Arbeiter-Samariter-Bund erfüllt Todkranken mit einem speziellen Fahrzeug letzte Wünsche

Erinnerungsfoto am Wünschewagen: Olaf und seine Frau Claudia mit den Helfern Stella Waider und Till Meißner. | Foto: Julian Thiel
  • Erinnerungsfoto am Wünschewagen: Olaf und seine Frau Claudia mit den Helfern Stella Waider und Till Meißner.
  • Foto: Julian Thiel
  • hochgeladen von Helmut Herold

Berlin. Unter dem Motto „Letzte Wünsche wagen“ erfüllt der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Berlin Todkranken einen letzten Wunsch. Sie können beispielsweise noch einmal einen Ort besuchen, mit dem sie besondere Erinnerungen verbinden. Dazu gibt es ein eigens für die Fahrten gebautes Fahrzeug und geschultes Personal als Begleitung.

Der Regionalverband Ruhr des ASB hat das rein durch Spenden finanzierte Projekt, welches seinen Ursprung in Belgien hat, nach Deutschland geholt und in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein bereits über 130 Menschen einen letzten Wunsch erfüllt. Seit gut zwei Monaten ist der Wünschewagen nun auch in Berlin im Einsatz.

„Wir möchten diesen Menschen letzte Sehnsüchte erfüllen“, sagt Julian Thiel, Verantwortlicher des ASB in Berlin. Um das Projekt realisieren zu können, benötigt man geschultes Personal, das die Fahrt ehrenamtlich betreut. Zwei der drei möglichen Begleitpersonen müssen berufliche Erfahrungen als Rettungsassistenten aufweisen.

Nur zu dritt

Eine dritte Person kann entweder ein Angehöriger des Patienten oder ein weiterer ehrenamtlicher Helfer sein, der keine besondere Qualifikation benötigt. „In jedem Fall wird das Personal von uns auf diese emotionale Situation angemessen vorbereitet“, versichert Thiel.

Bisher hat der Berliner Wünschewagen beispielsweise eine Reise nach Köln oder auch eine Fahrt an die Ostsee ermöglicht. Ein Patient wollte in der Rheinmetropole seine Angehörigen ein letztes Mal besuchen. Am Ostseestrand wollte ein weiterer unheilbar erkrankter Patient ein letztes Mal mit seiner Frau spazieren gehen. Dort hatte das Paar seine Flitterwochen verbracht. Mit dabei im Wünschewagen waren bei dieser Fahrt die beiden Rettungsassistenten Stella Waider und Till Meißner sowie die Frau des Patienten.

Wechsel von Trauer und Freude

„Es ist schon eine besondere Situation, zwei volle Tage mit solch einem Patienten zu verbringen. Man baut eine emotionale Bindung auf, Freude und Trauer wechseln sich ständig ab“, erinnert sich Till.

Freude beispielsweise darüber zu sehen, wie gut dem sterbenskranken Mann die Fahrt tat. Hatte er doch zuvor fast keine Nahrung mehr zu sich genommen, begann er während der Fahrt und des Aufenthaltes wieder zu essen. Auch brauchte er während der Zeit keine Extradosis aus seiner am Gürtel befestigten Schmerzpumpe.

Dem Menschen jedoch in die Augen zu blicken und zu wissen, es könnte das letzte Mal sein, ließ die Helfer doch die eine oder andere Träne wegdrücken.

Am meisten hat die beiden jedoch die Dankbarkeit des todkranken Menschen bewegt, als er mit letzten Kräften aus dem Wagen stieg und den beiden Helfern ein kleines Dankeschön überreichte.

Freude über Dankbarkeit

„Solch eine Dankbarkeit erlebt man nicht oft in Berlin, das war das Schönste“, erklärt Stella. Seit diesem gemeinsamen Erlebnis hat sich der Berufsalltag von Stella und Till verändert. „Wir haben uns viel besser kennengelernt und müssen uns auf Einsätzen weniger absprechen. Auch weiß man die kleinen Dinge des Lebens viel mehr zu schätzen“, sind sie sich einig. Florian Bich

Mehr Informationen zum Projekt des ASB Berlin per E-Mail an wünschewagen@asb-berlin.de.
Autor:

Florian Bich aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet jetzt auch bei Ihnen

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Reinickendorf
  • 06.12.24
  • 644× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 731× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 409× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 27.11.24
  • 859× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.799× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.