Scharfe Kritik an Debatte
Persönlichkeiten nehmen Stellung zum Gedenkstättendiskurs

Die Liedermacher Wolf Biermann und Bettina Wegner, Ex-Minister Rainer Eppelmann und Schriftsteller Jan Faktor zählen zu den Unterzeichnern: Mehr als 40 Persönlichkeiten haben in einer Erklärung die Debatte um die Gedenkstätte Hohenschönhausen kritisiert. Überschrift: „Es reicht!“

Überwiegend sind es ehemalige Bürgerrechtler, Autoren und namhafte Historiker, die sich mit einer Deklaration zu Wort gemeldet haben, weil sie die Aufarbeitungsarbeit hinter der Debatte um eine Person verschwinden sehen. Dies geschehe „zur Freude all jener, die die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur als störend empfinden“, heißt es in dem Papier. Und weiter: „Uns ist die Zukunft der Gedenkstätte Hohenschönhausen wichtig. Wir leben in Zeiten, in denen es wieder mehr Menschen gibt, die die autoritäre Führung eines Gemeinwesens begrüßen. Jetzt sollte jeder Ort wichtig sein, der daran erinnert, wohin es führen kann, wenn man leichtfertig Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie zur Disposition stellt.“

Politische Instrumentalisierung

Anlass des Rundschreibens ist der Streit um die Entlassung des langjährigen Gedenkstättenleiters Hubertus Knabe durch den Stiftungsrat, der inzwischen die Gerichte beschäftigt. Die Unterzeichner verzichten darauf, auf den Eklat im Einzelnen einzugehen. Ihnen gehe es um die Zukunft einer Gedenkstätte, die nicht durch politische Instrumentalisierung geprägt werden dürfe. Nicht nur der bisherige Direktor, alle Mitarbeiter hätten unbestreitbare Erfolge in der Gedenkstätte erreicht.

Extreme Äußerungen

Die Erklärung straft extreme Äußerungen auf beiden Seiten des Disputs ab: „Wer die Gerichte umstandslos als politisch beeinflussbar und Teil einer linken Verschwörung des Stiftungsrats darstellt, bedient sich rechtspopulistischer Argumentationsfiguren. Und wer den Entscheidungsprozess des Stiftungsrats als ‚puren Stalinismus‘ bezeichnet, verharmlost die totalitäre Diktatur, die zu bekämpfen sich der ehemalige Direktor der Gedenkstätte auf die Fahnen geschrieben hat.“ Die Unterzeichner fordern, die Leitung der Gedenkstätte künftig zeitlich zu befristen; Zeitzeugen-Führungen müssten unverzichtbares Element der Arbeit blieben, in die die Mitarbeiter inhaltlich einzubeziehen seien. Außerdem mahnen sie einen hohen wissenschaftlichen Standard in Forschung und Bildungsangeboten an.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 263× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 90× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.