Arztsprechstunde ohne Papiere
Johanniter versorgen Obdachlose auch im Winter

Barbara Fischer berät in der Johanniter-Notübernachtung in Kreuzberg. Die Allgemeinmedizinerin ist im Ruhestand.  | Foto: Foto: Michael Rapaic
  • Barbara Fischer berät in der Johanniter-Notübernachtung in Kreuzberg. Die Allgemeinmedizinerin ist im Ruhestand.
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Zweimal in der Woche öffnen die Johanniter das Behandlungszimmer in ihrer Notübernachtung an der Ohlauer Straße. Medizinisch versorgt wird dort jeder – auch ohne Krankenversicherung oder Personalausweis.

Wer krank, aber nicht versichert ist, dem bleiben meist nur ehrenamtliche Sprechstunden für eine medizinische Versorgung. Das betrifft vor allem Menschen ohne Dach über dem Kopf. Deshalb springen die Johanniter ein und helfen im Rahmen ihres Engagements für die Berliner Kältehilfe jetzt im Winter mit einem niedrigschwelligen Angebot für Obdachlose weiter. Zwei Mal wöchentlich öffnet in ihrer Notübernachtung an der Ohlauer Straße das Behandlungszimmer.

"Obdachlose Menschen fallen in unserem Gesundheitssystem meist komplett durch und wissen nicht, an wen sie sich etwa bei Schmerzen oder Krankheiten wenden können", sagt Barbara Fischer, ehrenamtliche Ärztin bei den Johannitern. "Wir können uns Zeit für jeden Patienten nehmen und die meisten Krankheiten direkt behandeln.“ Die Allgemeinmedizinerin aus dem Ärzteteam der Johanniter ist im Ruhestand und hat neben ihrer Praxis viele Jahre im Ausland gearbeitet. Auch darum weiß sie, dass, wer auf der Straße lebt, besonders anfällig für Krankheiten ist. "Viele meiner Patienten haben durch die mangelnde Hygiene Probleme mit ihrer Haut", so Fischer, "Dazu kommen Erkrankungen an der Lunge und den Atemwegen, aber auch ganz normale Verletzungen." Auch die ambulante Nachsorge nach einer Operation im Krankenhaus nutzen Obdachlose kaum. "Sie werden oft sehr früh entlassen oder verlassen die Klinik auf eigenes Risiko", erklärt die Ärztin. "Dann stehen sie noch im Patientenkittel in der Notübernachtung und werden von uns versorgt."

Die nötigen Medikamente stellen die Johanniter den Ärztinnen und Ärzten vorrätig bereit. Das medizinische Equipment wird aus Spenden finanziert. „Manchmal reichen aber auch schon Empathie und ein offenes Ohr", so Fischer. Bei akuten medizinischen Notfällen und schweren Erkrankungen organisiert die Ärztin die Einweisung ins Krankenhaus über den Rettungsdienst oder arbeitet mit der Jenny-de-la-Torre-Stiftung zusammen. "Die medizinische Versorgung ist nur möglich, weil dafür engagierte Ärztinnen und Ärzte sowie erfahrene Sanitäterinnen und Sanitäter ehrenamtlich im Einsatz sind", betont Johanniter-Regionalvorstand Björn Teuteberg. Ihnen gelte ein besonderer Dank.

In der Notübernachtung in der Ohlauer Straße 22 haben jede Nacht 74 Männer ein Bett. Sie bekommen ein Frühstück und ein warmes Abendessen und können duschen. "Ein zuverlässiges Hilfsangebot bedeutet Stabilität und kann ein erster Schritt aus der Obdachlosigkeit sein", sagt Dietrich Heuer, Hausleiter der Notübernachtung. Geöffnet ist sie täglich von sieben Uhr abends bis bis sieben Uhr morgens. Das Abendessen gibt es bis 21 Uhr, auch für Frauen. Die ärztliche Sprechstunde ist immer dienstags und donnerstags von 19 bis 21 Uhr – ebenfalls für Frauen und Männer. Dazu halten die Johanniter das "Café Krause" Am Bethaniendamm 25 offen. Dort steht das Abendessen dienstags bis freitags zwischen 17 und 21 Uhr auf dem Tisch.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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