. Meyer

Erst gut 300 Jahre später ist Jaxa von Köpenick, der dem König von Polen tributpflichtige heidnische Sprewanenfürst, vom Askanier Albrecht dem Bären besiegt worden. Nach neuerer märkischer Sage schwor Jaxa nach seiner Flucht durch die Havel am Schildhorn auf das Christentum. Zuerst erwähnt 1209 als Copenic, zählte die inzwischen deutsche Burg unter Markgraf Konrad II. noch zur wettinischen Lausitz. Die einheimischen wendischen, also slawischen Dienstleute hausten da schon außerhalb des Burgwalls. Doch als später die Askanier dort eine neue Burg bauten und deutsche Siedler anwarben, mussten die Wenden übers Wasser in den neu angelegten Fischerkietz ziehen und der Burg von dort stets den nötigen Fisch liefern.

Foto: Bernd S. Meyer

Auf der bald kurfürstlichen Insel wurde immer wieder gebaut. Ende des 17. Jahrhunderts entstand aus dem vorherigen Renaissance-Jagdschlosses das Schloss für den späteren ersten König Friedrich I., damals der größte Barockbau der Mark Brandenburg. Die Fischer gegenüber wohnten alle in niedrigen Siedlerhäusern. Geht man an der Uferseite ihrer Straße entlang, trifft man drei Durchgänge: Kaumanns Gasse, Breite Gasse, Judisgasse. Über diese „Wassergassen“ kamen die Fischer zu ihren Arbeitsplätzen am Frauentog – plattdeutsch für „Frauenzug“. Umgekehrt führt die „Kleine Hege“ zur parallelen Gartenstraße, die einst für Handwerker und Gewerbetreibende angelegt wurde.

Foto: Bernd S. Meyer

Wie immer feiert Köpenick am dritten Juniwochenende das Altstadtfest und parallel das Kietzer Sommerfest. Der Kietz kam am 1. April 1898 zur Stadt Köpenick. So kann in diesem Jahr der 125. Jahrestag gefeiert werden.

Foto: Bernd S. Meyer

An der verlängerten Gartenstraße betreibt der Jugendklub Cöpenicker an seinem Sandstrand das älteste aktive Flussbad von Berlin. Genau dort an der sehr sauberen Dahme ist sogar ein Krokodil an Land gegangen. Keine Angst, es beißt nicht, lässt aber beißen, denn es wandelte sich zum gastronomischen Geheimtipp. Köpenicks Gewässer sind verwirrend. Da fließt der kurze Kietzer Graben vom Frauentog in die Müggelspree unter vier Brücken hindurch, vorbei an einem schönen Fachwerkhaus, das einst für den kurfürstlichen Jagdaufseher erbaut, heute das Museum Köpenick beheimatet.

Foto: Bernd S. Meyer

Vom Spielplatz gegenüber kommt Kinderlachen. Auch der nahe Neubau der Mittelpunktbibliothek ist ein vielbesuchter, ganz gegenwärtiger Ort. Die historische Straße parallel zum Spreeufer ist nach dem Katzengraben benannt, der bis 1866 Köpenicks Altstadt von der Baumgarteninsel trennte und damals zum schiffbaren geraden Spreeausgang verbreitert worden ist. Ein Zugang, Verlängerung der alten Straße „Freiheit“, führt zur modernen Schrägseilbrücke Katzengrabensteg, der Müggelspree und den alten Spreebogen quert. Fußgänger wie Radfahrer freuen sich nicht nur über die flotte Abkürzung ins Krusenick-Wohngebiet, sondern genießen auch die wunderbare Sicht über die wunderschöne Wasserlandschaft

Der Spaziergang beginnt am Sonnabend, 17. Juni, um 11 Uhr. Treffpunkt ist an den Bronzepferden auf dem Schloßplatz Köpenick, zu erreichen mit der S-Bahn-Linie S3 bis S-Bahnhof Köpenick und mit der Straßenbahn 62 bis Schloßplatz Köpenick. Die Tour wiederhole ich am Sonnabend, 24. Juni, um 11 Uhr. Die Teilnahme kostet dann aber neun, ermäßigt sieben Euro. Anmeldung dafür unter Tel. 442 32 31.

Die Führung ist für Leser der Berliner Woche und des Spandauer Volksblatts kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: Am Montag, 12. Juni, in der Zeit von 10 bis 12 Uhr anrufen unter Tel. 887 27 73 02.

Autor:

Bernd S. Meyer aus Mitte

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