Sechs Waldstraßen im Bezirk
In Berlin gibt es elfmal die Waldstraße. Sechs davon liegen im Bezirk Treptow-Köpenick. Wir haben einige von ihnen besucht.
Eine Waldstraße gehört zu Schmöckwitz. Sie befindet sich im äußersten Zipfel von Berlin. Und sie ist eine Grenze, nämlich die zwischen den Bundesländern Berlin und Brandenburg. Die Hausnummern 2 bis 35 und 72 bis 246 gehören zu Berlin, und zwar zu den Ortsteilen Grünau und Schmöckwitz. Deshalb zählen wir diese Waldstraße doppelt. Auf der anderen Straßenseite ist Eichwalde, und diese Gemeinde gehört zu Brandenburg. Die Nachbarn haben andere Behörden, andere Autokennzeichen (LDS, KW) und die Kreisverwaltung von Dahme-Spreewald befindet sich in Lübben.
Da haben es die Schmöckwitzer auf der anderen Straßenseite zum Köpenicker Rathaus deutlich näher. Wer genauer hinschaut, sieht, es unterscheiden sich sogar die Straßenschilder beider Verwaltungen. Die auf Brandenburger Seite sind ohne Rand. Und den Strom liefert auf Berliner Seite Vattenfall, auf der anderen Straßenseite e.dis. Auf Berliner Seite stehen klassische Straßenleuchten, am Straßenrand in Eichwalde modernere LED-Laternen. Telefonieren können aber beide Seiten zum Ortstarif miteinander. Eichwalde hat seit Jahrzehnten die Berliner Telefonvorwahl.
Die nächste Waldstraße befindet sich ebenfalls an der Stadtgrenze. Sie gehört zu Bohnsdorf und liegt in der Schneise des Flughafens Schönefeld. Bebaut ist bisher nur die eine Seite. Am anderen Straßenrand beginnt Brandenburger Wald. Am 12. Dezember 1986 erlangte die Straße unrühmlich Bekanntheit. Wenige Meter von hier stürzte eine Tupolew der sowjetischen Fluggesellschaft Aeroflot in den Wald, 72 Menschen starben. Zu den ersten Helfern gehörten Anwohner der Waldstraße, eine Gedenktafel erinnert an den tragischen Vorfall.
Unsere nächste Waldstraße befindet sich in Johannisthal, sie verbindet den Sterndamm mit dem Segelfliegerdamm. Ihren Namen trägt sie seit 1892, vermutlich gab die nahe Königsheide den Ausschlag. Um der Inflation von Waldstraßen im Bezirk etwas entgegenzusetzen, gab es hier 2008 den Versuch einer Umbenennung. Der wurde jedoch schnell beendet, Anwohner protestierten mit Verweis auf Tradition – ist wohl wahr – und auf hohe Kosten – entspricht nicht der Wahrheit – und der Bezirk machte einen Rückzieher.
Die Waldstraße in Adlershof befindet sich zwischen Dörpfeldstraße und Friedhof. Sie bekam ihren Namen 1885 und erinnert an die heute nur noch in Resten vorhandene Köllnische Heide. Und die letzte und vermutlich unbekannteste Waldstraße befindet sich in der Siedlung Hessenwinkel im Ortsteil Rahnsdorf in der Nähe des Dämeritzsees. Außerdem gibt es im Bezirk noch einen Waldweg und einen Waldschützpfad (beide Rahnsdorf) sowie einen Waldvogelweg (Grünau).
Anmerkung: Am Anfang des Beitrags haben wir behauptet, dass die Waldstraße an der Grenze zu Eichwalde zu Schmöckwitz und Grünau gehört. Da haben wir uns geirrt. Wie unser Leser Heinrich Lehsten mitteilt, befindet sich die Grünauer Waldstraße rund neun Kilometer entfernt. Da die Postleitzahl identisch ist, kommt es bei Lieferungen immer wieder zu Verwechslungen. Dazu demnächst mehr. (Ralf Drescher)
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.