„Es ist Leidenschaft pur“
Berlin Owls Cheerleader suchen noch tanz- und turnfreudige Mitstreiter

Vorfreude aufs Pyramidenbauen. | Foto: Berit Müller
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Kaum ein Sport ist wohl ähnlich mit Vorurteilen behaftet, wie das Cheerleading. Dabei verlangt es viel von seinen Protagonistinnen: Akrobatik, Ausdauer, Ästhetik. Lisa Jürgens und Jasmin Florian aus Lichtenberg haben sich mit Haut und Haar dem Teamsport verschrieben. Vor zwei Jahren gründeten sie die Berlin Owls Cheerleader.

Fünf, sechs Liegestütze müssen sie schon schaffen. Dann noch ein paar Sit-ups. Und drei Runden im flotten Laufschritt durch die Turnhalle. Die ersten Schweißperlen kullern, die Wangen der Mädchen glühen – ohne Aufwärmen geht im Sport nichts. Schon gar nicht beim Cheerleading. Die nächste Kraftsport-Einlage kann folgen. Und wird ohne Murren absolviert.

Das Ganze dauert eine gute halbe Stunde. Erst dann beginnt die Kür, geht es ans Riegen bilden, Tanzschritte üben, Pyramiden bauen. Dafür schnappen sich die Mädchen ihre glänzenden Haarschleifen und stecken sie fest. Der Kopfschmuck ist – rein äußerlich – das einzige, was den Laien ans klassische Cheerleading erinnert. Jenen Formationstanz, der in den USA so populär ist. Bei dem Mädchen und Frauen in knappen Outfits bunte Pompons schwingen.

Einmal Cheerleading, immer Cheerleading

Die Berlin Owls tragen Sportsachen. Shorts, T-Shirts, Turnschuhe. Bequem und praktisch muss es sein. „Kostüme ziehen wir nur bei Auftritten oder Wettkämpfen an“, erzählt Lisa Jürgens. Die Trainerin und Mitgründerin der „Eulen“ war selbst sieben Jahre lang Cheerleader – in jeder freien Minute. Bis das irgendwann nicht mehr klappte. „Der Job, ein Umzug, der Riesenaufwand, der nötig ist, wenn man es richtig gut machen will. Ich dachte das schaffe ich nicht mehr.“ Ganz nah dran war sie, das Cheerleading komplett aufzugeben. „Ging aber nicht“, seufzt sie. „Man kommt davon einfach nicht los.“

Lisa Jürgens wählte einen anderen Weg. Schon seit der Grundschule kennt sie Jasmin Florian, die genauso verrückt nach dem Sport ist wie sie. Als Mädchen waren sie eine Zeit lang im selben Team. Nun fassten die jungen Frauen – beide sind heute Mitte 20 – den Entschluss, eine eigene Gruppe zu gründen. Dank ihrer Trainerlizenzen sollte es keine Probleme geben, hofften sie. Alles begann vor zwei Jahren auf dem Zachert-Sportplatz in Friedrichsfelde. Oft bloß zu dritt oder zu viert trainierten sie bei Wind und Wetter, immer unter freiem Himmel. Das war auf Dauer natürlich nichts. Ein Verein als Heimat und Rückhalt musste her. Fündig wurden sie beim SV Preußen mit Sitz in der Hansastraße. Dort sorgte man für die nötigen Rahmenbedingungen, vermittelte Trainingshallen. „Das hat uns gerettet“, erinnert sich Lisa. „Endlich konnten wir anfangen, die Gruppe vernünftig aufzubauen.“

Knapp eineinhalb Jahre später ist das Team der Berlin Owls auf 55 Mitglieder angewachsen. Trainiert wird in vier Altersgruppen: Bambinis heißen die Drei- bis Sechsjährigen, die sogenannten Peewees – bedeutet übersetzt „was ganz Kleines“ – sind zwischen sieben und zwölf Jahre alt, die 13- bis 17-jährigen nennen sich Juniors. Seniors gibt es auch. „Eigentlich haben wir nach oben keine Grenze“, sagt Lisa. „Wer sich mit 35, 40 oder drüber noch fit genug fühlt, nur zu!“

Zuerst nur Männern erlaubt

Die ersten Cheerleader-Teams kamen übrigens tatsächlich aus den USA. Der Begriff setzt sich aus den Wörtern „Cheer“ für Beifall und „leading“ für anführend zusammen. Ursprünglich sollten die Formationen das Publikum animieren, die jeweils eigene Mannschaft anzufeuern. Anfangs durften das nur Männer. Meistens heizten sie die Fans beim American Football oder Basketball an. Inzwischen betreiben in erster Linie Mädchen und Frauen den Sport – häufig als selbstständige Wettkampfdisziplin.

Und was ist nun so faszinierend daran? „Na, es ist Leidenschaft pur!“, schwärmt Jasmin Florian. „Welcher Sport bietet denn so viel Abwechslung? Du kannst tanzen und turnen, es geht um Akrobatik, um Sprünge und Stärke.“ Schließlich verlange das Pyramiden-Bauen auch Muskeln. „Wenn wir es schaffen, in zweieinhalb Minuten alle gängigen Elemente zu verbinden, wenn es kraftvoll und ästhetisch aussieht, dann ist das einfach wundervoll.“ Nicht zuletzt müsse sich niemand allein im Fitnesscenter quälen. Gemeinschaft und Teamgeist sind das A und O.

Meisterschaften als Ziel

Die Berlin Owls treten nicht für eine bestimmte Mannschaft an. Die meisten Football- oder Basketballteams haben ihre eigenen Cheerleader. Dennoch ist das Ganze mehr als Selbstzweck, die Trainerinnen verfolgen ambitionierte Ziele. „Es gibt ja Meisterschaften – regional, national und international. Perspektivisch wollen wir da unbedingt hin.“ Größter Wunsch der beiden jungen Frauen ist es, einmal mit ihren „Eulen“ bei den World Championships mitzumachen, die – natürlich – in den USA stattfinden.

Die Berlin Owls Cheerleader trainieren zweimal pro Woche: sonnabends zwischen 10 und 16 Uhr in der Grundschule am Faulen See in der Degnerstraße in Alt-Hohenschönhausen und donnerstags von 17 bis 22 Uhr in der Grundschule am Hamburger Platz, Gustav-Adolf-Straße (Weißensee). Es geht immer mit den Jüngsten los, zum Schluss sind die Seniors dran. Für Interessierte jeden Alters bietet sich ein vierwöchiges kostenloses Schnuppertraining an. Alle Infos gibt's unter https://bwurl.de/14cn, E-Mails für die Kontaktaufnahme gehen an: owls-cheerleader@web.de.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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