Herzensangelegenheit: Kant-Schüler lernen Leben retten

Am Kant-Gymnasium ist "Reanimation" jetzt Thema im Bio-Unterricht. | Foto: Wrobel
2Bilder
  • Am Kant-Gymnasium ist "Reanimation" jetzt Thema im Bio-Unterricht.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Ein plötzlicher Herzstillstand kann jeden treffen. Berliner Schüler lernen in einem Projekt die wichtigsten Reanimationstechniken.

Ganz konzentriert legt die 13-jährige Lea ihre Hände auf den Puppenbrustkorb. Dann beginnt sie im Rhythmus des Disco-Hits "Stayin' Alive" kräftig zu drücken. Ihre Mitschülerinnen Lea und Ani messen die Zeit mit ihrem Smartphone: "Drei Minuten Herzdruckmassage – und dann macht eine von uns weiter", sagt Ani und schaut auf die Stoppuhr auf ihrem Handy. Als für Lea die drei Minuten um sind, greift ihre Mitschülerin Gwyneth beherzt zu. Lea spornt sie lächelnd an: "Man braucht schon ganz schön Kraft für so eine Herzdruckmassage. Es ist echt anstrengend!"

Noch nie sind die Mädchen aus dem Immanuel-Kant-Gymnasium in der Lückstraße 60 bisher in die Situation gekommen, ein Menschenleben retten zu müssen. Trotzdem bereiten sie sich auf diesen Moment vor. Menschenleben zu retten, ist nämlich ab sofort Teil des Biologieunterrichts in der 8. Klasse des Gymnasiums. "Das ist uns Notärzten wirklich eine Herzensangelegenheit. Denn jährlich erleiden 200 000 Menschen einen Herzstillstand. Nur wenn den Betroffenen schnell geholfen wird, haben sie eine Chance", sagt Prof. Dr. Christian von Heymann, Chefarzt für Intensiv- und Notfallmedizin am Vivantes-Krankenhaus im Friedrichshain. "Wir wollen Schüler ermutigen, in solchen Fällen selbst aktiv zu werden", sagt er.

In Kooperation mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft startet das von der Charité und dem Vivantes-Netzwerk für Gesundheit getragene Projekt aktuell an 14 Berliner Pilotschulen, zu denen das Kant-Gymnasium gehört. Drei weiterführende Schulen nehmen bisher aus Lichtenberg teil, vier aus Marzahn-Hellersdorf. Die Teilnahme ist freiwillig.

"Unser Ziel ist es aber, die Reanimation nachhaltig in Schulen zu etablieren", sagt die Projektleiterin Sylvana Bauernöppel von der Senatsverwaltung. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist in Deutschland der Reanimationsunterricht in den Schulen nicht verpflichtend – mit erschreckenden Auswirkungen. Hierzulande werden bei lediglich 31 Prozent der Herzstillstände Ersthilfemaßnahmen durchgeführt. Die Hemmschwelle ist gerade bei Erwachsenen groß.

Das Projekt soll helfen, Hemmschwellen schon bei den Jugendlichen abzubauen. Die Schüler werden dabei von ihren eigenen Biologielehrern angeleitet, die wiederum an Fortbildungskursen bei Intensivmedizinern teilnehmen. Jede Klasse kann an zehn Reanimationspuppen Herzdruckmassage üben.

"Hier geht es erst einmal darum, sich das zuzutrauen", berichtet die Biologie-Lehrerin Manja Schenk. Viele Schüler seien zunächst verunsichert. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen, etwa eine Rippe zu brechen. Doch der Intensivmediziner Christian von Heymann versichert: "Als Ersthelfer kann man nichts falsch machen, auch wenn eine Rippe bricht. Nur wer nichts unternimmt, macht etwas falsch." KW

Am Kant-Gymnasium ist "Reanimation" jetzt Thema im Bio-Unterricht. | Foto: Wrobel
Der Intensivmediziner Prof. Dr. Christian von Heymann zeigt dem 13-jährigen Corvin die Herzdruckmassage. | Foto: Wrobel
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 102× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 222× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 209× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 65× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 272× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 626× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.